Liebeschaos: Süß wie Cherry Cola. Ute Jäckle. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ute Jäckle
Издательство: Bookwire
Серия: Liebeschaos
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783903130517
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kurz die Kehle zu. Unbeabsichtigt hatte er meinen wundesten Punkt getroffen, der ihn einen riesengroßen Scheiß anging. »Lass mich endlich runter, du Arsch. Sonst kannst du …« Noch bevor ich ausreden konnte, nahm Nick Anlauf und sprang.

      Ich stand wie ein begossener Pudel am Ufer des Sees, das warme Wasser tropfte aus meinen dunkelbraunen Haaren.

      »Fiesling«, schleuderte ich ihm entgegen.

      Er lachte. »Humorlos wie immer.«

      Obwohl ich es nicht wollte, musterte ich möglichst unauffällig seine muskulösen, tätowierten Arme. Wassertropfen glitzerten wie ein Meer aus Brillanten auf seiner gebräunten Haut. Neben ihm kam ich mir vor wie eine Seegurke.

      »Du hast es übertrieben.« Ich war unverhältnismäßig sauer. Immerhin herrschte eine Affenhitze und verdammt, ja, es war nur etwas Wasser. Bei jedem anderen hätte ich mitgelacht. Aber er – Nick – hatte mich in den See geworfen, was für mich fast schon einer Kriegserklärung gleichkam.

      »Du bist so eine Mimose.« Nick kramte aus der kleinen Innentasche seiner Shorts einen Zwanzig-Euro-Schein hervor. »Ich kauf dir ein neues Wasser. Und vielleicht sogar ein Eis, damit du mal ein bisschen netter zu mir bist.«

      »Lass stecken.« Ich winkte ab. Am liebsten hätte ich ihn einfach stehen gelassen, aber ich wollte mich nicht wie die letzte Zicke aufführen.

      »Jetzt komm schon.« Nick verdrehte kurz die Augen.

      »Okay.« Hoffentlich klang ich nicht zu genervt. Sollte er mir halt ein neues Wasser kaufen, wenn es ihm so wichtig war.

      Am Kiosk studierte Nick die Eiskarte.

      »Welches möchtest du?«, fragte er.

      »Keins.«

      »Oh, Mann. Für dich finde ich nicht mal ein Wort.«

      Ich zuckte mit den Achseln. Seine Nähe machte mich nervös. Normalerweise war mein ganzes System darauf ausgerichtet, Abstand zu diesem Kerl zu halten. Und ich wollte ihn auch am liebsten so schnell wie möglich wieder loswerden. Am besten, ich suchte mir ein blödes Eis aus, damit ich mich endlich davonmachen konnte. »Dann nehm ich halt eins«, sagte ich und ignorierte, dass er mich ansah. Immerhin hatte er mir mal eine wichtige Note versaut und würde ganz sicher nicht zögern, mich erneut kaltzustellen, sobald er einen Vorteil für sich sah. Auch wenn er mich jetzt so charmant anlächelte und seine grauen Augen funkeln ließ.

      »Nimm doch ein Calippo.« Nick lachte leise. Nichts schien seine gute Laune trüben zu können. »Ich schaue Frauen gern dabei zu, wenn sie das lutschen.«

      Ich verbarg mein Augenrollen nicht. »Und du wirst nicht neidisch?«

      »Du darfst gern mal meinen Riesenlolli probieren, wenn du Lust auf was Süßes hast.«

      »Oh Gott, du bist so ein Angeber«, sagte ich mangels Schlagfertigkeit.

      »Stehst du nicht auf Süßes?« Nick studierte mein Gesicht. Unwillkürlich fragte ich mich, was er wohl gerade über mich dachte.

      »Du bist nicht süß. Katzenbabys sind süß oder Küken.« Sein Geruch stieg mir in die Nase. Er roch nach Sommer, einer Prise Salz und frisch geschnittenem Gras.

      »Schnurren kann ich auch, wenn du die richtigen Stellen streichelst.« Seine Stimme war tiefer geworden, wurde harzig und rauchig wie guter Bourbon. Oh, ging er etwa in den Flirtmodus über? Unzählige Male hatte ich ihn schon in dieser Tonlage mit irgendwelchen Frauen an der Uni reden hören und sie waren allesamt dahingeschmolzen. Bei mir biss er auf Granit.

      »Das wird garantiert nie passieren.« Ich schüttelte mich allein bei dem Gedanken daran.

