Die Eisenritter. Lucian Caligo. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lucian Caligo
Издательство: Bookwire
Серия: Die Eisenritter
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783948700188
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so ein Schmiedetisch tatsächlich um die Ohren.«

      »Würdet Ihr fortfahren«, verlangte Judas. »Ich bin in Eile.« Was kümmerten ihn die Bedenken eines Waffenschmieds. Dennoch nahm er vorsichtshalber den Sicherheitsabstand zum Schmiedetisch ein und überprüfte unwillkürlich den Sitz seiner Waffe.

      Georg verkniff sich ein Lächeln. »Erschaffen«, verlangte er von der Apparatur. Der Tisch glomm auf, einzelne Partikel materialisierten sich, stoben aufeinander zu und umeinander herum, bis sich ein daumengroßer Schildgenerator bildete. Allein durch das Aufwenden von Energie aus dem gespaltenen Hybonit erzeugten die Schmiedetische Materie. Alles wurde auf diese Weise hergestellt, selbst die einzelnen Komponenten von Klingenjägern und Großschwertern.

      Georg nahm den Schildgenerator zur Hand und drückte auf die Schaltfläche in der Mitte. Sogleich umgab seinen Körper ein blau wabernder Schild. »Das ist die übliche Funktion. Wenn ich aber die Energiezufuhr weiter nach oben regele«, der Schild weitete sich zu einer Kugel aus, in der Georg sich frei bewegen konnte, »dann erweitert sich der Schild zu solch einer Größe, dass ich ohne Weiteres eine zweite Person darin aufnehmen kann. Perfekt für den Außeneinsatz.«

      »Er macht mich aber kampfunfähig«, widersprach Judas. »Das Schwert wurde bisher nie in den Schild miteingefasst, damit es nicht von ihm blockiert wird.«

      »Das ist richtig«, stimmte Georg pikiert zu. »Jedoch zur Bergung eines Bruders oder einer Schwester ist es von Vorteil. Die Funktion hat außerdem noch einen anderen Kniff. Regle ich den Schild ganz nach oben, weitet er sich explosionsartig aus und alle Angreifer ringsum werden fortgeschleudert. Um der Frage zuvorzukommen, wer einen Schild derselben Frequenz benutzt, wird davon nicht getroffen.«

      »Eine interessante Funktion«, gestand ihm Judas zu.

      »Der Schildgenerator lässt sich bequem in die Rüstung einpassen. Ich würde vorschlagen, ihn an der Hüfte zu tragen, da ...«

      »Das rechte Handgelenk«, fuhr Judas dazwischen. »Mit dieser Funktion will ich ihn im Kampf schnell einsetzen können. Vom Schwert zu lassen und erst an meinen Panzer zu greifen, dauert mir zu lange.«

      »Ein gutes Argument. Was Ihr aber wissen müsst, diese Schildexplosion verschlingt alle Energie, die darin gespeichert ist. Danach bricht der Schild zusammen und lädt sich nur wieder auf, wenn er am Energiekern des Panzers angeschlossen ist.«

      Judas nahm den Schildgenerator entgegen. »Noch einen für Ritterin Dafrosa.« Er betonte ihren Namen, um sie aufzufordern, endlich herüberzukommen und sich den wichtigen Dingen zu widmen. Sie hörte ihn gar nicht. Offenkundig interessierte sie sich mehr für das, was der Lehrjunge zu sagen hatte. Oder interessierte sie sich sogar für den Lehrjungen? Was sollte eine Ritterin mit solch einem Schwächling?

      »Für den Außendienst braucht Ihr noch einen Scanner.« Georg nahm zwei dieser handlichen Geräte aus einem Regal. »Man weiß ja nie, wo die verdammten Auglaras ihre Nanobots hinterlassen haben. Ich würde jetzt noch gerne Euer Schwert überprüfen.«

      Judas nahm es von der Hüfte und reichte es dem Waffenschmied, der es genau in Augenschein nahm.

      »Ihr haltet es vortrefflich in Schuss«, lobte Georg. Mit seinen Implantaten sah er vermutlich wesentlich mehr als mit bloßem Auge.

      »Es ist unsere Pflicht, uns um das Eisen zu kümmern«, rezitierte Judas.

      »Wusstet Ihr, dass die Legierung, aus der die Klinge besteht, gar kein Eisen ist?«, belehrte Georg beiläufig. »Dieser Begriff stammt noch aus Zeiten, als wir die Ur-Erde bewohnten. Eisen würde die Kräfte gar nicht aushalten, die auf die Klinge wirken, wenn man sie entflammt.«

      »Das ist mir bekannt«, entgegnete Judas zähneknirschend. »Auch wenn es wie Ketzerei klingt.«

      »Ich bin Wissenschaftler, wir sind immer ein wenig ketzerisch«, grinste Georg schuldbewusst. »Wenn Ihr es wünscht, spiel ich Euch ein Update auf die Klinge, damit Euer Schwert seine Energiereserven besser nutzen kann.«

      Judas nickte. Darauf sah er zu seiner Gefährtin hinüber. »Ritterin Dafrosa, Ihr müsst Eure Waffe prüfen lassen«, erinnerte er sie.

