Planetenroman 87 + 88: Sohn der Sonne / Zwischen den Wirklichkeiten. H. G. Francis. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: H. G. Francis
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Planetenroman
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845349848
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wird kalt«, sagte sie. »Ich muss mir einen wärmenden Pulli besorgen.«

      Er schien ihre Worte nicht gehört zu haben. Schweigend blickte er durch die Frontscheibe hinaus.

      »Was ist los mit dir?«, fragte sie. »Du siehst aus, als hättest du eine Spur aufgenommen, die uns endlich weiterführt.«

      Er schreckte aus seinen Gedanken auf.

      »Entschuldige«, sagte er. »Ich habe nicht zugehört.«

      »Du bist es nicht gewohnt, auf eine Frau Rücksicht zu nehmen«, erwiderte sie.

      »Ich bin sicher, dass die Pagathäer die Wahrheit gesagt haben«, bemerkte er und lächelte flüchtig.

      »Sie waren außer sich vor Angst. Sie haben Xaxarier als Täter identifiziert. Aber das hilft mir nicht weiter. Was hatte das Büro mit Xaxariern zu tun?«

      »Die Tatsache, dass Xaxarier die Täter waren, verrät dir gar nichts?«

      »Überhaupt nichts. Jetzt ist alles noch viel verworrener für mich. Ich muss zugeben, dass ich ratlos bin.«

      5.

      »Er ist da!«, rief Sinclair Marout Kennon erregt.

      Die geschuppte Tikalerin fuhr aus dem Schlaf hoch.

      »Wer?«, fragte sie verwirrt. »Wer ist da?«

      Er setzte sich zu ihr auf die Bettkante und blickte kurz zum Fenster auf das Meer hinaus, über dem sich ein Unwetter zusammenbraute.

      »Wer schon?« Seine Augen strahlten. Aufgeräumt strich er sich das schüttere blonde Haar aus der Stirn. »Ronald Tekener natürlich. Er ist gekommen. Wie ich gesagt habe. Der Galaktische Spieler ist da.«

      Tarish'a'tkur ließ sich in die Polster zurücksinken. Sie zog die Bettdecke bis ans Kinn hoch.

      »Wo ist der Galaktische Spieler? Und woher weißt du es?«

      »In der Höhle. Wo sollte er sonst sein? Mir war von Anfang an klar, dass er hier auftauchen würde. Deshalb habe ich Verbindungen genutzt, die nicht durch den Anschlag auf das Büro verschüttet worden sind, um den Markt für alte Waffen und die Spielhöllen beobachten zu lassen. Und es hat sich gelohnt.«

      »Bringst du mir einen Tee?«

      »Natürlich.« Er eilte zum Automaten, um ihren Wunsch zu erfüllen.

      »Ronald Tekener ist also wirklich ein Spieler?«

      »Der beste, den es in dieser Galaxis gibt. Ich sage dir, was dieser Mann am Spieltisch leistet, übersteigt jegliches Vorstellungsvermögen.«

      »Und er interessiert sich für Waffen?«

      »Ja – wenn sie alt und originell sind. Tek ist ein Waffennarr. Aus der ganzen Galaxis hat er Waffen zusammengetragen, und er kann mit jeder von ihnen blind umgehen.«

      »Dann solltest du dich hüten.« Sie nahm ihm den Tee ab und trank in kleinen Schlucken. »Tekener hat eine Falle aufgestellt. Er spielt, weil er weiß, dass du darauf wartest; und wenn du zu ihm gehst, schlägt er zu.«

      Sinclair Marout Kennon lächelte. Er setzte sich wieder auf das Bett, zog die Beine hoch an und stützte das Kinn auf die Knie.

      »Ich muss hingehen. Ich muss wissen, ob es der echte Tekener ist oder ein Doppelgänger.«

      »Vielleicht ist er hier, weil er glaubt, einen Doppelgänger erledigen zu müssen.«

      »Einen Doppelgänger?« Kennon lachte laut auf. »Aber Tarish'a'tkur! Ich bin der echte Sinclair Marout Kennon. Nein, deshalb ist er nicht gekommen. Ganz gewiss nicht.«

      Ihre Augen wurden dunkel und glanzlos.

