In Cremona geboren, führte ihn sein Lebensweg 1590 nach Mantua und auf Reisen nach Ungarn und Flandern. Seine geistlichen Werke wurden schon in jungen Jahren ab 1582, seine Madrigale ab 1587 gedruckt, ebenso 1609 der »Orfeo«. Hier findet der Gesang, der seine musikalische Linie aus der Sprechmelodie des Textes entwickelt, neue Möglichkeiten. 1613 wurde er Kapellmeister am Markusdom in Venedig – eines der prominentesten Ämter, das Italiens Kirchenmusik damals zu vergeben hatte. Sein Leben spielte sich nun zwischen den neu erbauten Opernhäusern und den Kirchendiensten ab. Auch nach seinem Eintritt in den geistlichen Stand 1632 blieb er bis zu seinem Tod Venedig treu und schuf sowohl geistliche als auch weltliche Musik.
Drei seiner Opern – wie wir sie heute nennen würden –, »Orfeo« (1607), »Il ritorno d’Ulisse in patria« (1640) und »L’incoronazione di Poppea« (1642), werden noch heute aufgeführt. Aus seiner Oper »Arianne« ist nur das berühmte »Lamento« erhalten – ein Klagegesang, der besonders deutlich zeigt, was mit »Klangrede« gemeint ist. Seine Madrigale (in neun Büchern seit 1587 erschienen) kann man als mehrstimmig gesungene Gegenstücke zum opernhaften Sologesang verstehen – sie bereichern heute vielfach das Chorrepertoire, obwohl sie damals vor allem von kleinen Solistenensembles gesungen wurden.
Die Madrigale sind sein Experimentierfeld und belegen den Übergang von der kunstvollen Polyphonie der alten Niederländer zum textorientierten Gesang der neuen Kompositionstechnik – von der »prima pratica« zur »seconda pratica«. Das fünfte Buch (1605) markiert jenen Punkt der Entwicklung, als der Sprechgesang der späteren Oper seine Geburtsstunde hatte. Monteverdis berühmte Marienvesper setzte Maßstäbe für viele künftige Vertonungen des abendlichen Chorgebets (mit fünf Psalmen samt dem Magnifikat). Seine geistliche Musik steht der weltlichen in keiner Weise nach.
Über Heinrich Schütz übte er großen Einfluss auf die Musik in Deutschland aus. Man kann in Monteverdi den italienischen und in Schütz den deutschen Vertreter der neuen Richtung sehen – aber auch den katholischen und evangelischen Protagonisten in der konfessionell unterschiedlichen, jedoch musikalisch ähnlich erneuerten Kirchenmusik.
Meilensteine: die Oper »Orfeo« – die Marienvesper
Legende: Monteverdi als »Erfinder der Dissonanz« hinzustellen, ist natürlich eine Übertreibung. Doch den bewussten Einsatz musikalischer Reibungen als Ausdruck von Schmerz und Trauer finden wir tatsächlich sowohl in seinen Madrigalen als auch in der Oper.
9 GIROLAMO FRESCOBALDI (1583–1643)
Seine Instrumentalmusik war in seiner Zeit und für die Weiterentwicklung der Musik für Tasteninstrumente ähnlich bedeutend wie Monteverdi für die Vokal- und Bühnenmusik. Cembalisten und Organisten kommen an seinen Werken auch heute nicht vorbei. Sein Einfluss auf Spieltechnik und Kompositionsstil erstreckte sich auf ganz Europa.
Vermutlich in Ferrara geboren, kam er 1604 als Sänger und Organist nach Rom und wurde nach einem kurzen Aufenthalt in Brüssel bereits 1608 Organist an St. Peter. Das blieb er auch – mit einem Abstecher (1628–1634) nach Florenz – bis kurz vor seinem Tod. Ab 1608 erschienen seine Werke nach Gattungen geordnet im Druck: Il primo libro de’ magrigali, …delle fantasie, … di capricci, …di toccate, …delle canzoni – später auch mit der blumigen Bezeichnung »Fiori musicali di diversi compositioni, toccate, kirie, canzoni, capricci, e ricercari in partitura«. Damit sind auch die wichtigsten musikalischen Gattungen und Formen genannt, für die er komponierte.
Frescobaldis Bedeutung für die Musik der Tasteninstrumente liegt in der Weiterentwicklung alter Formen (Canzona, Ricercare, Capriccio und Variation), im Spiel der spontanen und fantasievoll umherschweifenden Toccata und in den freien Temporückungen (Rubato) des ausdrucksvollen Spiels an eigentlich klanglich starren Instrumenten. Er ist neben Sweelinck der bedeutendste Komponist seiner Zeit für Orgel und Cembalo.
Legende: Frescobaldi gab den Spielern seiner Orgelwerke die Anregung, die Kompositionen durchaus frei zu behandeln, sowohl für die Ausführung des Notentextes als auch für den Gebrauch im Gottesdienst: Man könne nach Bedarf kürzen oder auch nur abschnittweise spielen. Er schrieb »Gebrauchsmusik« auf höchstem Niveau.
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