Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Историческая фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745214710
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fuhr aus dem Deckenholz und traf den Gargoyle, bevor er Gorians Kehle aufreißen konnte. Das steinerne Wesen zersprang erneut, und die einzelnen Teile glühten so hell, dass man kaum hinschauen konnte. Nhorich streckte die Hand aus, und der Dolch flog hinein.

      Diesmal war der Gargoyle in noch mehr Bruchstücke zerfallen. Doch auch die versuchten, sich wieder zu größeren Stücken zu vereinen. Nhorich sprach eine Formel, und seine Stimme klang völlig verändert. Sie war tiefer, und zudem hörte Gorian sie zusätzlich in seinen Gedanken, als wäre es ein Echo. Eine Bannformel!, erkannte der Junge sofort, denn er hatte seinen Vater schon mal dabei erlebt, wie er einen solchen Zauber wirkte. Allerdings war es dabei nur darum gegangen, Waldgeister davon abzuhalten, sich an den Feldfrüchten gütlich zu tun.

      Nhorich richtete den Dolch auf den Gargoyle, dessen Einzelteile sich bereits wieder zusammengefunden und einen eiförmigen Stein gebildet hatten. Der Dolch glühte, zuerst grellgelb, dann grünlich, dann schoss ein Strahl aus Schwarzlicht aus ihm heraus und sprengte den Stein. Jedes der Bruchstücke leuchtete noch einmal auf, aber dieses Leuchten wurde in den nächsten Augenblicken schwächer und verlosch schließlich.

      Kapitel 3: Klingen

      Nhorich wies Gorian an, sich nicht zu bewegen und zu bleiben, wo er war. Dann rief er laut nach den Bediensteten und befahl ihnen, alle Laternen und Kerzenleuchter, die auf die Schnelle aufzutreiben waren, zu entzünden und herbeizubringen.

      Allerdings gestattete Nhorich niemanden von ihnen, das Zimmer zu betreten. Stattdessen postierte er sich an der Tür, nahm ihnen die Kerzenleuchter und Öllaternen ab und verteilte sie eigenhändig im Raum.

      Seit die Bruchstücke des Gargoyle nicht mehr leuchteten, war es ziemlich dunkel in Gorians Zimmer geworden. Doch nun wurde nach und nach jeder Winkel ausgeleuchtet.

      Außerdem ließ sich Nhorich aus der Küche einen irdenen Becher holen, in den er sorgfältig alle Bruchstücke sammelte, die er finden konnte. Manche waren ziemlich weit fortgesprengt worden, und eines fand sich sogar auf Gorians Bett.

      „Ar-Don“, sagte Gorian, und sein Vater drehte sich mit einem überraschten Blick zu ihm um.

      „Woher weißt du diesen Namen?“

      „Es ist der Name dieses ... Wesens, nicht wahr?“

      „Ja.“

      „Es strahlte sehr bedrängende Gedanken aus. Du musst sie auch gespürt haben, sonst würdest du den Namen nicht kennen. Ar-Don tötet für Morygor ... Es war wie eine fremde Stimme im eigenen Kopf und sehr unangenehm.“

      „Ich werde dich wohl etwas früher in einige Dinge einweihen müssen, vor denen ich dich bisher noch schützen wollte“, murmelte Nhorich nachdenklich.

      Gorian stutzte, dann runzelte er die Stirn, und es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. „Du kanntest diesen Namen schon vorher!“

      „Ich werde dir alles erklären, aber vorher muss schnell gehandelt werden, denn dieser Gargoyle ist keineswegs vollkommen vernichtet, mein Sohn. Ich habe ihn gebannt. Und damit das so bleibt, muss ich jetzt alle Einzelteile einsammeln, sie an einer geschützten Stelle vergraben und einen zweiten Bann aussprechen.“

      „Ich werde dir helfen.“

      „Du hilfst mir am meisten, wenn du mich einfach machen lässt, was zu tun ist.“

      „Was bedeutet das: Ar-Don tötet für Morygor?“

      „Es ist jetzt nicht die Zeit, all das zu erörtern“, bestimmte Nhorich.

      In Gorian keimte Ärger auf. „Wann soll denn der richtige Zeitpunkt sein? Dieser Angriff galt mir; um das zu erkennen, bedurfte es nicht mal irgendeines magischen Talents.“

      „Ja, das ist wahr“, gab Nhorich zu, während er weiter nach kleinsten Steinsplittern des Gargoyle suchte.

      „Aber was habe ich mit Morygor zu tun? Wieso schickt der Herr der Frostfeste ein Wesen aus, das offenbar den Auftrag hat, mich zu töten?“

      „In einem hast du recht: Dieser Gargoyle und die Schattenreiter kamen wirklich, um dich umzubringen, und daran, dass Morygor hinter diesem Anschlag steckt, kann nicht der Hauch eines Zweifels bestehen. Aus seiner Sicht wird er gute Gründe dafür haben – aber ich werde jetzt erst einmal zu verhindern versuchen, dass noch weiteres Unheil geschieht!“

      ––––––––

      Bis zum Morgengrauen suchte Nhorich nach jedem Steinsplitter des Gargoyle. Das aufkommende Tageslicht half ihm dabei.

      So sehr Gorian auch mehr zu erfahren versuchte – er erhielt zunächst keinerlei Antworten, nur die Anweisung, die Überreste der beiden getöteten Schattenkrieger nicht anzurühren, die vor dem Haupthaus lagen. Dieser Befehl galt auch für alle anderen.

      Nhorich verschloss den irdenen Becher, in dem er die Bruchstücke des Gargoyle gesammelt hatte, mit einem Stück Leder, das er über die Öffnung band. Gorian sah ihm dabei zu, und zwischenzeitlich empfing er wieder sehr bedrängende, sehr intensive Gedanken, die von dem Gargoyle ausgingen. Allerdings waren sie so fremdartig, dass Gorian daraus keinerlei Sinn entnehmen konnte. Da war einfach nur grenzenloser Hass und eine Flut wirrer Bilder, die keinerlei Zusammenhang ergaben, vermischt mit furchtbaren Schreien und das zur Grimasse verzerrte Gesicht eines Mannes, an dessen rechter Hand ein Ring mit dem Zeichen des Ordens der Alten Kraft steckte. Dieses Detail war das Einzige, was Gorian deutlich wahrzunehmen vermochte.

      „Es ist gut, den Namen seines Gegners zu kennen“, sagte Nhorich. „Also merk dir den Namen Ar-Don, denn diese Kreatur wird niemals völlig vernichtet sein.“

      „Kann ich dich nicht begleiten, wenn du sie vergräbst?“

      „Nein.