Mama hatte beim Üben an der Ampel immer gesagt: »Vorsichtig ist die Mutter der Porzellankiste. Man kann nie wissen, ob ein Autofahrer hinter dem Lenkrad schläft oder träumt.«
Darüber musste Lisa immer furchtbar lachen, denn sie stellte sich dann vor, wie es war, wenn ein Autofahrer im Schlaf ein Auto fuhr und wie viele Beulen ein Auto dann hätte und den Begriff »Mutter der Porzellankiste«, den fand sie auch zum Lachen. Wie kann denn eine Kiste eine Mutter haben?
Nun ja, aber diese lustigen Sätze haben sich so bei ihr eingeprägt, dass sie an der Ampel immer alles richtig macht.
Aber eines Tages im Herbst, es war kurz vor dem Halloweenfest, da änderte sich einiges.
Auf dem Schulweg zu Lisas Schule hatte jemand auf die Stufen seines Hauses einen riesigen ausgehölten Kürbis gestellt. Irgendjemand hatte eine richtig gruselige Grimasse in den Kürbis geschnitzt. Er sah so aus, als wolle er jedem, der an diesem Hause vorbeiging, erst einmal richtig feste in die Beine beißen und er schaute richtig finster drein. Und weil er von innen beleuchtet war, wirkte alles noch viel gruseliger.
Als Lisa ihn das erste Mal entdeckte, da erschrak sie ganz fürchterlich. So etwas Schauriges hatte sie noch nie gesehen. Da wollte sie nicht mehr dran vorbeigehen. Das war ihr viel zu unheimlich. Sie wartete in sicherer Entfernung, aber als dann ein Erwachsener in Richtung ihrer Schule vorbeiging, lief sie blitzschnell an der Seite des Erwachsenen an dem Haus vorbei und – ohne sich umzudrehen – dann ganz schnell in ihr Klassenzimmer. Da hatte der Unterricht schon angefangen und Lisas Lehrerin, Frau Schwarz, war sehr erstaunt, dass Lisa zu spät gekommen war. Das hatte es doch noch nie gegeben. Lisa hatte zu lange vor dem Haus mit dem gruseligen Kürbis gewartet.
In der großen Pause fragte Lisa dann einen ihrer größeren Brüder, ob er sie nach der Schule mit nach Hause nehmen würde. Der lachte aber nur und meinte, dass er doch nicht mit einem kleinen Mädchen nach Hause gehen würde. Was sollten denn da seine Freunde von ihm denken? Nein, nein, so etwas ging ja wohl überhaupt nicht.
Deshalb wiederholte sich das Gleiche wieder, als Lisa nach Hause ging.
Wieder wartete sie in sicherer Entfernung, bis ein Erwachsener an dem Haus vorbeiging und huschte dann an seiner Seite an dem Haus vorbei.
Zuhause wollte sie ihrer Mama erzählen, dass es auf dem Weg zur Schule jetzt ein Gespenst gibt, das jedem, der an ihm vorbeigeht, in die Beine beißen möchte. Aber sie traute sich nicht, das zu sagen, weil sie meinte, dass ihre Mama dann doch nur sagt, dass sie sich das einbilden würde und es gar keine Gespenster gibt.
Da wollte sie am nächsten Tag erst noch einmal ganz genau hinschauen und vielleicht war das Gespenst bis dahin ja sogar schon weg. Das hoffte sie wenigstens.
Aber am nächsten Morgen, da wiederholte sich alles. Lisa musste wieder in einiger Entfernung von dem Halloweenkürbis warten, der leider immer noch an der gleichen Stelle lag und immer noch so gruselig aussah.
Diesmal wurde sie aber von dem Hausmeister der Schule, dem Herrn Winzig beobachtet. Der ging auf Lisa zu und sagte zu ihr, dass sie ja den gleichen Weg hätten und das Stück zur Schule dann gemeinsam gehen könnten. Ihr könnt euch vorstellen, wie froh Lisa darüber war. Leider ist sie schon wieder zu spät in den Unterricht gekommen, was ihre Lehrerin noch mehr verwunderte.
Am Ende des Unterrichtes sagte Frau Schwarz dann, dass Lisa noch in der Klasse bleiben solle, bis alle anderen Kinder gegangen waren und dann fragte sie, was denn mit ihr los wäre, denn sie war sehr besorgt. Das hatte es doch noch nie gegeben.
Lisa war immer pünktlich und jetzt war sie schon an zwei Tagen hintereinander zu spät gekommen und dann schaut sie auch noch ganz ängstlich aus.
Ganz zögerlich erklärte Lisa dann ihrer Lehrerin, dass wohl ein Gespenst vor einem der Häuser wohnt, an dem sie jeden Tag auf ihrem Schulweg vorbeigehen müsse und dann beschrieb sie, wie gruselig der Halloweenkürbis aussah, der auf den Treppenstufen lag.
