Das Geschlecht der Staufer erfuhr durch diesen Sohn Friedrichs von Büren und Hildegards von Egisheim mit einem Male eine ziemliche und nach allem möglicherweise unerwartete Standeserhöhung, die in erster Linie den politischen Umständen zu verdanken war. Im Jahre 1079 belehnte der umstrittene und von seinen Gegnern bedrängte Salier-König Heinrich IV. den Staufer Friedrich I. mit dem Herzogtum Schwaben und verheiratete ihn mit seiner Tochter Agnes. Mit einem Schlag waren die kleinen Grafen, über die kaum Nachrichten überliefert wurden, in den Rang von Reichsfürsten aufgestiegen. Die Staufer galten nun als wichtige Verbündete des salischen Königshauses.
HERZOG FRIEDRICH I.
Der etwa 1050 als Sohn Friedrich von Bürens und Hildegard von Egisheim-Dagsburg geborene Staufer dürfte vor seiner Erhebung zum Herzog die Würde eines Grafen gehabt haben. Aber selbst das ist nicht sicher, genauso wie es über seine Jugend keine verwertbaren Berichte gibt. Friedrichs jüngerer Bruder Otto von Büren (gestorben am 3. August 1100) sollte 1084 Bischof von Straßburg werden, während ein anderer Bruder namens Ludwig (gestorben 1103) Pfalzgraf in Schwaben wurde.
Die Gelegenheit für den Aufstieg des Staufers Friedrich, der recht ehrgeizig gewesen sein dürfte, ergab sich durch die Probleme, in die der unglückliche Salier Heinrich IV. verstrickt war. Nachdem sich ein großer Teil des Adels gegen den König erhoben und den Schwabenherzog Rudolf von Rheinfelden zum Gegenkönig gewählt hatte, entschied sich der Staufer dafür, Heinrich IV. die Treue zu halten. Als Rudolf von Rheinfelden zu Beginn des Jahres 1079 seinen Sohn Berthold zu seinem Nachfolger als Herzog von Schwaben einsetzte, vergab Heinrich IV. seinerseits das Herzogtum zu Ostern 1079 in Regensburg an seinen treuen Gefolgsmann Friedrich I. Außerdem gab er ihm seine Tochter Agnes, die noch keine sieben Jahre alt war, zur Frau. Die Ehe wurde allerdings 1086 erstmals vollzogen. Für einige Zeit sollte es in der Folge also auch zwei Herzöge von Schwaben geben, die genauso wie Heinrich IV. und sein Gegenkönig im Kampf um die Herrschaft waren.
Nachdem Rudolf von Rheinfelden am 15. Oktober 1080 bei Hohenmölsen in einer eigentlich unentschiedenen Schlacht sein Leben verlor, gab die Entwicklung dieser Entscheidung Friedrichs I. Recht. Der Aufstand gegen Heinrich IV. brach nach und nach zusammen, und der König konnte Rache an seinen Gegnern nehmen. In Schwaben jedoch schaffte es vorerst keiner der beiden Herzöge, sich wirklich durchzusetzen. Lange Zeit konnte Friedrich I. sein Amt nur im Norden des Herzogtums real ausüben. Das Land hatte von Anfang an durch den Adelsaufstand schwer gelitten und blieb lange Kampfgebiet eines chaotischen Bürgerkrieges. Der eher farblose Berthold von Rheinfelden starb 1090 und vererbte seine umstrittene Herzogswürde an Berthold II. von Zähringen, der schon längere Zeit auch den Staufer bekämpft hatte. Dieser wurde schließlich mit Hilfe des Papstes und der Welfen gegen Friedrich I. zum Herzog von Schwaben gewählt.
Der Kampf um das ihm verliehene Herzogtum ging also für den Staufer weiter, wobei er natürlich auf die Unterstützung des inzwischen zum Kaiser gekrönten Heinrich IV. zählen konnte. Nachdem der Konflikt schon sehr lange getobt hatte, kam es 1098 endlich zu einem Ausgleich zwischen dem Staufer und dem Zähringer. Berthold II. wollte damit auch sein Verhältnis zum Kaiser bessern. Der Zähringer verzichtete auf seinen Anspruch auf Schwaben, behielt aber seinen Herzogstitel und bekam die Vogtei über die wichtige und wohlhabende Stadt Zürich. Die Herrschaft des Staufers Friedrich I. in Schwaben war damit nach langen Auseinandersetzungen gesichert.
Die Hausmacht der Staufer weitete Friedrich I. in erster Linie in Richtung Norden aus. Während der letzten Jahre seines Lebens konnte er auch in der Pfalz durch die Obervogtei des Klosters Weißenburg und des Hochstifts Speyer eine starke regionale Machtposition aufbauen. Damit näherte er sich den Gütern der Salier in Rheinfranken an, während er im Süden nebst einigen kleinen verstreuten Besitzungen nur um Ulm größeren Besitz unter seine Kontrolle bringen konnte. Es bedeutete auch eine große Auszeichnung für den Schwabenherzog, als er während der Abwesenheit Kaiser Heinrichs IV., der bei einem seiner unglücklichen Italienzüge zwischen 1093 – 1095 mehr oder weniger in der Falle saß und sogar an Selbstmord gedacht haben soll, zum Kommandanten der kaiserlichen Truppen im Reich ernannt wurde. Letztlich zahlte es sich für Herzog Friedrich I. und sein Geschlecht aus, dass er dem umstrittenen und oft sehr unglücklich agierenden Heinrich IV. die Treue hielt.
