Als Schwartz darüber nachgrübelte, mit welcher Ausrüstung er auch extrem schwaches Licht sehen könnte, fielen ihm die hochmodernen, supergekühlten CCD-Kameras von Teleskopen ein. Diese außerordentlich empfindlichen Detektoren, mit denen man jetzt weit entfernte Galaxien im Weltraum fotografiert, nehmen ungefähr 70 Prozent allen Lichtes auf, egal wie schwach es ist. CCD-Vorrichtungen werden auch für Nachtsichtgeräte verwendet. Wenn eine CCD-Kamera das Licht der entferntesten Sterne aufnehmen kann, dann kann sie ja vielleicht auch schwaches Licht erfassen, das Lebewesen abgeben? Doch diese Geräte können Hunderttausende Dollar kosten und mussten auf Temperaturen von nur 100 Grad über dem absoluten Nullpunkt gekühlt werden, um jegliches Umgebungsrauschen auszuschalten, das bei Raumtemperatur abgegeben wird. Durch das Kühlen verbesserte sich auch die Empfindlichkeit für schwaches Licht. Wo oder wie um alles in der Welt konnte er Zugang zu solch einem Hightech-Gerät finden?
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Kathy Creath, Professorin für Angewandte Optik an Schwartz’ Universität, teilte seine Faszination für „lebendiges Licht“ und seine mögliche Rolle bei Heilungen und sie hatte eine Idee. Wie es so vorkommt, wusste sie zufällig, dass die Radiologie an der National Science Foundation (NSF) in Tuscon eine CCD-Restlichtkamera hatte; mit ihr maßen die Beschäftigten das Licht, das Laborratten abgaben, nachdem ihnen phosphoreszierende Farbstoffe gespritzt worden waren. Diese Roper Scientific VersArray 1300 B low-noise-Hochleistungs-CCD-Kamera war in einem dunklen Raum in einer schwarzen Kiste und über einem Cryotiger-Kühlsystem untergebracht, das die Temperatur auf – 100° Celsius abkühlte. Die Bilder wurden auf einem Bildschirm wiedergegeben. Genau so etwas hatten sie gesucht! Als sich K. Creath an den Direktor des NSF wandte, gewährte er den beiden großzügig Zugang zur Kamera, wenn sie dort nicht im Einsatz war.
Für ihren ersten Test legten Schwartz und Creath das Blatt einer Geranie auf eine schwarze Objektauflage. Sie machten Fluoreszenzbilder mit einer Belichtung von bis zu fünf Stunden. Das letzte Bild, das auf dem Bildschirm zu sehen war, war überwältigend: ein vollkommenes Bild des Blattes im Licht, wie ein umgekehrter Schatten, aber mit unglaublichen Details: Jede kleinste Ader war eingezeichnet. Um das Blatt herum befanden sich kleine weiße Flecken, als rieselte Glitzerstaub – ein Hinweis auf hochenergetische kosmische Strahlung. Bei seiner nächsten Aufnahme verwendete Schwartz einen Softwarefilter, um die Umgebungsstrahlung herauszufiltern. Das Bild des Blattes war jetzt perfekt.
Als sie dieses neueste Foto auf dem Monitor vor sich untersuchten, erkannten Schwartz und Creath, dass sie gerade Geschichte schrieben. Zum ersten Mal konnten Wissenschaftler das Licht, das ein Lebewesen abgibt, auf einem Bild anschauen.17
Mit der Ausrüstung, die Licht einfängt und aufzeichnet, konnte Schwartz endlich prüfen, ob eine Heilintention ebenfalls Licht erzeugt. Creath brachte mehrere Heiler zusammen und bat sie, ihre Hände zehn Minuten lang auf die Objektauflage unter der Kamera zu legen. Schwartz’ erste Rohaufnahmen zeigten ein grobes Pixelmuster eines Leuchtens, doch die Aufnahmen waren zu verschwommen, als dass er sie hätte analysieren können. Als Nächstes legten die Heiler ihre Hände auf einen weißen Hintergrund (der Licht reflektiert) statt auf einen schwarzen (der Licht absorbiert). Diese Bilder waren atemberaubend scharf: Ein Lichtstrom floss aus den Händen der Heiler, fast als flösse das Licht tatsächlich aus ihren Fingern. Jetzt hatte Schwartz die Antwort darauf, wie bewusste Gedanken beschaffen sind: Die Heilintention erzeugt Lichtwellen – und diese gehören zu den kohärentesten Lichtwellen, die in der Natur zu finden sind.
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Die Relativitätstheorie war nicht die einzige großartige Erkenntnis Einsteins. 1924 hatte er eine andere erstaunliche Einsicht, nach einem Briefwechsel mit einem unbekannten indischen Physiker namens Satyendra Nath Bose; dieser hatte über die damals neue Idee nachgedacht, dass Licht aus kleinen vibrierenden Lichtpaketen, Photonen genannt, bestehen könnte. Bose hatte berechnet, dass Photonen an bestimmten Punkten wie Teilchen zu betrachten seien. Damals glaubte ihm keiner – keiner außer Einstein, nachdem Bose ihm seine Berechnungen geschickt hatte.
