Hafis
Der Diwan
Die Auswahl der schönsten Gedichte
In der Übersetzung von
Joseph von Hammer-Purgstall
INHALT
I.
Reich mir, o Schenke, das Glas,
Bringe den Gästen es zu,
Leicht ist die Lieb’ im Anfang
Es folgen aber Schwierigkeiten.
Wegen des Moschusgeruchs,
Welchen der Ostwind geraubt
Deinen gekrausten Locken,
Wie vieles Blut entfloss dem Herzen!
Folge dem Worte des Wirts
Färbe den Teppich mit Wein.
Reisende sind der Wege,
Sie sind des Laufs der Posten kundig.
Kann ich genießen der Lust
In des Geliebten Gezelt,
Wenn mich zum Aufbruch immer
Der Karawane Glocke rufet!
Finstere Schatten der Nacht!
Wogen und Wirbelgefahr,
Können euch wohl begreifen,
Die leicht geschürzt am Ufer wohnen?
Durch die befriedigte Lust
Ward ich zum Märchen der Stadt,
Kann ein Geheimnis bleiben
Der Stoff der allgemeinen Sage?
Wünschest du Ruhe, Hafis,
Folge dem köstlichen Rat:
Willst du das Liebchen finden,
Verlass die Welt und lass sie gehen.
II.
Der Mond der Schönheit borgt sein Licht
Von deiner Wangen Strahlen,
Der Glanz der Anmut strahlet aus
Von deines Kinnes Grübchen.
Kann mein versammeltes Gemüt
Mit deines Haares Locken,
Die ganz zerstreuet sind, o Gott!
Sich je zusammenfinden.
Des Sinnes, dich zu schauen, kam
Mein Geist auf meine Lippen,
Soll er entfliehn? Soll er zurück?
Was ist dein Herrscherwille?
Gehst du vorbei, heb’ auf den Saum
Vom Blute und vom Staube,
Denn viele deiner Opfer sind
Auf diesem Weg gefallen.
Verwaiset ist mein Herz, o gebt
Hievon den Freunden Kunde!
O Freunde! meine Seele ist
Mit euern Seelen eines.
Was nützet die Enthaltsamkeit
Dem, der dein Auge sah?
Viel besser ists, die Nüchternheit
Dem Trunknen nicht verkaufen.
Mein träges Glück, das lange schlief,
Ist endlich aufgewachet,
Der Schimmer deines Angesichts
Hat