      Ihn schien meine Abfuhr nicht sonderlich zu treffen. Er zuckte lediglich mit den Achseln. »Muss schwer sein, sich immer so im Griff zu haben. Ich weiß nicht mal weshalb. Du stehst doch auf mich. Wo ist das Problem?«

      Ich hasste es, dass er mich mit schöner Regelmäßigkeit auf meinen kleinen Anfall von Schwäche hinwies, der mich im ersten Semester bei seinem Anblick überfallen hatte. Etwas, das ich nur zu gern verdrängen und vergessen würde, wenn es sich schon nicht ungeschehen machen ließ. In meiner allerersten Uniwoche hatte ich einer Kommilitonin von einem Typen in meinem Anatomie-Kurs vorgeschwärmt, der heiß wie die Saharasonne war. Nick, den ich damals noch gar nicht persönlich gekannt hatte, war richtiggehend aus der Menge herausgestochen und natürlich nicht nur mir aufgefallen.

      Das sofortige Ende meiner Schwärmerei hatten die ersten Worte eingeläutet, die ich aus seinem Mund gehört hatte. Überheblicher, arroganter Bastard war danach noch die schmeichelhafteste Bezeichnung gewesen, die mir auf Anhieb für ihn eingefallen war.

      Leider hatte Marga damals nichts anderes zu tun gehabt, als Nick zu stecken, dass ich ihn scharf wie eine Peperoni fand. Von da an hatte es Nick zu einer Art sportlicher Disziplin auserkoren, mir das Leben schwer zu machen, indem er mir seine sexuelle Willigkeit demonstrierte, wann immer sich die Gelegenheit ergab. Er hörte einfach nicht damit auf, obwohl ich ihm schon hundertmal gesagt hatte, dass er mich mal konnte. Ego-geboostet wie Nick nun mal war, fand er meine umnachtete Schwärmerei zu lustig, um die Sache auf sich beruhen zu lassen.

      »Ich nehme ein Sandwich-Eis«, sagte ich schließlich auf die bunte Karte deutend, damit ich endlich von hier wegkam. Von dem Ding konnte man abbeißen, was mir noch am unverfänglichsten zu essen erschien.

      Nick bestellte für sich ein Magnum-Mandel. Mit unserem Eis in der Hand schlenderten wir zurück. Das Wasser hatte er glatt vergessen, wie mir unterwegs auffiel.

      »Wem bist du morgen im Krankenhaus zugeteilt?«, fragte er plötzlich.

      »Lehmann.«

      »Ich auch. Morgen darf ich ihr bei der Gallen-OP zuschauen.«

      Mir blieb der Mund offen stehen. »Wie du darfst zuschauen? Die nimmt nie Praktikanten mit in den OP, wir sollen erst mal die Grundlagen lernen, sagt sie immer. Und damit meint sie Bettpfannen leeren.«

      Er zwinkerte mir zu. »Sie hält mich für sehr talentiert.«

      Nick wusste genau, wie er mich bis aufs Blut reizen konnte. Nur aus diesem Grund erzählte er mir davon. Dieser elende Wichtigtuer. Abrupt blieb ich stehen, ein Gedankenblitz zuckte durch meinen Kopf. »Du schläfst mit der Lehmann.«

      »Nein.« Er hob abwehrend beide Hände und wirkte total perplex, als wäre es das Abwegigste auf der Welt, dass ein Kerl wie er sich nach oben rammelte. »Sie weiß meine Qualitäten beim Blutabnehmen zu schätzen. Meinte, ich wäre ein sehr präziser Stecher.« Sein Grinsen wurde breit, während er mein Gesicht beobachtete.

      Ich setzte mich wieder in Bewegung. »Du hast mit ihr geschlafen«, sagte ich trocken. Es war nicht zu fassen, der Kerl prostituierte sich schamlos durch sein gesamtes Studium und ihm war das nicht einmal peinlich. Während wir anderen auf der Station jede Drecksarbeit verrichten durften, tummelte sich Nick während des Pflegepraktikums bereits in OP-Sälen und durfte den Ärzten sogar hin und wieder bei Forschungsprojekten im Labor über die Schulter sehen. Und jetzt wusste ich endlich warum.

      »Hab ich nicht.« Er klatschte sich eine Hand an die Stirn, als wäre mein Einwand völlig abstrus. »Die Ärzte mögen mich halt und wissen meine Fähigkeiten zu würdigen.«

      »Mach doch, was du willst. Mir egal.«

      Er hielt mich am Arm fest. »Soll ich Doktor Lehmann mal fragen, ob du morgen auch bei der OP dabei sein darfst?« Er senkte seine Stimme. »Ich weiß auch schon, wie du dich dafür revanchieren könntest.«

      Ich wischte seinen Arm von mir. Auf Nicks Almosen konnte ich gut und gern verzichten und wie die Bezahlung aussah, konnte ich mir lebhaft vorstellen.

      »Sag bloß, ich darf dann mal von deinem Riesenlolli probieren«, erwiderte ich euphorisch. »In diesen Genuss würde ich sonst ja nie kommen, wo doch so wenige daran lecken dürfen«, ergänzte ich mit einem Kopfschütteln und fragte mich allen Ernstes, ob die alte Lehmann es wirklich so nötig hatte. Das Bild der vor Nick knienden Ärztin stieg vor meinem inneren Auge auf und ich beendete hastig