Western Sammelband 4 Romane: Lady in Blei und andere Western. Pete Hackett. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Вестерны
Год издания: 0
isbn: 9783745204001
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muss sie etwas Schriftliches darüber besitzen. Ein Doppel des Testaments wahrscheinlich.«

      McLean lachte schallend. »Sie ziehen die Hosen wohl mit der Zange an was, Sheriff?«

      Goring trat neben den Friedensrichter. »Ihr bleibt alle hier und wartet. Ich gehe zu ihr und frage sie nach dem Testament.«

      »Ist der Bastard da?«, stieß McLean hervor.

      »Mäßigen Sie sich, McLean!«, grollte der Friedensrichter. »Und bedenken Sie, dass es durchaus sein kann, dass der Vormann nichts damit zu tun hat. Da fällt mir ein, er hat vor einiger Zeit erzählt, dass er die beiden noch mal getroffen hat. – Wie war denn das gleich?« Douglas griff sich an die Stirn. »Ja, richtig! In der Nähe von Dallas. Die haben eine Handelsstation, die sie angeblich beim Pokern gewonnen haben.«

      »Was?« McLean starrte den Friedensrichter an. »Und das erfahre ich erst jetzt?«

      »Ihr wartet alle hier und unternehmt gar nichts!«, befahl der Hilfssheriff. »Truman hat letzte Nacht die Stadt verlassen und ist nach La Porte gefahren, um neue Ladung zu übernehmen. Er kommt auf dem Rückweg meistens noch mal hier durch und bleibt über Nacht. Das wäre also heute Abend. Die anderen Wagen sind auch unterwegs. Die Situation ist günstig. Und für den Fall, dass sie kein Testament hat, warten wir ab, bis er kommt. Haben Sie verstanden, McLean?«

      Der Smallrancher fluchte, eine Antwort gab er dem Hilfssheriff nicht.

      Dead Goring verließ das Office und lief die Main Street hinunter. Erst beim Store ging er zur anderen Seite hinüber.

      Im Hof des Frachtwagenunternehmens war niemand. Die Haustür der neu angestrichenen und mit größeren Fenstern versehenen Blockhütte stand offen. Drinnen summte Shere ein Lied vor sich hin.

      Dead Goring näherte sich der Tür langsam, schob sie weiter zurück und sah die junge hübsche Frau. Sie saß in der Nähe des Tisches, auf dem sich ein paar Bücher türmten. Sie hatte einen halbfertigen Weidenkorb in der Hand, an dem sie flocht. Ruten, Werkzeuge, gebündelte Weiden und Garn lagen um sie herum.

      »Sheriff!«, rief Shere überrascht.

      »Was machen Sie denn?«

      »Ach, wissen Sie, die Buchhaltung des Fuhrunternehmens lastet mich nicht völlig aus. Und ein paar Mexikanerinnen bedrängen mich schon seit Wochen, ob ich nicht noch ein paar Körbe für sie flechten könnte. Da habe ich eben zugesagt.« Shere stellte den halbfertigen Korb zur Seite, wischte einen Stuhl mit dem Handschuh ab und schob ihn etwas weiter zur Seite.

      Goring trat näher.

      »Was gibt es denn? Setzen Sie sich doch.«

      Der Hilfssheriff nahm Platz, drehte den Hut in den Händen und schaute sich in dem wüsten Durcheinander um. »Ich bin vom County Sheriff beauftragt worden, eine Liste über Vermögen, Kapitalbewegungen ...«

      »Was ist denn das?«

      »Kurz gesagt, über die Geschäfte der Leute, ihre Verdienste und Geldquellen eine Liste zu erstellen.«

      »Warum das?«

      »Der Staat will überprüfen, ob eine neue Steuergesetzgebung erforderlich ist. Sie müssten mir also in den nächsten Tagen eine Aufstellung von Einnahmen und Ausgaben machen. Und da das Geschäft erst in diesem Jahr gekauft wurde, müssen Sie nachweisen, woher das Kapital stammt. Sagten Sie nicht, Sie hätten eine Erbschaft gemacht?«

      »Ja.«

      »Dann hat Ihnen der Advokat ja sicher eine Testamentsabschrift dagelassen, eine Quittung oder so was.«

      »Das weiß ich gar nicht mehr«, erwiderte die junge Frau.

