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und Sohne gemeinschaftlich ist, was das gleiche bedeutet wie „aus ihm“. Er sagt nicht: Gnade und Friede von Gott dem Vater durch unsern Herrn Jesus Christus, sondern: von Gott dem Vater und unserm Herrn Jesus Christus. O, was doch die Liebe Gottes vermag! Aus Feinden und Verworfenen werden wir auf einmal Heilige und Kinder. Wenn er das Wort „Vater“ ausspricht, deutet er damit das Beziehungswort „Kinder“ an. Wenn er aber von Kindern spricht, deckt er einen Schatz von Gütern auf.

      Laßt uns immerdar einen Wandel führen, würdig solchen Geschenkes, indem wir den Frieden und die Heiligung bewahren! Die andern Würden sind ja vergänglich und entschwinden mit dem gegenwärtigen Leben; auch sind sie käuflich um Geld. Der Sache nach sollte man sie gar nicht Würden nennen, sondern sie sind es nur dem Namen nach. Ihr Wesen besteht ja nur darin, daß man aufgebauschte Gewänder trägt und von einem Troß von Dienern umschmeichelt wird. Dagegen wird uns dieses von Gott verliehene Geschenk der Heiligung und Kindschaft nicht einmal durch den Tod entrissen, sondern es verklärt (unser Leben) hienieden und geht mit uns hinüber ins künftige Leben. Wer nämlich die (Gottes-) Kindschaft bewahrt und über seine Heiligung sorgfältig wacht, der lebt um vieles verklärter und seliger als der, welcher eine Herrscherkrone trägt und in Purpur gekleidet ist. Er genießt in diesem gegenwärtigen Leben viel inneren Frieden und wird aufrecht gehalten durch frohe Hoffnung, er ist nicht (inneren) Stürmen und Aufregungen ausgesetzt, sondern ist allzeit in seinem Innern vergnügt. Denn Seelenfrieden und Seelenfreude schafft weder ein großes Reich noch viel Geld noch Machtdünkel noch Körperkraft noch Tafelfreuden noch Kleiderpracht noch irgend etwas Irdisches, sondern einzig und allein innere Rechtschaffenheit und ein gutes Gewissen. Wer sich das rein erhält, der mag in Lumpen gekleidet sein und mit dem Hunger kämpfen, er ist doch wohlgemuter als die, welche im Lebensgenüsse schwelgen, wie andererseits jemand mit einem bösen Gewissen, mag er umgeben sein mit allem möglichen Reichtum, doch der unglücklichste von allen ist. So war auch Paulus, obzwar er Hunger und Blöße litt und täglich Geißelstreichen ausgesetzt war, doch fröhlichen Sinnes und genoß mehr Lebensfreude als die Könige seiner Zeit. Achab dagegen, obzwar er König war und in allerlei Genüssen schwelgte, stöhnte voll Angst, nachdem er jene Sünde begangen hatte, und sein Gesicht war eingefallen vor der Sünde wie nach derselben. — Wollen wir also Freude genießen, so laßt uns vor allem die Schlechtigkeit fliehen und der Tugend nachstreben! Anders läßt sich dies nicht erreichen, auch wenn wir den Königsthron bestiegen. Darum spricht Paulus: „Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Frieden“ 43. Diese Frucht also laßt uns pflegen, damit wir hier wahre Lebensfreude genießen und das zukünftige Reich erwerben durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, mit welchem Ehre sei dem Vater zugleich mit dem Hl. Geiste nun und allezeit bis in alle Ewigkeit. Amen.

      DRITTE HOMILIE. * Kap. I, V. 8—17. *

       1.

       Kap. I, V. 8—17.

       V.8: „Vor allem danke ich meinem Gott durch Jesus Christus für euch alle, daß euer Glaube in der ganzen Welt verkündet wird.“

