Western Sammelband 4 Romane: Lady in Blei und andere Western. Pete Hackett. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Вестерны
Год издания: 0
isbn: 9783745204001
Скачать книгу
fünfzig Meilen vor dem Red River. Weit und breit gab es keine Stadt. Erst am anderen Abend fanden wir ein kleines Nest. Aber dort hatte der Sheriff von Denison noch nicht mal einen Deputy eingesetzt. Die Leute versprachen uns, es dem Sheriff zu melden. Aber ob die das auch tun, ist eine andere Frage.«

      »Verdammt, es sind nicht unsere Rinder!«, erboste sich Barn auf einmal. »Für McLeans Herde haben vier von uns ins Gras gebissen, und du bist dem Totengräber auch nur knapp von der Schippe gesprungen. Ist das nicht genug?«

      »Geld werden wir nun von ihm auch keins mehr sehen«, maulte Dunn. »Wenn wir nicht so ehrlich wären, würden wir gar nicht mehr zu ihm reiten. Der regt sich nur auf und tut so, als hätten wir ihm die Rinder geklaut.«

      »Ihr seid also sofort umgekehrt?«

      »Verdammt, wir waren zuerst in dem Nest. Dann sind wir noch mal zurück und stellten fest, dass die Herde nach Westen getrieben wurde. Die hatten ungefähr drei Tage Vorsprung, waren ja auch genug Leute für einen schnellen Trail. Die befanden sich mit Sicherheit schon siebzig Meilen weiter als wir, vermutlich schon jenseits der Grenze in New Mexico. Was sollten wir tun? Sie auf eigene Faust verfolgen und uns abknallen lassen? Oder vielleicht in New Mexico nach einem Marshal suchen? Was interessiert es den, was in Texas los war? «

      »Also wir haben die Geschichte in dem Nest erzählt und werden sie McLean noch mal erzählen. Das reicht dann.«

      »Trifft der Verlust den Rancher hart?«, wollte der Hilfssheriff wissen.

      »McLean war nie ein großer Rancher. Er besaß außer den Rindern noch ein paar Pferde, die er verkaufte. Aber die haben nicht viel gebracht. Davon kann er eine Weile mehr schlecht als recht leben.«

      »Also ein harter Schlag?«

      »Er hatte sich ausgerechnet, dass ein Rind an der Kansasbahn für mindestens fünfunddreißig Dollar zu verkaufen wäre. Das sind für achthundert Tiere achtundzwanzigtausend Dollar. Ein Verlust an Longhorns von einem Drittel kalkuliert, bleiben noch fast zwanzigtausend Dollar. Das ist viel Geld. Vor Allem für einen alten, alleinstehenden Mann, der damit seinen Lebensabend finanzieren wollte.«

      »Und der mit seinem Sohn Krach hatte und später von dessen ruhmlosem Ende erfuhr. Und dessen Frau aus Gram über seine Herzlosigkeit starb.«

      Dunn grinste böse. »Schlimme Nachricht für ihn. Aber ein guter Mensch ist er wirklich nicht, Vormann!«

      »Habt ihr schon was gegessen?«

      »Womit hätten wir das bezahlen sollen? Wir besitzen keinen Cent mehr!«

      »Dann geht in den Saloon und lasst euch eine vernünftige Mahlzeit geben. Ich habe noch ein paar Dollar und werde nachher bezahlen. In einer Stunde können wir reiten.«

      Die beiden trollten sich.

      »Schlimme Geschichte«, murmelte der Hilfssheriff.

      11

      Der Rancher stand unter dem weit nach unten gezogenen Vordach des Blockhauses und schaute den drei Reitern unter der grellen Sonne mit verkniffenem Gesicht entgegen.

      Duke McLean war achtundfünfzig Jahre alt, fünfeinhalb Fuß groß und ziemlich bullig. Rotes Borstenhaar wuchs auf seinem quadratischen Schädel und wies ihn unübersehbar als Iren aus. Der Smallrancher trug einen mehrfach geflickten, verschossenen Prince-Albert-Rock, ausgebeulte, geflickte Röhrenhosen und eine Melone, die von Staub, Sonne und Schweiß gezeichnet war.

