Die Eisenritter. Lucian Caligo. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lucian Caligo
Издательство: Bookwire
Серия: Die Eisenritter
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783948700188
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      »Zeit für den Todesstoß«, freute sich Judas. Einmal mehr würden sie dieses minderwertige Gezücht aus ihrem Sternensystem zurückschlagen!

      Aus dem Bauch des Auglarasschiffes stoben unbemannte Drohnen heraus und gingen auf Abfangkurs. In der Klingensektion konnte sich Judas nicht gegen diesen Angriff wehren. Diesen Teil übernahm Ebba für ihn, sie war in ihrem Teil des Jägers zurückgeblieben und eröffnete das Sperrfeuer. Die Plasmageschosse stoben um Judas´ Schiffsegment herum. Ebba war eine hervorragende Schützin, die nicht ein einziges Mal die Klingensektion traf.

      Die feindlichen Drohnen fuhren ihre Geschütze hoch. Um Judas herum entbrannte ein Gewitter aus grellen Lichtblitzen von Plasmawaffen und explodierenden Drohnen. Seine Schilde wurden etliche Male getroffen, weshalb deren Energie rapide bis auf vierzig Prozent sank. Judas ignorierte die Warnleuchte. Die Schilde mussten halten. In wenigen Sekunden sollte er sich dicht genug am feindlichen Flaggschiff befinden. Wenn sie seine Sektion zerstörten, dann riss die Explosion des integrierten Sprengkerns ein gigantisches Loch in die Hülle des Großkampfschiffes. Aber auch wenn Judas, ohne zu zögern sein Leben für den Eisengott opfern würde, war dies nicht sein Ziel. Noch war nicht die Zeit, um im Reich des Eisengottes wiedergeboren zu werden.

      Der Energielevel seiner Schilde sank bis auf zehn Prozent. Ein Schauer des Unbehagens überlief Judas. Das Blitzen der in seinen Schild einschlagenden Plasmageschosse erlosch. Sogleich erschien das Großkampfschiff der Ketzer vor ihm. Es war gigantisch, sah dabei aber aus, als sei es aus unterschiedlichsten Schiffen zusammengesetzt, gleich einem Schrottplatz. Bei diesem Anblick brach alter Hass in Judas hoch. Er verabscheute diese Kreaturen. Die bittere Wut bekräftigte ihn in seinem waghalsigen Vorhaben. Er richtete die Klinge des Jägers zur Hülle aus. Sie stand wie ein langer Flügel von seinem kapselartigen Cockpit ab. Unterdessen kam die Hülle des Flaggschiffs gefährlich nahe.

      »Für den Eisen-« Ebbas Worte gingen in einem Rauschen unter. Judas warf einen Blick zurück, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie das Großschwert in einer stillen Explosion aufging. Die Detonation schluckte die Klingenjäger und die Kampfschiffe der Auglaras gleichermaßen. Judas´ Herz blieb für Sekunden stehen, als er sah, wie Ebbas Sektion ebenfalls erfasst und von der Plasmawolke verschluckt wurde.

      Entsetzt verfolgte Judas die Vernichtung seines Geschwaders. »Wie beim Eisengott ...?!«

      Judas spürte eine Erschütterung und sah alarmiert nach vorn. Die Klinge schrammte an der Außenhülle des Mutterschiffs der Auglaras entlang und drohte daran zu zerbersten.

      Das Adrenalin ließ Judas die Faust aufs Schaltpult schlagen. Alle Energie seines Jägers wurde in die Klinge geleitet, die sogleich in blauem Plasma erstrahlte. Die unbändige Hitze dieser Waffe fraß sich in die Außenhülle des Großkampfschiffes. Die Klingensektion wurde dabei heftig durchgerüttelt. Mit Genugtuung sah Judas den breiten Riss, der sich hinter der Plasmaklinge öffnete. Ein greller Lichtblitz flammte auf. »Ja!« Judas hatte die Hauptenergieleitung erwischt, ein fataler Treffer. In dem Riss, den Judas verursacht hatte, traten Explosionen auf, gefolgt von Erschütterungen, die Judas in der Klingensektion spürte. Viele Steuerungsmöglichkeiten hatte er nicht. Mit den Schubdüsen justierte er die Klinge nach, damit sie sich beim Austritt nicht verkantete und brach.

      Das Großkampfschiff der Auglaras fiel hinter Judas zurück. Der weite Raum tat sich auf und dann war alles vorbei. Die Klingensektion ging in einen ruhigen Flug über. Judas hatte das feindliche Schiff hinter sich gelassen. Die Lichter im Flaggschiff der Ketzer erloschen und im Inneren flammten mehrere Explosionen auf.

