Das Ketzerdorf - Der Aufstieg des Inquisitors. Richard Rost. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Richard Rost
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Исторические детективы
Год издания: 0
isbn: 9783839267080
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versuchte, sich im Hintergrund zu halten, konnte jedoch kaum seinen Blick von den leicht bekleideten Mädchen abwenden. Oft hatte er sich in seiner Fantasie vorgestellt, wie es wäre, bei einer Frau zu liegen, heute war er diesem Gedanken so nah wie nie.

      Rico wandte sich ihm zu. »Los, Krummbuckel, nicht so schüchtern, alles gut katholisch hier.«

      »Die Mädchen freuen sich, wenn wir kommen. Kein Wunder, mit uns haben sie weitaus mehr Vergnügen als mit den alten, unappetitlichen Fettsäcken, denen sie sonst zu Diensten sein müssen. Komm, Otto, lass es dir gut gehen.« Rico lachte und trank Otto aufmunternd zu.

      Otto beobachtete, wie Giacomo sich klammheimlich von einer drallen Dunkelhaarigen in die Badestube führen ließ.

      Rico hatte sich neben einer schwarzhaarigen Schönheit niedergelassen.

      »Darf ich dir Mona vorstellen?« Stolz präsentierte er ihm seine Freundin. »Sie ist das wundervollste Mädchen in ganz Italien und wir lieben uns auf immer und ewig.«

      Die schöne Mona nickte. Sie hatte bezaubernde Augen, verführerische Lippen und einen makellosen Körper.

      »Eins sag ich dir: Fass sie nicht an, Otto, sonst geh ich dir an die Gurgel. Komm, zeig ihm deine Rose, Mona!«

      Sie schob aufreizend ihr Kleid über die Schulter, zeigte eine filigrane Rosentätowierung und lächelte Otto an, der nicht recht wusste, was er dazu sagen sollte.

      »Ein Kunstwerk!«, stammelte er und trank von dem mit Salbei und Minze versetzten Wein.

      »Ich habe sie zu ihrem Geburtstag stechen lassen. Ist sie nicht wunderschön?« Rico stand auf, zog Mona zu sich, küsste sie und verschwand mit ihr eng umschlungen. Allein zurückgelassen, war Otto so mulmig zumute, dass er verlegen Schluck für Schluck von dem Wein trank.

      »Ich heiße Giovanna«, säuselte sie ihm ins Ohr. Ihre schwarzen Pupillen wanderten hin und her, sodass das Weiße ihrer Augen auffallend funkelte, ihre Lippen formten sich zu einem einladenden Kuss.

      »O…« Ihm kam gerade noch in den Sinn, dass er seinen Namen tunlichst vermeiden sollte. Mit einem »Oh, Giovanna, was für ein schöner Name. Ich bin sechzehn und komme aus Germania«, gelang es ihm, eine elegante Wende zu nehmen. Sein Italienisch war inzwischen so gut, dass sie sich ohne Probleme unterhalten konnten.

      »Du warst noch nie bei uns, stimmt’s?«

      »Ja, und ich habe noch nie einem Weib beigewohnt; ich bin erst vor Kurzem in ein Kloster eingetreten.«

      Otto fand, dass das gar nicht gelogen war.

      »Wir sind ein ganz und gar katholisches Haus. Alles, was Gott dir geschenkt hat, sollst du zum vorgesehenen Zwecke nutzen und anwenden, wie damals König David, der mehrere Frauen besaß und sich jede genommen hat, die er begehrte. Jedenfalls steht das so im Alten Testament«, erklärte ihm Giovanna selbstbewusst und rückte näher an ihn heran.

      »Du meinst das zweite Buch Samuel, Kapitel elf, wenn du …«

      »Ich habe gedacht, dass es nördlich der Alpen nur blonde Menschen gibt, du aber bist schwarzhaarig«, unterbrach ihn Giovanna und fuhr ihm ein weiteres Mal durch seinen Wuschelkopf.

      »Bei uns gibt es alle möglichen Haarfarben, mein Vater ist schwarz, meine Mutter blond; ich habe die Haare von meinem Vater und die blauen Augen von meiner Mutter geerbt. Ich habe noch nie ein Mädchen mit so schönen roten Haaren gesehen.«

      Giovanna schien wenig beeindruckt und Otto fühlte, wie sich sein schlechtes Gewissen, das ihn beim Betreten des Hauses fest im Griff gehabt hatte, langsam, aber sicher von ihm verabschiedete. Außerdem wollte er vor den Freunden nicht als Versager dastehen, also trank er einen weiteren kräftigen Schluck von dem inzwischen lauwarmen Wein und hoffte inständig, sein Begehren nach diesem Weib würde möglichst schnell über die Moral und seine katholische Erziehung die Oberhand gewinnen.

      Otto stand wie gebannt vor ihr und bewunderte im diffusen Flackerlicht den nur mit einem Hemdchen bekleideten Körper, den sie verführerisch zu bewegen verstand. Giovanna tänzelte, strich sich aufreizend über die Hüften, zog ihn zu sich und griff ihm zwischen die Beine, wo seine Libido hinter der Schamkapsel nicht mehr zu verbergen war. Innerhalb weniger Sekunden hatte sie ihm Wams, Hemd und Hose heruntergerissen, was seine ungestüme Rute ins Freie drängen ließ. Als Giovanna vor ihm auf die Knie ging und mit einem geübten Handgriff aus einem Topf mit Rindertalg seine Männlichkeit einrieb, schoss es bereits aus ihm heraus und ein wohliges Zucken durchschüttelte ihn. Giovanna wischte sich laut lachend mit einem Tuch das Gesicht ab, als wenn dieses Missgeschick nicht zum ersten Mal passiert wäre.

      »Es tut mir leid, ich wollte nicht … Warum lachst du?«, fragte Otto verwirrt.

      »Ich lache nicht über dich und das ist auch nicht schlimm«, beruhigte ihn Giovanna und zog ihn zum Bett unter die Decke, wo sie eng aneinandergeschmiegt im gleichen Rhythmus ein- und ausatmeten.

      »Wenn du nie bei einem Mädchen gelegen hast, ist das ganz normal.«

      »Du erzählst hoffentlich meinen Freunden … äh … Mitbrüdern nichts davon?«

      Giovanna schüttelte den Kopf. »Alles will gelernt und geübt sein, Carino.«

      So nennt sie vermutlich alle ihre Kunden, ging Otto durch den Kopf.

      »Sicherlich geht es beim nächsten Versuch besser, dann nehme ich dich auf in mein Reich. Über deine Mitbrüder mach dir keine Sorgen, die beiden kennen wir seit Längerem. Wir sind zu absolutem Stillschweigen verpflichtet; was hier passiert, bleibt hier, nichts dringt nach draußen.« Giovanna hatte sich eine eigenartige Ausdrucksweise angewöhnt, die voll war mit klerikalen Anspielungen. Während sie sprach, erkundete er mit seinen Händen ihren glatten, makellosen Körper vom Hals über ihre kleinen, zierlichen Brüste bis hinunter zu ihren Beinen; dabei ertastete er zum ersten Mal in seinem Leben die weiche, feuchte und geheimste Stelle einer Frau. Der bloße Gedanke galt als schweres Vergehen, nun hatte er sogar seine Finger daran gelegt.

      Sünde, Sünde, Sünde!, hämmerte es in seinem Kopf.

      Von dir lass ich mir nichts mehr sagen!,