      Diese Einleitung entspricht der heiligen Seele und ist darnach angetan, alle zu lehren, zu Beginn guter Worte und Taten Gott zu huldigen und ihm nicht bloß für die eigenen guten Werke zu danken, sondern auch für die anderer. Das macht die Seele rein von Neid und Mißgunst und macht Gott den Dankbaren noch geneigter. Darum sagt der Apostel anderswo: „Gelobt sei Gott und der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen“ 44. Dank sagen sollen nicht bloß die Reichen, sondern auch die Armen; nicht bloß die Gesunden, sondern auch die Kranken; nicht bloß die vom Glück Begünstigten, sondern auch die von Unglück Heimgesuchten. Denn Gott zu danken, wenn alles gut geht, ist nichts Besonderes; wenn aber ein widriger Wind weht, wenn der Nachen schwankt und umkippen will — dann noch danksagen, das ist ein vollgiltiges Zeugnis von Ausdauer und Dankbarkeit. Darum ist auch Job gekrönt worden; er hat dem Teufel das unverschämte Maul gestopft und klar erwiesen, daß er, als es ihm wohl erging, nicht des irdischen Besitzes wegen dankbar war, sondern aus reiner Liebe zu Gott. — Beachte weiter, wofür Paulus danksagt: Nicht für irdische und vergängliche Dinge, wie für Herrschaft, Macht und Ruhm — denn die sind nicht der Rede wert —, sondern für wirkliche Güter, den Glauben und das Freisein von Menschenfurcht. Und mit welch tiefem Empfinden dankt er! Er spricht nicht einfach: „Gott“, sondern: „meinem Gott“. Auch die Propheten tun das; sie beziehen das allen Gemeinsame auf sich allein. Kein Wunder, daß sie es tun. Geht ihnen ja Gott selbst mit seinem Beispiele voran, wenn er von sich seinen Dienern gegenüber spricht. So nennt er sich immer Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. „Daß euer Glaube in der ganzen Welt verkündet wird.“ — Was? Die ganze Welt hat vernommen vom Glauben der Römer? Jawohl, und das ist nichts Unwahrscheinliches. Die Stadt war ja nicht verborgen, sondern wie auf einem Berggipfel gelegen und allseits sichtbar. Du aber beachte einmal die Kraft der Missionspredigt, wie sie in kurzer Zeit durch Zöllner und Fischer bis selbst in die Hauptstadt gedrungen ist, und wie Syrer die Lehrer und Führer von Römern geworden sind! Zwei Dinge bezeugt der Apostel von seinen Zuhörern als recht getan: daß sie geglaubt haben und daß sie frei waren von Menschenfurcht, und zwar so frei, daß der Ruf davon in die ganze Welt gedrungen ist. Denn euer Glaube, spricht er, wird in der ganzen Welt verkündet. „Der Glaube“, nicht Wortgezänke, nicht Silbenstechereien, nicht Vernünfteln. Und doch gab es dort viele Hindernisse für die Lehre. Die Römer, eben erst Herren des Erdkreises geworden, bildeten sich viel ein und lebten in Reichtum und Genuß dahin. Da brachten Fischer die Botschaft vom Evangelium, Juden, Stämmlinge von Juden, einem verhaßten und von allen verabscheuten Volke. Dazu geboten sie die Anbetung des Gekreuzigten, der im Judenlande erzogen war. Und mit dieser Glaubenslehre verkündeten ihre Lehrer ein strenges Leben und das Leuten, die nur nach Genuß lechzten und nur das Gegenwärtige schätzten. Und die, welche es verkündeten, waren arme Leute ohne Bildung und ohne Geburtsadel. Aber nichts von dem hielt das Wort in seinem Laufe auf. So groß war die Kraft des Gekreuzigten, daß er überall das Wort verbreitete.

      „Er wird verkündet“, sagt er, „in der ganzen Welt.“ Er sagt nicht: „Er wird offenbart“, sondern: „Er wird verkündet“, gleichsam als ob ihn alle im Munde trügen. Wo er dasselbe den Thessalonichern bezeugt, fügt er noch etwas anderes bei. Nachdem er nämlich gesagt hat: „Von euch aus erscholl das Wort Gottes“, fügt er hinzu: „so daß wir nicht nötig haben, etwas davon zu sagen“ 45. Die Schüler nämlich waren in den Rang der Lehrer getreten, indem sie durch ihr freimütiges Bekenntnis alle im Glauben unterwiesen und sie an sich zogen. Nirgends machte die Missionspredigt halt, sondern verbreitete sich rascher als Feuer über den Erdkreis. An dieser Stelle aber heißt es bloß, daß der Glaube verkündigt wird. Ganz gut sagt er, daß er verkündigt wird; er deutet damit nämlich an, daß den Worten nichts hinzugefügt und nichts weggenommen werden darf. Aufgabe des Überbringers einer Kunde ist es ja, daß er das meldet, was ihm gesagt worden ist. Darum wird auch der Priester „Engel“, das ist Überbringer einer Kunde, oder „Bote“ genannt, weil er nicht sein eigenes verkündet, sondern das, was er von dem hat, der ihn schickt. Dort (in Rom) hatte ja auch Petrus gepredigt; aber das Werk dieses gilt dem Paulus wie sein eigenes, so frei ist er, wie ich oben sagte, von aller Mißgunst.

       V. 9: „Denn mein Zeuge ist Gott dem ich diene in meinem Geiste im Evangelium seines Sohnes.“

       2.

      Aus einem apostolischen Herzen kommen diese Worte, sie bekunden väterliche Fürsorge. Was will der Apostel damit sagen, und weswegen ruft er Gott zum Zeugen an? Von seiner Zuneigung (zu den Römern) war soeben die Rede. Da er sie aber noch niemals gesehen hatte, darum ruft er keinen Menschen zum Zeugen an, sondern den, der in das Innerste des Herzens schaut. Er hatte gesagt, daß er sie liebe, und als Zeichen davon angeführt, daß er beständig für sie beten und daß er zu ihnen kommen wolle; da aber das nicht äußerlich sichtbar war, so nimmt er seine Zuflucht zu einer ganz glaubwürdigen Zeugenschaft. Kann sich wohl einer von uns rühmen, daß er bei seinen Gebeten daheim der vielen gedenke, welche die Kirche bilden. Ich glaube nicht. Aber Paulus betete zu Gott nicht für eine einzige Stadt, sondern für den gesamten Erdkreis, und das nicht einmal oder zweimal oder dreimal,