      »Aber das ist doch noch keine Ewigkeit her!«

      Shere schaute sich um. Sie hatte noch kein System gefunden, die Papiere in den Regalen zu ordnen. Und sie musste oft lange suchen, um etwas Bestimmtes zu finden.

      »Der Advokat muss Ihnen doch irgend etwas Schriftliches gegeben haben.«

      Shere stand auf. »Wahrscheinlich. Aber ich weiß nicht, ob ich es noch habe. Nach dem Umzug habe ich ausgemistet. Es lag Kram herum, der über zwanzig Jahre alt war. Vieles davon hatten meine Eltern aus Missouri mitgebracht.«

      »Sie können sich wirklich nicht erinnern, ob Sie ein Testament bekamen! Denken Sie nach!«

      Shere ging an dem Regal entlang und blickte hier und da in einen Kasten. Aber sie fand nur Lieferscheine, Quittungen über Frachten, Rechnungen, Reparaturbelege und Zettel mit Notizen. Ihr Gesicht wurde langsam rot. Niemals zuvor hatte sie die Unordnung so gestört, sie war ihr bisher nicht einmal aufgefallen.

      »Nein, tut mir leid.«

      Seufzend erhob sich der Hilfssheriff. Prüfend schaute er die Frau an. »Ich muss die Aufstellung aber machen.«

      »Sobald ich mit den Körben fertig bin, suche ich weiter«, versprach die junge Frau. »Morgen.«

      Der Hilfssheriff verließ das Blockhaus und kehrte ins Office zurück. Erwartungsvolle Gesichter wandten sich ihm zu.

      »Und?«, fragte der Friedensrichter.

      Goring berichtete.

      McLeans Faust knallte auf den Tisch. »Die will uns noch auf den Arm nehmen, was? Weiß nach ein paar Monaten nicht mehr, ob sie ein Testament bekommen hat. Da lachen ja die Hühner!«

      Goring ging hinter den Schreibtisch und setzte sich. »Ich erinnere mich, dass der alte Gatow, Sheres Vater, mit schriftlichem Kram überhaupt nichts am Hut hatte. Eine Quittung oder Rechnung war von ihm nicht zu kriegen. Verträge wurden grundsätzlich per Handschlag geschlossen. Er hasste Papier und Tinte. Wie übrigens die meisten Leute seiner Generation. Es ist also gut denkbar, dass er seine Tochter so erzogen hat.«

      »Quatsch! Die leimen uns. Fünftausend Dollar. Das ist ein Drittel der Beute, die die Kerle machten. Exakt geteilt. Natürlich haben sie sich etwas einfallen lassen, woher der Zaster stammt. Eine Tante aus Saint Louis! So ein himmelschreiender Blödsinn!«

      Goring schaute den Richter an.

      »Ich halte es auch für unwahrscheinlich, dass sie sich nicht daran erinnert«, maulte Douglas unzufrieden. »Sie ist ein netter Mensch!« Er schüttelte den Kopf.

      »Was wird nun?«, stieß McLean hervor.

      »Ich werde Truman verhaften«, versprach der Hilfssheriff.

      »Und wenn er abhaut?«

      »Wir nehmen genug Leute mit und umstellen die Gebäude. Da bleibt ihm keine Chance.«

      »Vielleicht erinnert Shere sich doch noch und bringt uns die Urkunde.« Der Friedensrichter trat ans Fenster.

      McLean lachte abgehackt.

      24

      Silbernes Mondlicht fiel durch das kleine Fenster in die Kammer. In der Prärie hinter der Stadt heulten die Kojoten langgezogen und schaurig; Jack Truman fand keine Ruhe.

      Er wälzte sich im knarrenden Bett hin und her.

      Shere setzte sich neben ihm auf. »Das ist ja eine schreckliche Nacht.«

      »Du kannst auch nicht schlafen?«