      Das Anwesen passte zu dem Mann. Neben dem gedrungenen Blockhaus stand das lange Mannschaftsgebäude, ein Brettergebilde, das anstelle von Scheiben Zuckersäcke an den Fenstern besaß. Ein Schuppen erhob sich daneben. Der leere Corral wies Lücken auf, und Unkraut rankte sich daran empor.

      Ein Anbau, in dem ein Pferd schnaubte, lehnte schief am Blockhaus. Löcher in der Wand waren mit Fellen geflickt.

      Der alte McLean hatte aus alter Gewohnheit die aufgerollte Bullpeitsche in der rechten Hand. Sein Prince-Albert-Rock stand offen. Der Patronengurt hing unter dem massigen Bauch; den schweren Revolver trug er ziemlich weit vorn.

      Jack Truman sah den Rancher erst, als der sich vorwärts bewegte und ins Sonnenlicht trat.

      »Gleich gibt’s Ärger«, flüsterte Dunn. »Ich habe ganz schön Schiss, muss ich euch sagen!«

      »Ich fühle mich auch nicht besonders wohl in meiner Haut«, bekannte Barn. »Und du, Jack?«

      Truman gab keine Antwort. Der schlanke, hochgewachsene Vormann mit den strahlend blauen Augen im etwas kantigen Gesicht blickte scharf auf McLean. Er hatte ihn nie leiden können, aber es hatte hier unter keinen anderen Job für ihn gegeben. Deshalb war er so lange geblieben.

      Sie erreichten den Hof. Dunn und Barn ritten langsamer. Jack zügelte sein Pferd, als ihn noch fünf Yards von dem etwas geduckt stehenden Smallrancher trennten.

      »Ihr seid früh zurück!«, stieß der Rancher mürrisch hervor. Seine Augen waren verengt.

      »Wir hatten Pech«, sagte Jack. »Ich habe dem Hilfssheriff doch geschrieben, was passierte. Hat er es dir nicht berichtet?«

      »Doch, Dead Goring war mal hier. War es wirklich so schlimm, dass du die anderen allein reiten lassen musstest?«

      »Er konnte das doch gar nicht mehr entscheiden«, sagte Barn. »Er war bewusstlos und hätte das Zeitliche gesegnet, wenn Bob ihn nicht sofort zu einem Doc gebracht hätte.«

      McLean blickte auf den mittelgroßen, drahtigen Burschen. »Habe ich dich gefragt?«

      »Was er sagt, stimmt«, wandte Jack ein. »Ich war nicht mehr fähig, mitzureiten. Ich möchte mal den sehen, der das mit einer Kugel in der Brust geschafft hätte.«

      McLeans Gesicht verzerrte sich.

      »Aber es ist noch schlimmer gekommen«, fuhr Jack fort. »Ben, Bob, Ves und Jed wurden von der Bande noch mal überfallen. Die Burschen hatten sich Verstärkung geholt.«

      »Was?«, fragte McLean. Seine Gestalt krümmte sich noch mehr zusammen. »Was soll das heißen?«

      »Sie haben uns die Herde abgejagt«, sagte Barn lahm. »Ben und Bob haben ins Gras gebissen. Jed lag unter dem umgestürzten Küchenwagen. Und mir ging der Gaul durch.«

      »Die Herde ... gestohlen?«

      »Ja, Boss.«

      »Ihr habt euch die Herde stehlen lassen?«, brüllte der Smallrancher, der es offenbar nicht glauben konnte.

      Barn nickte.

      »Seid ihr des Teufels?«

      Die Peitsche des Ranchers zuckte über den Sandboden. Vom bleibeschwerten Ende wurden ein paar winzige Staubwölkchen emporgestoßen. »Jack, sag’ du, dass es nicht wahr ist!«

      »Ich war nicht dabei, Boss. Ich kann eigentlich gar nichts sagen. Du musst es dir schon von Jed und Ves erzählen lassen.«

      »Und wozu habe ich einen Vormann, wenn er nicht zur Stelle ist, wenn er gebraucht wird?«

      Jack schwieg mit zusammengepressten Lippen. McLeans Argumente waren nie sehr logisch gewesen. Doch seit er seinen Sohn und seine Frau verloren hatte, schien er nicht mehr fähig zu einem klaren Gedanken