Heart attack on a plate
Gälisches Sprachengewirr und irische Dialekte
Urlaubsfinanzierung als Wohltätigkeitsevent
Von Klebeband und Notnägeln
22 UNSERE LIEBE FRAU AUF TOAST
Man sieht nur, was man sehen will
St. Patrick’s Day – das (inter)nationale Großbesäufnis
Dorffeste: Bier, Musik und hemmungsloses Anbaggern
Tierliebe auf Irisch
Das Missgeschick der anderen ist eine willkommene Abwechslung
27 RUHE IN FRIEDEN UND FRÖHLICHKEIT
Auf einer irischen Beerdigung
Hightech, Hitler und was sich die Iren sonst noch von Deutschen erwarten
Hier leben und dazugehören sind zwei paar Stiefel
10 Dinge, die Irland von der schönsten Seite zeigen
10 Dinge, die zu hochgezogenen Augenbrauen oder Verärgerung führen
Glossar
VORWORT
Was mag es sein, was Irland für viele Menschen so faszinierend macht? Die Insel liegt in Europa, wenn auch ganz am Rand, sie ist Teil der europäischen Kultur, wenn auch mit kolonialem Erbe und eigenwilliger Ausprägung, das Wetter ist notorisch schlecht, auch wenn einige der Landschaften schlichtweg spektakulär sind, kulturelle Sehenswürdigkeiten gibt es zwar reichlich, aber längst nicht so viele wie zum Beispiel im benachbarten Großbritannien.
Irland ist so nah und doch in vielerlei Hinsicht so fern, geprägt nicht nur vom gerne gepflegten Klischee der Naturverbundenheit und Lebensfreude, die touristische, literarische und filmische Medien verbreiten, sondern auch vom Mythos der Kelten, der Freiheitskämpfer und von einem Heimatgefühl, das nichts mit tatsächlicher Heimat zu tun hat.
Einen Teil der Schuld mag Heinrich Bölls »Irisches Tagebuch« haben, in dem er (scheinbar) eine Welt zeichnet, die mit ihrer Nähe zur Natur, Arglosigkeit und Schlichtheit so weit entfernt vom Nachkriegsdeutschland war, wie es nur irgendwie ging. »Heimat« wurde zum Synonym von »Unschuld«, was vor allem in Deutschland zu sporadischen Auswanderungswellen auf die grüne Insel führte, auch wenn die Auswanderer der jüngeren Zeit vornehmlich nach gut bezahlten Arbeitsplätzen suchten – ein Traum, der nach dem Wirtschaftscrash von 2008 genauso wenig in Erfüllung ging wie der Traum jener, die in Irland nach imaginären Wurzeln suchten.
Dennoch hat die Anziehungskraft der grünen Insel bis heute nicht nachgelassen. Noch immer schwärmen Urlauber von der Weite und Wildheit der Landschaft, den steilen Klippen, dem donnernden Atlantik, den Burgen und frühchristlichen Relikten, den lebendig-chaotischen Städten, der Musik und den fröhlichen und freundlichen Menschen sowie von der Historie, die allerorten zu spüren und zu entdecken ist.
Aber das ist Urlaub mit einem Reiseführer in der Hand, der all die zweifellos schönen Ecken der Insel beschreibt. Anschließend geht es wieder ins vertraute Heimatland, wo sich die Sehnsucht in Foren und Blogs niederschlägt und Irland zu weich gezeichneten Fotos kondensiert.
Wer sich jedoch entschließt, hier zu leben, wird sich schnell von manchen Träumen verabschieden und umdenken müssen. Für ein kleines Land, nur einen kurzen Sprung mit dem Flugzeug entfernt und in vielerlei Hinsicht kulturell so nah an Deutschland, bietet Irland einen überraschenden Haufen an Fallen und Frustrationen, die so gar nicht ins Traumbild passen wollen. Manches mag tatsächlich abschreckend sein, besonders in bestimmten Teilen der größeren Städte: Es gibt nicht nur nette Iren, sondern auch – wie überall in der Welt – bärbeißige, kühle oder auch kriminelle Menschen, die in den Filmen und Reiseprospekten nicht auftauchen. Vieles ist jedoch nur deswegen verwunderlich oder schlimmstenfalls ärgerlich, weil manche Zuwanderer sich nicht von den Klischeebildern und vor allem nicht von ihrer eigenen kulturellen Prägung lösen können.
Wer sich aber wirklich einlässt, bereit ist, zu lernen und sich von lang gehegten Illusionen zu verabschieden, wird in der Tat »sich selbst finden«, nämlich völlig neue Seiten der eigenen Person entdecken und statt Hürden neue Horizonte erblicken. Vor allem aber wird er in einer vollkommen anderen Umgebung einen unverstellten Blick auf die eigene Herkunft und die eigenen Erwartungen werfen können.
INTRO
DER TRAUM VOM GRÜNEN PARADIES
Das Shamrock in Berlin ist wie jedes Jahr am St. Patrick’s Day proppenvoll. Irische Musik dudelt aus den Lautsprechern, Barkeeper Shane strahlt wie immer und zwinkert vor allem den weiblichen Gästen zu, die mit jedem Getränk weichere Knie bekommen. Und er schafft es nebenher, ein Glas Guinness nach dem anderen zu zapfen, ohne auch nur eine einzige Bestellung zu vergessen.
Auch wenn der Charme Shanes an ihm vorbeigeht, ist Micha in seinem Element. Die Bedienung bringt ein ganzes Tablett mit frischem Nachschub des schwarzen Gebräus an den Tisch der Freunde, die in ihren Irlanderinnerungen schwelgen. Micha und Tom waren vor über fünfzehn Jahren mit dem Rucksack auf der grünen Insel unterwegs, und ihre Geschichten werden, je mehr Guinness sie intus haben, immer bunter und verklärter.
»Weißt du noch, wie wir in dem einsamen Pub in Donegal gelandet sind und so besoffen waren, dass wir das Hostel nicht mehr gefunden haben?«
»Klar, wir haben dann einfach