Unser kleines Dorf:
Eine Welt mit 100 Menschen
Josef Nussbaumer, Andreas Exenberger, Stefan Neuner
3., weiter verbesserte Auflage 2010
Band 1 der Reihe
„Kufsteiner Wirtschaftsstudien“
im IMT Verlag, Kufstein
Herausgegeben von Markus Mayr und Andreas Exenberger
Eine Welt mit 100 Menschen
Josef Nussbaumer
Andreas Exenberger
Stefan Neuner
IMT Verlag, Kufstein
© 2010 IMT Verlag, Andreas Hofer Straße 7, A-6330 Kufstein, [email protected], www.imt-kufstein.at/verlag.html
3., weiter verbesserte Auflage (Erstauflage 2009)
Unser kleines Dorf entstand als Gemeinschaftsproduktion von Josef Nussbaumer (Idee, Recherche, Textgrundlage), Andreas Exenberger (Textgestaltung, Sekundärrecherche), Stefan Neuner (Grafiken, Umschlaggestaltung) und Markus Mayr (Produktion, Vertrieb).
Wir wollen uns bei Martina Alfreider, Sabine Comploi, Veronika Eberharter, Stefan Lang, Engelbert Theurl und Paul Tschurtschenthaler für ihre sehr sorgfältige Durchsicht des Manuskripts und ihre ausführlichen Anmerkungen ganz besonders bedanken sowie bei vielen anderen Menschen, die uns in Gesprächen Anregungen und Rückmeldungen gegeben haben, die zur Fertigstellung dieses Buches und seiner Überarbeitungen beigetragen haben. Ein spezieller Dank geht an Ursula Kaml, die mit ihrer Diplomarbeit: Angenommen, die Welt wäre ein Dorf von 1.000 Einwohnern, wie könnte man sie statistisch seit 1950 beschreiben? (Innsbruck, 2003) wertvolle Vorarbeiten für die weitere Konkretisierung dieser Idee geleistet hat.
Siehe auch: www.unserkleinesdorf.com
Umschlaggestaltung: Stefan Neuner
ISBN(epub): 978-3-9502786-3-7
Alle Rechte vorbehalten.
eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
Inhaltsverzeichnis
Prolog: Ein „globozentrisches“ Weltbild
Kapitel 3: Landwirtschaft und Ernährung
Kapitel 8: Die größten Probleme
Epilog: Gegenwärtige und zukünftige Krisen
Quellenverzeichnis der Abbildungen
Prolog: Ein „globozentrisches“ Weltbild
Eine Welt der Krisen?
Wir haben es heute mit drei großen Krisen zu tun, so der prominente US-amerikanische Zukunftsforscher Jeremy Rifkin1:
• erstens mit dem Ende der zweiten industriellen Revolution und der Krise jener Globalisierung, die darauf aufbaut;
• zweitens mit dem Ende des fossilen Zeitalters und der Energiekrise;
• und drittens mit dem Klimawandel, der die menschliche Zivilisation auslöschen könnte.
Dennis Meadows, US-amerikanischer Systemforscher, sah bereits in den 1970er-Jahren deren gemeinsame Ursache, die er im Buch Die Grenzen des Wachstums beschrieb: die Verknappung und damit Verteuerung von Ressourcen.2 Um die großen Auswirkungen dieser Entwicklung besonders zu betonen, meinte er in einem Interview nach der aktualisierten Neuauflage des Buches 2006 sogar, dass die Menschheit in den nächsten 30 Jahren mehr Veränderungen sehen wird als im alles andere als ereignislosen 20. Jahrhundert.
Nun kann man zwar historische Erfahrungen niemals einfach auf die Gegenwart oder Zukunft übertragen, jedoch ist aufgrund vieler Faktoren klar, dass wir in einer Phase des radikalen Umbruchs leben. Die Spannungen im bestehenden „System“ nehmen seit geraumer Zeit unablässig zu und bringen es aus dem Gleichgewicht.3 Ein neues ist aber nicht mehr auf der Basis der alten Konzepte herzustellen. Die alten „Erzählungen“, die alte Logik, sie passen nicht zu einer Zukunft, die für alle auf der Welt lebenden Menschen ökonomisch wie ökologisch nachhaltig4 sein muss, weil sonst der Kollaps droht.
Mit diesem Buch wird insbesondere der Versuch unternommen, das zu veranschaulichen und Ansätze zu liefern, wie es zu erklären ist – nicht zuletzt historisch. Gerade Letzteres ist wichtig, weil sonst unklar bliebe, welche zukünftigen Entwicklungen überhaupt möglich sind. Nur so können echte „Optionen“ von reinen „Utopien“ unterschieden werden, wobei freilich auch das Utopische schon allein dadurch Bedeutung hat, dass es ein Ziel und damit Orientierung bieten kann und dass es nur über derartige „Visionen“ möglich ist, über das Althergebrachte, über die alten Erzählungen hinauszudenken und Neues zu entwickeln. Dabei ist die Vorstellung von drei gleichzeitigen Krisen ein guter Ausgangspunkt für die Bewältigung der anstehenden Aufgaben. Denn als Menschheit ebenso wie als jeder und jede Einzelne werden wir immer Einfluss auf unsere Zukunft haben. Je später wir aber agieren – oder gar nur reagieren – desto beschränkter wird unser Handlungsspielraum sein und desto kleiner und unerfreulicher die Auswahl an Möglichkeiten. Das Schicksal von Gesellschaften, die z.B. an ihre ökologischen Schranken gestoßen sind, kann eine Warnung vor allzu viel Übermut sein, dass der Mensch mit allen Problemen schon immer irgendwie fertig wird.5
Diese Befunde von Rifkin, Meadows und anderen werden vielen aus der Seele sprechen, ebenso wie sie vielen auf den ersten Blick unverständlich sein werden. Was zutrifft, hängt eng mit dem jeweiligen Weltbild zusammen. Gerade an mancher Vorstellung von der Welt will dieses Buch aber rütteln, indem der Versuch unternommen wird, weltweite Ungleichgewichte plastisch und greifbar zu machen. Das geschieht auf zwei Ebenen, auf denen zugleich die Begründungen stattfinden, warum uns einschneidende Änderungen bevorstehen. Die eine ist eher „empirisch“, also eine Sache des Begreifens, und liegt im großen Ausmaß der Ungleichheit, die unseren Globus derzeit viel mehr prägt, als das in der so genannten „entwickelten“ Welt zur Kenntnis genommen wird. Sie hat etwas mit Beobachten und Messen zu tun. Die zweite ist „theoretisch“, also eine Sache des Verstehens. Sie liegt in der