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Ute Glaser, Bergisch Gladbach
Abstempeln lieber lassen
Ihr Baby ist eine eigenständige Persönlichkeit, die sich frei entwickeln möchte. Um es darin zu unterstützen, verzichten Sie aufs Abstempeln! Stecken Sie Ihr Kind in keine Schublade – und sei sie noch so gut gemeint. Verkneifen Sie sich Abstempelsätze wie »Aus dir wird mal ein Musiker«, »Du Zicke« oder »Das lernst du wohl nie«. Sagen Sie lieber: »Wer weiß, ob aus dir mal ein Musiker wird«, »Du benimmst dich gerade zickig« oder »Um das zu lernen, solltest du noch üben«. Bitte auch keine Abstempeleien in Gesprächen mit anderen Eltern à la »Mein Ben ist ein Schreihals«, wenn die kleinen Ohren in Hörweite sind. Kinder kriegen sehr viel mit und glauben ihren Eltern. Wer hört, er sei dumm, benimmt sich auch so.
Ich versetze mich in die Lage meines Kindes: Ich denke an eine Person, die mir wichtig ist. Sie kommentiert mein neues Sofa mit: »Du hast ja gar keinen Geschmack!« Wie fühle ich mich? – Was hätte die Person stattdessen sagen können?
Alleingänge unterstützen
Helikopter-Mama ade: Gönnen Sie Ihrem Kind Alleingänge! Lassen Sie es aus den Augen und – vielleicht mit Freund oder Freundin – allein losziehen. Natürlich in einem Radius, der zum Alter passt: anfangs im Haus, dann auf dem Grundstück, im Kita-Alter auch in die Nachbarschaft, zum Spielplatz und Bäcker, sofern die Wege verkehrssicher sind. Im Grundschul alter kommen Alleingänge zur Schule und bisweilen ins Orts zentrum hinzu, ab der 3. Klasse auch per Rad oder Bus. Üben Sie die Wege zuvor: erst gemeinsam gehend, dann Sie mit Abstand folgend. So gewinnt Ihr Kind Selbstvertrauen und Selbstständigkeit. Beides sind Grundpfeiler für ein glückliches Leben und zudem der beste Opferschutz. Wichtig: Sie sollten stets wissen, wohin Ihr Kind geht und wann es heimkommt.
Stella, 5, kam nicht zum Abendessen. Schließlich wurde sie außerhalb des genehmigten Radius mit Freundin Henni vergnügt am Waldrand entdeckt. Statt Schimpfe (nützt selten) folgte ein Gespräch über meine Sorge und den Appell: »Halte unsere Abmachungen bitte ein!« Zum Essen gab’s dann statt Tee nur klares Wasser: »Für einen klaren Kopf zum Nachdenken.« Zeichen sagen mehr als Worte. Es passierte nie wieder.
Alternative bieten
Es ist normal, dass Ihr Kind bisweilen Dinge tut, die Ihnen missfallen. Sie zu verbieten und so einen Konflikt anzuzetteln, ist jedoch oft unnötig. Eleganter ist es, das Unerwünschte zu modifizieren. Nehmen Sie also Ihrem Baby aus Hygienegründen den Schlüssel, auf dem es kaut, ruhig weg, doch drücken Sie ihm stattdessen einen Löffel ins Händchen. Nervt es Sie, dass Ihr Sohn voll Freude mit dem Löffel auf Kochtöpfe haut, ersetzen Sie diese durch Plastikschüsseln und erklären Sie ihm, dass sein »Konzert« zwar schön, aber für Sie zu laut sei. Sie lehnen ab, dass die Tochter zur Freundin radelt? Bieten Sie als Alternative den Roller an. Den Zeitvertreib des Kindes ersatzlos zu streichen, ist meist unklug. Es wird dann planlos und sauer. Vermeiden Sie das durch kreative Alternativen!
Um zu verstehen, was mein Kind fühlt, stelle ich mir dies vor: Ich bin gerade in ein Buch vertieft. Plötzlich nimmt jemand es mir weg und sagt: »Schluss damit!« – Wie fühle ich mich?