Einstein gefielen Boses Beweise und er nutzte seinen Einfluss, um Boses Theorie zu veröffentlichen. Bose inspirierte ihn auch zu erforschen, ob sich die Bestandteile eines Gases, die sich normalerweise ungeordnet bewegen, unter bestimmten Bedingungen oder bei bestimmten Temperaturen auch synchronisiert verhalten würden, wie Boses Photonen. Einstein machte sich daran, seine eigene Formel zu errechnen, mit der er ermitteln wollte, welche Bedingungen ein solches Phänomen hervorrufen könnten. Als er seine Zahlen noch einmal durchsah, dachte er, er habe einen Fehler gemacht. Nach seinen Ergebnissen würde bei bestimmten, extrem niedrigen Temperaturen, nur wenige Grad über dem absoluten Nullpunkt, etwas wirklich Seltsames passieren: Die Atome, die sich ganz unterschiedlich schnell bewegen, würden sich auf ein gleiches Energieniveau verlangsamen. In diesem Zustand würden sie ihre Individualität verlieren und wie ein einziges riesiges Atom aussehen und sich auch so verhalten. Mathematisch ließen sie sich dann nicht mehr unterscheiden. Falls das stimmte, so erkannte er, war er auf einen völlig neuen Materiezustand gestoßen, mit gänzlich anderen Eigenschaften als alles im Universum Bekannte.
Einstein veröffentlichte seine Erkenntnisse18 und gab diesem Phänomen seinen Namen, „Bose-Einstein-Kondensat“, war jedoch nie wirklich überzeugt, dass er recht hatte. Das glaubten auch die anderen Physiker nicht – bis etwa 70 Jahre später: Am 5. 6. 1995 gelang es Eric Cornell und Carl Wieman von JILA (einem Programm, das das National Institute of Standards and Technology und die University of Colorado in Boulder sponserten), eine winzige Menge von Rubidiumatomen bis zu einem 170-milliardstel eines Grades über dem absoluten Nullpunkt abzukühlen.19 Das war eine enorme Leistung, denn dafür musste man die Atome mit einem Netz aus Laserlicht und dann mit Magnetfeldern einschließen. An einem bestimmten Punkt begannen sich etwa 2000 Atome anders zu verhalten als die Atomwolke um sie herum, nämlich wie eine unscharf begrenzte einzige Einheit – diese Gruppe von Atomen war ungefähr 20 Mikrometer groß, das ist etwa ein Fünftel so dick wie ein einzelnes Blatt Papier. Die Atome waren zwar noch Teil eines Gases, verhielten sich aber eher wie die eines Feststoffs.
Vier Monate später wiederholte Wolfgang Ketterle vom Massachusetts Institute of Technology das Experiment, allerdings mit einer Form von Natrium; für diese Arbeit erhielt er 2001 den Nobelpreis, zusammen mit Cornell und Wieman.20 Einige Jahre später konnten Ketterle und andere dieses Phänomen mit Molekülen reproduzieren.21
Wissenschaftler nahmen an, dass eine Form von Einsteins und Boses Theorie einige der seltsamen Eigenschaften erklären kann, die sie in der subatomaren Welt beobachtet hatten: Suprafluidität, einen Zustand, in dem bestimmte Flüssigkeiten ohne Energieverluste immerzu fließen können oder sogar von selbst spontan aus ihren Behältern austreten; oder Supraleitung, eine ähnliche Eigenschaft von Elektronen in einem Schaltkreis. In Zuständen von Suprafluidität und Supraleitung könnten eine Flüssigkeit oder Elektrizität für alle Zeiten theoretisch mit derselben Geschwindigkeit fließen.
Ketterle hatte noch eine andere erstaunliche Eigenschaft von Atomen oder Molekülen in diesem Zustand entdeckt. Alle Atome oszillierten in vollkommener Harmonie, wie Photonen in einem Laser, der sich wie ein einziges riesiges Photon verhält und in vollkommenem Rhythmus schwingt. Diese Anordnung erklärt die außerordentliche Energieeffizienz. Statt ein Licht drei Meter weit zu schicken, sendet ein Laser eine Welle 300 Millionen Mal so weit.
Die Wissenschaftler waren nun überzeugt davon, dass das Bose-Einstein-Kondensat ein spezieller Zustand ist, in dem die Atom- und Molekülbewegung so verlangsamt ist, dass sie sich bei Temperaturen nur einen Bruchteil über den kältesten im Universum fast nicht mehr bewegen. Aber dann machten Fritz-Albert Popp und sein Team die erstaunliche Entdeckung, dass ein ähnlicher Zustand auch in dem schwachen Licht vorkommt, das Organismen abgeben. Im vergleichsweise „geradezu kochenden“ Inneren von Lebewesen hätte das nicht passieren dürfen. Und noch mehr: Die Biophotonen, die er bei Pflanzen, Tieren und Menschen maß, waren ausgesprochen kohärent. Sie verhalten sich wie eine einzige verstärkte Ausstrahlung, ein Phänomen, das man auch als „Superausstrahlung“