„Du bist ohne Armin nicht verhandlungsberechtigt“, gab Laura zu bedenken.
„Das bin ich sehr wohl“, widersprach ihr Jochen. Im künstlichen Licht der Fahrstuhlbeleuchtung hatte sein schwarzes Haar einen bläulichen Schimmer. „Ich kann die Firma nur nicht ohne Armins Einverständnis verkaufen, weil er in diesem Fall mit unterschreiben muss.“
„Was er niemals tun wird“, sagte Laura überzeugt.
Jochen richtete seinen Krawattenknopf und betrachtete dann seine manikürten Fingernägel. „Ich kann erstmal die Verhandlungen mit ‘Multi work’ vorantreiben und wenn sie bis zur Unterschriftsreife gediehen sind, brauche ich nur noch den richtigen Moment abzuwarten...“
„Und was tust du, wenn dieser Moment nie kommt?“, fragte seine Verlobte.
Er nahm ihr wunderschönes ebenmäßiges Gesicht zwischen seine Hände. „Er wird kommen, verlass dich drauf, Laura.“ Er küsste sie zärtlich.
„Wieso bist du so sicher, dass es besser für Armin und dich ist, an 'Multi work’ zu verkaufen?“, wollte sie wissen.
„Sieh dir meinen Bruder doch an. Beantwortet das deine Frage nicht hinlänglich?“, gab Jochen zurück. „Unser Heimwerkerzentrum macht Armin kaputt.“
„Er hängt mit Leib und Seele daran.“
,,‘Multi work’ ist ein mächtiger Handlungsriese“, erklärte Jochen. „Wenn er unser Geschäft haben will, müssen wir es ihm überlassen. Wir können uns nicht gegen ihn stellen. Niemand kann lange gegen eine dermaßen starke Strömung schwimmen. Die Vertreter dieser Handelskette haben uns ein äußerst faires Angebot gemacht. Sie sind bereit, drei Prozent mehr für unser Geschäft zu zahlen, als es tatsächlich wert ist. Vielleicht kann ich ihnen sogar fünf Prozent abringen und haben außerdem versprochen, Armin und mich als Geschäftsführer zu übernehmen. Mit einem Gehalt, das sich sehen lassen kann.“
„Aber ihr seid nicht mehr eure eigenen Herren in eurem Geschäft.“ Jochen hob lächelnd die Augenbrauen. „Dann haben die anderen die Sorgen. Was ist daran so schlecht?“
„Armin liebt seine Selbständigkeit über alles.“
„Er wird sehr schnell lernen, die vielen Vorteile, die man als Arbeitnehmer hat, zu genießen“, meinte Jochen überzeugt.
„Du weißt, dass Armin sich nicht gerne unterordnet und sich von Fremden etwas sagen lässt.“ Laura hatte noch mehr Argumente bereit, sie war eine intelligente Person, die mitdachte.
„Er wird sich daran gewöhnen“, sagte Jochen unbekümmert.
„Er möchte uneingeschränkt und eigenverantwortlich Entscheidungen treffen, ohne auf Geschäftspolitik und Verkaufsstrategien von ‘Multi work’ Rücksicht nehmen zu müssen“, sagte Laura Wieland, „aber das wird ihm das Management des Handlungsriesen nicht erlauben.“
„Man wird sich arrangieren. Diese Leute sind keine Idioten, Schatz. Wenn sie sehen, dass Armins Ideen für das Unternehmen gut sind, werden sie ihn wohl kaum daran hindern, sie durchzusetzen.“
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