»Soso«, meinte dann ihre Lehrerin, »dass es irgendetwas mit dem Haus zu tun haben wird, an dem du vorbeigehen musst, das hat mir Herr Winzig schon gesagt und ich könnte mir schon vorstellen, was es ist. Mach dir aber jetzt keine Sorgen mehr, ich werde dich gleich sicher nach Hause bringen.«
Als die beiden dann an dem besagten Haus vorbeikamen, da sah sie, wie Lisa ganz schnell ging, um schnell an dem Haus vorbeizugehen. Sie schaute auf die Treppenstufen und dann musste sie doch lächeln.
Als Lisa am nächsten Tag zur Schule ging, da wunderte sie sich, denn Herr Winzig wartete schon vor dem Haus mit dem Gruselkürbis, um sie in ihre Klasse zu bringen. Das wunderte Lisa schon, aber eigentlich war sie ganz froh darüber, denn aus dem Augenwinkel heraus sah sie, dass ihr angebliches Gespenst immer noch auf der Treppe saß. Noch mehr wunderte sie sich aber, dass auf dem Pult ihrer Lehrerin ein großer, orangener Kürbis lag.
Dann erklärte die Lehrerin Frau Schwarz den Kindern, dass es ein altes keltisches Fest gibt, welches früher nur in Irland gefeiert wurde, dann mit den irischen Einwanderern nach Amerika gekommen war und heute auch bei uns in Deutschland immer häufiger gefeiert wird. Dieses Fest nennt man Halloween.
Eine Tradition ist das Schnitzen von Halloweenkürbissen. Und das wollten sie dann heute gemeinsam machen. Alle Kinder umringten dann den dicken Kürbis. Dann schnitt Frau Schwarz erst den Deckel ab und alle Kinder durften mit einem großen Löffel die gelben Kerne aus dem Kürbis herausnehmen.
Dann malte Frau Schwarz mit einem dicken schwarzen Filzstift eine schreckliche Fratze auf den Kürbis. Jedes Kind durfte ein Stück der aufgemalten Linien mit dem Küchenmesser nachschneiden und das Fruchtfleisch entfernen. Als das Gesicht fertig ausgeschnitten war, stellte Frau Schwarz noch eine brennende Kerze in den Kürbis hinein, setzte den abgeschnittenen Deckel wieder drauf und ließ die Rollos der Klasse ein Stück herunter, damit es ein wenig dunkler wurde.
Alle Kinder schauten sich ihr Werk gut an und freuten sich, dass der Halloweenkürbis so gut gelungen war und so gruselig leuchtete.
Aber auch Lisa strahlte. Ihr war jetzt klar geworden, dass ihr angebliches Gespenst ja nur ein ausgehöhlter, geschnitzter Kürbis ist.
Ihre Angst war wie weggeblasen.
Frau Schwarz fragte sie dann noch ganz freundlich, ob sie denn heute wieder nach Hause gebracht werden müsste.
»Natürlich nicht«, antwortete Lisa, »ich bin doch schließlich schon sechs Jahre alt und habe keine Angst vor Gespenstern«, rief sie heiter aus. Dann mussten beide ganz fröhlich lachen und den Hausmeister Herrn Winzig, den brauchte Lisa auch nicht mehr, um an dem Haus mit dem Halloweenkürbis, der doch kein Gespenst war, vorbeizugehen.
Das Wolkenschäfchen
Der kleine Pepito lebt mit seinen Eltern auf der schönen spanischen Insel Teneriffa. Dort lebt er in einem kleinen Dorf am Rande des Nationalparks Teide. In der Nähe des Dorfes befindet sich der höchste Berg, den man auf spanischem Staatsgebiet findet. Diesen Berg nennt man Pico del Teide.
Auch sein Großvater lebt dort. Er wohnt dort auf einem kleinen Bauernhof, mitten im Nationalpark. Der kleine Pepito verbringt fast jede freie Minute auf dem Bauernhof seines Großvaters. Es ist dort so interessant. Dort leben so viele verschiedene Tiere. Sein Opa hält sich dort zwei Esel, einige Schweine, eine Kuh, einen besonders frechen Hahn, der nach jedem, der den Hühnern zu nahe kommt, erst einmal hackt und von den Hühnern gibt es dort wirklich mehr als genug, einen Mischlingshund, dessen Lieblingsbeschäftigung es ist, hinter einer der vielen Katzen herzulaufen oder Touristen anzubellen, die sich beim Wandern verlaufen haben, einige Laufenten und eine Krähe, die er einsam und verlassen als Küken gefunden und aufgezogen hat und die seitdem einfach nicht