Darum: Auch wer sich spontan nach Australien aufmacht, den ausgetretenen Touristenpfaden ausweichen möchte oder ohnehin genug Zeit mitbringt, um jede Ecke des Kontinents zu besuchen – ein wenig Voraussicht zahlt sich aus.
Was können Sie besser machen?
Der Schlüssel ist, sich mit den besten Reisezeiten vertraut zu machen!
Grundsätzlich gibt es in der südlichen Hälfte Australiens moderat ausgeprägte Jahreszeiten, wenn auch mit sechs Monaten Verzögerung. In der nördlichen Hälfte hingegen gibt es nur eine prägnante Regenzeit und entsprechend eine Trockenzeit. Sowohl zwischen den einzelnen Jahreszeiten als auch von Norden nach Süden sind die Übergänge fließend.
Vereinfacht lässt sich daher sagen: Die besten Reisezeiten für die nördlichen Regionen Australiens – von Cairns über Darwin bis hin nach Broome und weite Teile des Outbacks – sind die Wintermonate, also März bis September. Ab September kündigt sich durch den build-up, also heiße, schwüle und spannungsgeladene Tage, die kommende Regenzeit an. Diese Zeit gilt es zu meiden, während die eigentliche Regenzeit vor allem für diejenigen Reisenden interessant ist, die die Ruhe der Nebensaison schätzen und dem ein oder anderen kleinen apokalyptischen Schauer nicht abgeneigt sind. Allerdings: Zur Regenzeit sind viele Straßen kaum oder gar nicht passierbar, sodass es abseits der Highways nur wenige Möglichkeiten gibt, sich zu bewegen. Im Gegenzug ist es allerdings auch nicht zu empfehlen, nur an der Ostküste (gern umschrieben als »von Cairns nach Sydney«) zu kleben – schön ist die Route zwar, aber ihr mangelt es an der Abwechslung, die andere Regionen des Landes bieten können.
Die beste Reisezeit für die großen Städte – Brisbane, Sydney, Melbourne, Adelaide und Perth – liegt im Sommer (der Südhalbkugel). Allerdings ist auch hier Vorsicht geboten, denn zwischen Dezember und Februar kann es unangenehm heiß werden. Ideal sind die Übergangszeiten, die mit relativ wenig Niederschlag, angenehmen Temperaturen und hübschen Überraschungen – wie etwa der Blüte der Wildblumen in Westaustralien – punkten können.
Im Hochsommer zu empfehlen ist Tasmanien, das immer ein paar Grad kühler ist als das Festland. »Temperatur« ist ein gutes Stichwort, um darauf hinzuweisen, dass es in Australien auch unangenehm kalt werden kann – eine Überraschung für alle, die die Reise in Flipflops und T-Shirt antreten. Das gilt nicht nur für Tasmanien, sondern für die gesamte Südhälfte Australiens. Der Winter im mediterranen Perth bedeutet einstellige Temperaturen und üppige Niederschläge – nicht gerade das, was man sich von seinem Australienurlaub ersehnt. Und selbst im Outback, wenige Autostunden von der Küste entfernt, sind nächtliche Fröste häufig. Wer also die ewige Wärme sucht, ist an den Küsten Nordaustraliens bestens aufgehoben.
An dieser groben Übersicht kann man bereits ersehen, ob sich die eigene Wunschroute realisieren lässt. Grundsätzlich gilt aber, dass es sich lohnt, ein wenig Flexibilität zu bewahren. Auch in Australien sind die Jahreszeiten gerne launisch – und so manche Überraschung kann einem trotz gründlicher Planung in die Quere kommen. Ein Beispiel: Zu Beginn des Sommers werden viele Orte im Norden Queenslands für einige Wochen von einer Unzahl an march flies, also fiesen Pferdebremsen, heimgesucht. So ein Schwarm hungriger Insekten kann einem schon mal die Laune verderben – aber ein paar Kilometer weiter sieht die Lage womöglich schon wieder ganz anders aus.
Dass Lena als Frau allein reist, ist übrigens völlig normal. Australien ist so sicher, wie ein Reiseziel es nur sein kann, darum kann man sich auch jederzeit ohne Begleitung umherbewegen!
Kurzum: Grobe Planung im Voraus (welche Regionen und Sehenswürdigkeiten) ist ein Muss, Feinplanung vor Ort ist eine vernünftige Option.