      »Geh nicht zu ihm«, bat sie leise. »Bitte – geh nicht.«

      »Ich habe keine andere Wahl.«

      »Du weißt zu wenig über deine Zukunft.«

      »Das ist nun mal so«, entgegnete er leichthin. Dann stutzte er. Hatte sie nicht schon einmal etwas Ähnliches gesagt, nur dass dies mehr auf sie selbst bezogen war? »Die Zukunft liegt im Dunkeln.«

      Sie trank den Tee aus und schwieg.

      »Wer bist du, Tarish'a'tkur?«, fragte er. »Willst du mir nicht mehr über dich erzählen? Du arbeitest für eine Handelsorganisation. Ist das richtig?«

      »Ja, das stimmt. Ich habe keine Geheimnisse vor dir. Du scheinst mir das nicht zu glauben, aber ich habe keine. Ich entstamme einem Hort des Glücks. Ebenso wie meine siebenunddreißig Geschwister.«

      »Sagtest du, dass du siebenunddreißig Geschwister hast?«, fragte er verblüfft.

      »Damit meinte ich nur diejenigen, die gleichaltrig mit mir sind.«

      »Du willst mich auf den Arm nehmen.«

      Sie blickte ihn fragend an, überlegte einige Sekunden lang und lachte dann laut auf.

      »Jetzt verstehe ich erst«, rief sie und griff nach seinem Arm, um ihm zu bedeuten, dass sie ihn nicht auslachte, sondern sich über das Missverständnis amüsierte. »Natürlich kannst du dir nicht vorstellen, so viele gleichaltrige Geschwister zu haben. Aber bei mir ist das schon möglich.«

      »Das solltest du mir erklären, Tarish'a'tkur.«

      Sie stellte die Teetasse weg, schmiegte sich an ihn und blickte lächelnd zu ihm auf.

      »Erschrick nicht«, bat sie. »Ich bin eben ein wenig anders als du. Ich bin eine Ei-Geborene. Bei meiner Geburt bin ich aus einem Ei gekrochen.«

      Kennon war eigenartig berührt. Auf der einen Seite fühlte er sich abgestoßen, auf der anderen Seite jedoch durch den exotischen Reiz angezogen. Er war schon lange mit dem Gedanken vertraut, dass es intelligente Lebewesen in der Galaxis gab, die sogenannte Ei-Geborene waren, aber noch nie zuvor hatte er einen so engen Kontakt mit einem von ihnen gehabt wie mit Tarish'a'tkur.

      »Für dich ist das schwer zu verstehen, nicht wahr?«

      »Ich kann es nicht leugnen.«

      »Glaube mir, umgekehrt ist es nicht anders. Für uns hat eine Lebendgeburt etwas Erheiterndes, und es will uns gar nicht so recht in den Kopf, dass eure Frauen nur so wenige Kinder gebären können. Meistens nur eins.«

      »Leben deine Geschwister alle noch?«

      »Fast alle. Ich sagte ja, dass wir einem Hort des Glücks entstammen und bis auf einige wenige alle leben dürfen.«

      »Dann durften einige nicht leben?«

      »Nicht in dem Sinn wie wir. Ihr Leben wurde gleich nach der Geburt unterbrochen. Das war aus Gründen der Erbgutpflege notwendig. Ich erinnere mich nur noch dunkel daran. Die Augen im Tal der Sonne aufzumachen, ist unbeschreiblich schön, und man achtet nicht darauf, was die Priester tun. Ich entsinne mich nur, dass ich stundenlang auf den warmen Felsen gelegen und das Tal bewundert habe.«

      »Du willst sagen, dass die Priester einige deiner Geschwister getötet haben.«

      »Das ist ihre Aufgabe.«

      »Und du findest das in Ordnung?«

      Sie lachte erneut.

      »Aber warum denn nicht, Ken? Es ist doch nur eine Unterbrechung des Lebens. Ich werde meine Geschwister wiedersehen.«

      »Du sprichst von dem Leben nach dem Tode.«

      »Ja, davon. Der Tod existiert für uns nicht. Es gibt nur eine Unterbrechung und danach eine Fortsetzung unserer Existenz auf einer anderen Ebene, vorausgesetzt, einige Bedingungen wurden erfüllt.«

      »Ich glaube an ein Leben nach dem Tode«, betonte er.

      »Wir haben Beweise dafür.«

      »Dann fürchtest du dich nicht vor dem Tod?«

      »Aber warum denn? Dazu