      Die Klingensektion mit Judas am Steuer begann zu trudeln. Judas hatte alle Energie verbraucht. Allein die Lebenserhaltungssysteme seiner Rüstung sorgten für Atemluft und Wärme. Auch das Kraftfeld, welches das Cockpit normalerweise abschirmte, war erloschen. Vor ihm lag unendliche Schwärze. Der purpurne Todesnebel, am Rande ihres Sternensystems, war der einzige Farbklecks. Wie nach jedem Einsatz setzte Judas das Ortungssignal über die Steuerungseinheit an der Hüfte der Rüstung ab. So konnte er von den Rittern aufgelesen werden. Erst jetzt gestattete er seinem Geist, die Situation Revue passieren zu lassen. Die Rüstung erlaubte ihm nicht viel Bewegungsfreiheit in dem engen Cockpit. So gut es ging, drehte sich Judas herum. Das Auglarasschiff war nicht mehr als ein schwarzer Klumpen, der durchs All driftete. Aber auch von seiner Flotte war lediglich ein Trümmerfeld geblieben. Wie? Wie war es diesen verdammten Echsen gelungen, ihre Verteidigung zu durchbrechen und ihr Großkampfschiff zu zerstören? Judas war Kampfpilot, kein Taktiker, sein Platz war an der vordersten Front. Man sagte ihm, was er zu tun hatte, und er tat es. Bei aller Einsatzbereitschaft für den Eisengott, dies hätte nicht geschehen dürfen.

      Er blickte auf das Display in seinem Energiehelm, der ihn vor dem Tod im All bewahrte. Sein Ruf war noch nicht erwidert worden. Erst jetzt realisierte er, was mit Ebba geschehen war. Die Explosion des Großschwertes hatte auch den Teil des Klingenjägers erfasst, in dem sie gesessen hatte.

      Die Glückliche, sie war nun an der Seite des Eisengottes. Judas ballte seine Hände zu Fäusten. Der Eisengott würde eines Tages zurückkehren, ihre Feinde zerquetschen und alle Toten rächen! Bis dahin hieß es kämpfen und durchhalten. Judas besann sich auf seine Atmung. Wut galt als Schwäche. Aber gegenüber den verfluchten Echsenmenschen konnte Judas nicht anders, als in Hass zu entflammen. Für ihren Gott war dies jedoch nicht genug. Ergebenheit und Gehorsam, das war es, was er forderte.

      Ebbas Kampf ist nun vorbei. Judas konnte sich nicht erklären, warum seine Gedanken weiterhin um die Ordensschwester kreisten. Er kannte sie seit der Ausbildung und sie war von Anfang an seine Partnerin gewesen. Das waren immerhin etwa zehn Jahre. Aber Ebba war doch jetzt bei ihrem Gott, er sollte sich für sie freuen. Warum rannen dann Tränen über seine Wangen? Ein unartikulierter Laut löste sich aus seiner Kehle.

      Kapitel 1

      Die Formel, sie wirkte nicht. Judas kauerte auf Knien in der Gebetskammer, die Hände gefaltet. Während seiner Ausbildung hatte er alle Gebete und Formeln gelernt, mit denen er sich an den Eisengott wenden durfte. Als ein Ritter hatte er als einer der wenigen das Privileg dazu. Die gewöhnlichen Menschen mussten Iljas anrufen, den Propheten des Eisengottes. Er war der Einzige, der jemals lebend zum Eisengott aufgefahren war, um ihm persönlich dienen zu dürfen. Judas kannte ihn aus alten Dateien, die er als junger Novize studieren musste. Iljas Schriften halfen dabei, einen tiefen Einblick in das fast unergründliche Wesen des Eisengottes zu nehmen.

      Früher hatte es Judas immer geholfen, seinen Gott anzurufen. Er versuchte sich an jedem Gebet. Doch die Worte vermochten nicht seine Trauer hinfort zu nehmen.

      Mein Glaube ist zu schwach. Judas schauderte bei diesem Gedanken. Doch das war die einzig logische Schlussfolgerung. Aber das konnte nicht sein, er war einer der ergebensten und treuesten Ritter des Eisengottes!

      Allein die Aufmerksamkeit auf seinen Atem zu lenken und diesen ungehindert fließen zu lassen, half Judas. Ohne seine störenden Gedanken fand er den Frieden, den ihm der Eisengott verwehrte.

      Sobald Judas zu den Gebeten zurückzukehren suchte, geriet sein Geist in Aufruhr. Sogleich sah er Ebba in der Geschützsektion des Klingenjägers sitzen. Sie hämmerte gegen das Kraftfeld des Cockpits und schrie ihm etwas zu, das er nicht verstand. Im nächsten Moment wurde sie von einer blauen Plasmawolke überrollt.

      Es klickte, leise und doch hörbar.

      »Öffnen«, sprach Judas.

      Die Tür schoss so schnell beiseite, dass die Augen ihr nicht zu folgen vermochten. Dahinter stand eine zierliche Frauengestalt in weißer Robe. Der Stoff war mit Eisenfäden durchwirkt und schimmerte deshalb in dem matten Licht. Die ausladenden Ärmel hatte sie vor der Hüfte ineinandergeschoben. An ihrem Gürtel hing ein Schwert, als Zeichen der Ritterschaft. Ihr Kopf war wie der eines jeden Ritters kahlgeschoren. Sie besaß eine hohe Stirn und ein rundes Gesicht. Die blauen Augen zeugten von Arglosigkeit. Dafrosa war erst kürzlich zum Ritter geschlagen worden. Judas stellte nicht infrage, dass sie gerade ihm zugeteilt wurde, schließlich konnte sie bei ihm am meisten lernen. Allerdings besaß sie nach seinem Dafürhalten nicht die nötige Härte für einen Kampfeinsatz. Aber Eisen wurde im Feuer geschmiedet, so hieß es zumindest. Auch wenn diese Praktik schon lange nicht mehr angewandt wurde, um