2
IM FLIEGER
STEFFEN BEKOMMT DIE KALTE SCHULTERUND KANN NICHT SCHLAFEN
Steffen weiß immer noch nicht so recht, worauf er sich da eigentlich eingelassen hat.
»Schulz, Sie sind der richtige Mann für diesen Job!« Das waren die Worte seines Chefs, vorgetragen mit einem etwas zu festen Schlag auf die Schulter. Kurz darauf hatte er ihm etwas von »einem Job in Sydney« erzählt, wo er »für ein paar Monate« die Firma vertreten solle. »Nichts Wildes«, aber man brauche jemanden, der sein Handwerk verstehe.
Zuerst fühlte sich Steffen ein wenig überrumpelt. Australien – das ist verdammt weit weg. Und überhaupt, solche exotischen Destinationen sind üblicherweise nicht sein Ding. Weiter als bis auf die Kanaren ist Steffen nie gekommen, auch wenn er von einer Reise nach New York immer geträumt hat. Aber Australien – das ist ein ganz anderes Kaliber!
Doch nach einer Weile hatte sich Steffen mit dem Gedanken angefreundet. Für eine Zeit lang Deutschland den Rücken zu kehren und mal etwas anderes zu erleben, würde sicher nicht schaden. Außerdem ist die Bezahlung gut. Und in Australien ist schließlich auch noch nicht jeder gewesen! Es könnte sehr interessant werden, befand er, und der Karriere einen kleinen Schub geben.
Viel Zeit zum Organisieren blieb nicht. Die wichtigen Dinge – Flugticket, Visum, Unterkunft – wurden von der Firma erledigt. Steffen blieb nur, seine Siebensachen zu packen und sich seelisch auf Australien vorzubereiten. Doch auch hier hatte sein Chef einen Ratschlag auf Lager: »Ach, Schulz, nun machen Sie sich mal keinen Kopf. Sie werden schon mit den Aussies klarkommen.« Unter vier Augen sagte er ihm sogar, er solle die Zeit genießen. Nur bloß nicht die Arbeit vergessen!
Am Flughafen stellt Steffen ein wenig enttäuscht fest, dass die Firma es versäumt hat, ihm einen Fensterplatz zu reservieren. Zumindest aber, so tröstet er sich, darf er für die erste Hälfte des Trips neben einem jungen Mädchen sitzen, das er durchaus ansehnlich findet.
Doch über ein steriles »Hallo« kommt er zunächst nicht hinaus. Entgegen der Empfehlungen seines Chefs gibt es zwei, drei Dinge, die er noch vorbereiten möchte, und da es im Flieger ohnehin nichts Spannendes gibt, widmet sich Steffen einem Problem mit dem Aufbau einer Software, das ihm in den letzten Wochen keine Ruhe gelassen hatte.
Steffen ist sehr zufrieden mit sich, als er zwei Stunden nach dem Abflug immerhin drei Ansätze entwickelt hat, die sein Problem lösen könnten. In dem Moment kommt vom Sitz neben ihm ein leichtes Seufzen. Die junge Dame, die bis eben die ganze Zeit aus dem Fenster gestarrt hat, sucht nun eine andere Beschäftigung. Offenbar ist es zu dunkel, um noch etwas zu erkennen. Oder Polen ist von oben betrachtet uninteressant.
Das ist die Gelegenheit!, erkennt Steffen, als sie zu ihrem Reiseführer greift.
»Na? Auch eine Tour durch Australien geplant?«, ist das Beste, was ihm auf Anhieb einfällt.
»Mh«, bestätigt das Mädchen.
»Ist es dein erstes Mal in Australien?«, fragt Steffen. Etwas enttäuscht ist er daraufhin, weil es sich offensichtlich doch nur um eine der Backpackerinnen handelt, die überhaupt nicht wissen, was in Australien auf sie wartet, sondern glauben, dass down under immer die Sonne scheine.
AUSTRALIEN ODER NEUSEELAND ODER BEIDES ODER …
Bei so manchem Reisenden ist man sich nicht sicher: Will er nach Australien – oder bloß möglichst weit weg von daheim? Das spiegelt sich auch in der Reiseplanung wieder, wenn Australien und das Nachbarland Neuseeland gerne in einen Topf geschmissen werden. Stellen Sie sich vor, jemand würde umgekehrt um die halbe Welt reisen und dann beim Besuch in der Schweiz oder in Österreich sagen, das Land sei ja genau wie Deutschland … Auch wenn vieles in Neuseeland