      »Oh, ja natürlich.« Sie kam hastig herübergehuscht. »Es war nur so spannend, was Thaddäus zu berichten hatte. Stellt Euch vor, er erforscht eine Technik, mit der man Energie aus den Sonnen gewinnen kann.«

      »Ketzerei!«, entfuhr es Judas, ohne dass er darüber nachdenken konnte.

      Georg nahm Dafrosas Waffe und unterzog diese derselben Prüfung. »Nicht wirklich, werter Ritter Judas.« Er verengte die Augen. »Ich bin vor Kurzem in unseren Archiven darauf gestoßen. Diese Technik wurde auf der Ur-Erde verwendet, kurz bevor wir sie verlassen mussten. Wir müssen uns auch mit Alternativen zum Hybonit beschäftigen, falls es ...« Georg bemerkte selbst, dass seine Worte gefährlich waren.

      »Ich höre«, forderte Judas ihn heraus.

      »Er meint, dass wir eine neue Energiequelle brauchen, wenn die Kristalle abgebaut sind«, wusste Dafrosa.

      »Das ist Blasphemie, der Eisengott selbst stellt uns diese Energiequelle zur Verfügung.« Auch diese Worte stammten aus dem Kodex der Eisenritter.

      »Hm, die Klinge hat einige Scharten«, lenkte Georg ab. »Ihr müsst sie entflammen, bevor Ihr zuschlagt.«

      »Ich weiß.« Dafrosa wurde rot. »Ich hab den Energiepegel nicht im Auge behalten und sie ist bei meinen Übungen erloschen.«

      »Das lässt sich leicht reparieren«, meinte Georg gutmütig.

      Judas beobachtete Georg argwöhnisch. Er ging sehr väterlich mit Dafrosa um. Dies missfiel ihm. Sie war schließlich eine Ritterin. Auch wenn sie noch einiges lernen musste, Schwäche zeigen durfte sie nicht und schon gar nicht vor jenen Menschen, die man nicht in den Ritterstand erhoben hatte.

      »Bis dahin erhaltet Ihr eine andere Waffe.« Georg zog ein neueres Schwert aus einem der Waffenständer und reichte es Dafrosa. »Bitte sehr, ich wünsche viel Erfolg.« Er verbeugte sich, wie es die Etikette verlangte.

      Kapitel 2

      Der Klingenjäger schoss aus der Landebucht des Großschwertes. Die Flaggschiffe besaßen nicht umsonst die Form einer Klinge. Sie vermochten andere Großkampfschiffe zu rammen und zu durchstoßen. Diese Möglichkeit hatten sie jedoch schon lange nicht mehr genutzt. In diesem System, einem Verbund aus etwa dreißig Sonnensystemen, gab es kaum noch Feinde, die solch ein Manöver nötig machten.

      »Eindrucksvoll. Das denke ich immer wieder, wenn ich eine der Großklingen von außen sehe«, plauderte Dafrosa. »Und die der Mutter ist besonders beeindruckend. Es heißt, die Großschwerter werden vom Eisengott selbst geführt.« Sie sah über die Schulter.

      »Wahre Größe verleiht nur der Eisengott. Das ist lediglich ein Schiff«, entgegnete Judas. Er hatte bereits zweimal in seinem Leben gesehen, wie Großschwerter von den Auglaras vernichtet wurden. Mit dem letzten war Ebba gestorben. Das wäre nicht passiert, wenn der Eisengott selbst das Großschwert geführt hätte.

      »Aber es heißt doch, sie sind Ausdruck seines Willens«, widersprach Dafrosa, während sie die Koordinaten eingab.

      »Richtig«, gab Judas klein bei. Aber waren es nicht eher die Energiekristalle und die Technik, die alles erschufen? Wenn er ehrlich zu sich selbst war, besaß der Eisengott keine Macht. Wenn ein Kampf besonders gut ausging oder jemand mit viel Glück überlebte, dann unterstellte man dies dem Willen des Eisengottes. Aber ein allmächtiges Wesen sollte doch dazu imstande sein, all seine Feinde auf einen Schlag zu vernichten. Es wäre gar nicht erst auf die Hilfe von Rittern angewiesen. Doch es hieß genau so: Der Eisengott würde erst kommen, wenn sich die Menschen seiner würdig erweisen. Was sollten sie noch tun, um seine Gunst zu erhalten? Judas schalt sich selbst für derart ketzerische Gedanken.

      »Was erwartet uns?«, fragte Dafrosa. »Ich war noch nie auf M-127.«

      Judas war ebenfalls noch nie dort gewesen, es gab Hunderte dieser Schürfanlagen, unmöglich, sie alle zu kennen. Deshalb rief er die Information aus dem Bordcomputer