Angst ernst nehmen
Kinderängste wirken auf Erwachsene oft unsinnig oder gar lächerlich: Monster unterm Bett, Angst im Dunkeln. Bitte machen Sie sich keinesfalls lustig! Nehmen Sie jede Furcht Ihres Kindes ernst und begleiten Sie es hindurch, damit es erkennt: »Meine Angst ist unbegründet« oder »Trotz meiner Angst kann ich handeln«. Angstmachende Situationen also nicht umgehen, sondern zeigen, wie sie sich bewältigen lassen: Entdecken Sie mit Ihrem Angsthäschen, dass unterm Bett nur harmlose Wollmäuse lauern, die dunklen Geister in der Ecke nur Schatten der Zimmerpflanze sind und sich die üblen Zeitgenossen am Fenster schlicht als Falten im Vorhang entpuppen. Oft hilft schon eine winzige Lichtquelle, die Nachtgespenster zu vertreiben. Eine Angst bezwungen zu haben, stärkt Ihr Kind und ermutigt es, auch andere Ängste zu meistern: vor Gewittern, Übernachtungen ohne Mama und Papa oder Klassenarbeiten.
Eine Angst meines Kindes – und wie ich reagierte:
Mama-Energiespartipp
ABC-Regel
Na klar, Mamas haben viel zu tun. Doch es lohnt sich, bisweilen innezuhalten und sich zu fragen: »Muss ich das wirklich alles selbst erledigen?« Wer ehrlich antwortet, entdeckt, dass vieles rund ums Kind von anderen übernommen werden kann – immer oder ab und zu. Diese Erkenntnis entlastet und beschert Ruhe für anderes. Das bedeutet weniger Stress im Alltag. Ein echter Energiesparer! Hilfreiche Orientierung bietet die ABC-Regel, die Sie leicht ausprobieren können: Unter A fällt alles, was Sie selbst erledigen sollten, zum Beispiel die Kita-Eingewöhnung. Zu B gehören Dinge, bei denen eine andere Person für Mama auch mal einspringen kann, etwa das Ins-Bett-Bringen. Alles unter C dürfen getrost andere auch ständig übernehmen, so die Begleitung zum Turnkurs. Überlegen Sie bei Aufgaben also kurz: »Sollte ich das selbst erledigen oder könnte ich es delegieren? Ist es A, B oder C?«
Anstrengung fördern
Der Wille, sich anzustrengen, steckt in jedem Baby: Unverdrossen fällt es hin und rappelt sich wieder auf, bis es laufen kann. Diese Anstrengungsbereitschaft sollte keinesfalls aus falscher Hilfsbereitschaft abtrainiert, sondern bewahrt werden! Sie hilft, das Leben erfolgreich zu bewältigen. Halten Sie es also aus, wenn Ihr Kind sich abmüht. Leisten Sie ihm bestenfalls »Steigbügelhilfe«: Schieben Sie dem Junior die Tasse auf dem Tisch nur so weit zu, dass er sich noch recken muss. Und tragen Sie die Tochter nicht gleich beim ersten Jammern, sondern erst dann, wenn sie wirklich nicht mehr laufen kann. Etwas mit eigener Kraft zu schaffen, macht stolz und selbstbewusst. Loben Sie daher auch eher die Anstrengung Ihres Kindes anstatt das Ergebnis.
Heike machte mit ihren Enkelinnen, 8 und 6, eine Woche Urlaub in Holland. Sie radelten gern, eines Tages sogar 41 Kilometer, wovon die letzten zwei den Mädels auf ihren kleinen Rädern echt schwerfielen. Völlig k. o. sanken sie anschließend ins Bett – aber so stolz! Anderntags bettelten sie: »Oma, können wir noch länger bleiben?!«
Aufräumen in Portionen
»Räum mal auf!«, sagt Mama und es passiert – nichts. Denn der kleine Mensch, inmitten des Spielchaos, hat oft keine Idee, was er tun soll, um Ordnung zu schaffen. Geht es den Großen nicht ähnlich, wenn