Zur vergleichenden Beurteilung der gegensätzlichen Meinungen dient das von B. und R. Clouse herausgegebene Buch Women in Ministry – Four Views (1989) und eine entsprechende Zusammenstellung aus Großbritannien von S. Lees, The Role of Women (1984).
Auch im deutschen Sprachraum wurde und wird die theologische Diskussion um die Rolle der Frau in Familie und Gemeinde seit den 1970er Jahren heftig geführt. Allerdings stellte sich die öffentliche Auseinandersetzung entsprechend der kirchlichen Gesamtsituation in der Praxis hier etwas anders dar: Innerhalb der evangelischen Landeskirchen bestand und besteht eine große Meinungsvielfalt, die das ganze Spektrum der feministischen Theologie einschließt und sich im Blick auf die Praxis vor allem auf die Frage der Frauenordination und des ungehinderten Zugangs zu kirchlichen Ämtern für Frauen konzentriert hat. Einen Überblick über die verschiedenen Sichtweisen gibt hier die idea-Dokumentation Nr. 28/91, die anlässlich der Entscheidung der letzten Landeskirche, Schaumburg-Lippe, für die Ordination von Frauen verschiedene Stellungnahmen pro und kontra Frauenordination wiedergibt. In weiteren Veröffentlichungen zum Thema wird deutlich, dass Meinungsverschiedenheiten bis tief in die konservativ bibelgläubige Fraktion der Kirche hineinreichen: Die Positionen reichen von einer theologisch begründeten heftigen Ablehnung der Frauenordination, wie sie zum Beispiel in Bibel und Gemeinde (3/2001) zum Ausdruck kommt, bis zur ebenfalls theologisch begründeten völligen Zustimmung, wie das Positionspapier des Synodalgesprächskreises der „Lebendigen Gemeinde“ in Baden-Württemberg Die Frau in der Gemeinde deutlich macht.
In den evangelischen Freikirchen im deutschsprachigen Raum herrscht ebenfalls eine große Meinungsvielfalt. So werden über den Dienst der Frau in der Gemeinde alle Positionen vom Gebot ihres vollständigen Schweigens im Gottesdienst (Darbystische Versammlungen) bis zu ihrer Teilnahme an allen Funktionen des Gemeindelebens (z. B. in den Gemeinden der Heilsarmee) vertreten und praktiziert. Einen Überblick über die Stellungnahmen einiger Freikirchen zum Thema gibt idea-Dokumentation Nr. 5/92. Gründliche theologische Erarbeitungen zur Stellung der Frau aus der beschriebenen traditionellen Sicht stellen die Monografien von Werner Neuer Mann und Frau in christlicher Sicht (1993) und Heinzpeter Hempelmann Gottes Ordnungen zum Leben (1997) dar. In einigen freien Gemeinden hat die aus dem Amerikanischen übersetzte Monografie von A. Strauch Die Revolution der Geschlechter (2001) eine große Bedeutung, die sich weitgehend an der Argumentation des CBMW orientiert, in der Darstellung allerdings auffällig kämpferisch wirkt. Einen für die deutsche freikirchliche Diskussion ebenfalls wesentlichen Beitrag zur Bestätigung der traditionellen Sicht stellt die Stellungnahme der Evangelischen Gesellschaft für Deutschland von Klaus Riebesehl, Leitlinien zum Dienst der Frau in der Gemeinde (2004) dar. Eine konservative, aber eher versöhnende Position findet man bei Alfred Kuen in seiner gründlichen biblisch-theologischen Abhandlung Die Frau in der Gemeinde (1998).
Während alle genannten Autoren sich deutlich für eine biblisch begründete hierarchische Beziehung zwischen Mann und Frau aussprechen, kommen sie doch für die Praxis des Gemeindelebens zu sehr unterschiedlichen Schlüssen von einem „totalen Redeverbot“ der Frau im Gottesdienst (Neuer 1993) bis zum Zugestehen ihres Predigtdienstes (Hempelmann 1997). Auch ihre Berufung ins Ältestenamt ist nicht in allen Gemeinden ausgeschlossen (z. B. Hardmeier 2013). Die Inkonsequenz, mit der hier Linien gezogen und über den Dienst der Frau in der Gemeinde entschieden wird, macht vielen Betrachtern zu schaffen (z. B. Hardmeier 2013, 157–158). Lakey weist darauf hin, dass unter traditionellen Auslegern in der Praxis Elemente von Gleichrangigkeit und von Hierarchie in bunter Mischung nebeneinander stehen (2010, 15–18).
Von den Beiträgen zu einer egalitären Sicht unter Theologen im deutschen Sprachraum, die die Heilige Schrift als Autorität für Glauben und Leben hochhalten, ist das Buch von Christa Conrad Der Dienst der ledigen Frau in deutschen Glaubensmissionen (1998) zu erwähnen, das aus einer missionsgeschichtlichen Perspektive für eine biblisch begründete Gleichrangigkeit der Frau im geistlichen Dienst plädiert. Eine Zusammenstellung verschiedener Perspektiven und Aspekte aus egalitärer Sicht von unterschiedlichen Autoren ist das von Cornelia Mack und Friedhilde Stricker herausgegebene Buch Begabt und beauftragt (2000). Der ausführlichste theologische Beitrag, der sich in deutscher Sprache in Kreisen bibelgläubiger Christen aus egalitärer Sicht mit der „Frauenfrage“ befasst hat, ist bisher das aus dem Englischen übersetzte Buch von Marylin B. Smith und Ingrid Kern, Ohne Unterschied? Frauen und Männer im Dienst für Gott (2000), das die Position der Kommission für Frauenfragen der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) zum Thema darstellt. Eine übersichtliche Kurzdarstellung einer egalitären Sicht bietet das ebenfalls aus dem Englischen übersetzte Büchlein von John Ortberg Die Frau schweige? (2004). Neu hinzugekommen ist die ausführliche Behandlung des Themas aus einer kulturwissenschaftlichen Perspektive von Annegret Braun, Warum Eva keine Gleichstellungsbeauftragte brauchte (2019).
In den Jahren seit der ersten Auflage dieses Buches hat die Frage nach Stellung und Dienst der Frau vor allem in freien Gemeinden und Organisationen konservativ-protestantischer Prägung in der westlichen Welt nach wie vor und immer wieder neu zu schweren Auseinandersetzungen und Gemeindespaltungen