Als es dem Kaiser ab 1098 gelang, seine Macht doch noch zu festigen, konnte auch sein treuer staufischer Parteigänger davon profitieren. Als Papst Paschalis II. ab 1100 versuchte, die deutschen Fürsten gegen Heinrich IV. aufzuwiegeln, hatte er natürlich bei dem Schwabenherzog kein Glück. Friedrich I. war mit anderen mächtigen Fürsten des Reiches dann auch auf der Seite des salischen Kaisers, als dieser 1103 in Mainz einen Landfrieden für das Reich verkündete. Alle Friedensbrecher sollten ohne Rücksicht auf ihre Position schwer bestraft werden, und in den Friedensschutz wurden neben Angehörigen der Kirche auch Kaufleute und Juden mit eingeschlossen. Diese Erklärungen wurde im Laufe des Mittelalters oftmals wiederholt bis hin zu Kaiser Maximilian I. Gefruchtet hat es allerdings kaum jemals, da nur sehr wenige mittelalterliche Herrscher dazu in der Lage waren, diese flächendeckend umzusetzen. Der Staufer war jedenfalls auf der richtigen Seite.
Herzog Friedrich I. ließ die Burg Hohenstaufen erbauen und stiftete das Kloster Lorch als Hauskloster der Staufer. Der Name Hohenstaufen bezieht sich auf die Bezeichnung »Stauf« für ein Trinkgefäß, dem die Kegelform des Berges, auf dem die Burg errichtet wurde, ähnlich ist. Diese war zunächst ein freies Eigen der Staufer und einige staufische Dienstleute begannen bald, in der Umgebung, dem »Stauferland«, eigene Burgen zu errichten. Die Burg Hohenstaufen sollte später unter König Rudolf von Habsburg zur Reichsburg werden. Aber da waren die Staufer bereits Geschichte.
Auf jeden Fall gelang es Friedrich I. während seiner Herrschaft, die eigenen Güter der Familie stark zu vermehren. Darin folgten ihm auch seine Söhne Friedrich II. und Konrad III., die das aufstrebende Geschlecht bis zum Königtum führen sollten. Neben diesen beiden Söhnen soll der Herzog auch noch eine Tochter namens Bertrada oder Bertha gehabt haben, die um 1088 geboren wurde und einen schwäbischen Grafen heiratete. Agnes von Waiblingen, die bereits mit sieben Jahren dem Staufer versprochen worden war, überlebte ihren Gatten um fast 40 Jahre. Sie heiratete nach seinem Tod 1106 den Babenberger Leopold III., der später heiliggesprochen wurde. Diesem soll sie in nur 12 Jahren angeblich 18 Kinder geboren haben. Durch die erneute Heirat ihrer Mutter ergab sich für die Söhne Herzog Friedrichs I., Friedrich II. und Konrad III., der Umstand, dass sie babenbergische Halbgeschwister hatten. Die enge Verbindung der beiden Familien sollte später auch für alle bedeutende Auswirkungen haben. Agnes starb im, für mittelalterliche Verhältnisse, sehr hohen Alter von beinahe 71 Jahren. Ein unerschütterlicher Glaube an ein paradiesisches Jenseits soll sie auch darüber hinweg getröstet haben, dass mehr als die Hälfte ihrer Kinder in jungen Jahren starb.
Mit den Söhnen Herzog Friedrichs I. begann die eigentlich »große« reichsumspannende Geschichte der Staufer. Das Geschlecht, das so rasch aus dem Dunkel der Geschichte emporgestiegen war, sollte unter wenigen bedeutenden Herrschern eine kurze und intensive Geschichte erleben, die die Zeitgenossen und die Menschen der folgenden Jahrhunderte äußerst stark beeindruckte, ehe es rasch und für immer wieder erlosch wie ein Stern, der kurze Zeit besonders hell geleuchtet hatte.
»... die Sie reizende hohenstaufische Zeit ist reich und sehr groß, würdig ein Leben zu füllen und doch nicht unermesslich: vortrefflich wenn Sie diese wählen... Welche Heroen!« (Johannes von Müller)
KONRAD III. – »DER PFAFFENKÖNIG«
»Konrad war ein Kriegsmann. Der königliche Wuchs der Staufen, die freundliche Art seines Verkehrs im Feldlager, sein persönlicher Mut, all das gewann ihm die Liebe der Soldaten.« (Selchow 1928, S. 200)
»Nach neun deutschen Herrschern, die seit Ottos I. Krönung 962 in ununterbrochener Folge