DER ARTEMIS-TEMPEL VON EPHESOS
Wo war die Göttin in der Schicksalsnacht?
Die Suche nach dem versunkenen Heiligtum
DAS MAUSOLEUM VON HALIKARNASSOS
Spekulationen über das Aussehen
Die Rekonstruktion durch Herbert Maryon
Das ist der Sinn von allem, was einst war,
daß es nicht bleibt mit seiner ganzen Schwere,
daß es in unserem Herzen wiederkehre,
in uns verwoben, tief und wunderbar.
RAINER MARIA RILKE
ERSTE AUFZÄHLUNG DER SIEBEN WELTWUNDER
Babylons ragende Stadt, ich sah sie mit Mauern, auf denen
Wagen fahren. Ich hab Zeus’ am Alpheios gesehn, sah des Helios Riesenkoloß und die Hängenden Gärten, auch den gewaltigen Bau der Pyramiden am Nil und des Mausolos prächtiges Mal. Doch als ich dann endlich
Artemis’ Tempel erblickt, der in die Wolken sich hebt, blaßte das andre dahin. Ich sagte: »Hat Helios’ Auge außer dem hohen Olymp je etwas Gleiches gesehn?«
ANTIPATROS VON SIDON
(2. Jahrhundert v. Chr.)
EINLEITUNG
Aus Zeit und Bewegung entsteht Vergänglichkeit. Aus der Vergänglichkeit der Wunsch nach Beständigkeit. Aus dem Wunsch nach Beständigkeit der Wille zur Erinnerung, zur Mahnung, zum Monument. Erinnerung aber ist das fragilste, das kostbarste Gut des menschlichen Geistes. Angefochten, verhasst, geliebt. Sie soll unauslöschlich sein, und doch gehen über sie die Stürme der Zeit und der Geschichte hinweg und verwehen alle ihre Spuren. Überlieferung ist daher die einzig wirksame Waffe gegen das Verlöschen der Erinnerung, das Versinken dessen, was Menschen gedacht, geliebt und hervorgebracht