Das ist eine alte Frage, wie folgendes Gebet zeigt.
»Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.«
Das Akzeptieren einer Situation oder eines Ereignisses gelingt, indem wir uns dem, was wir als Tatsache betrachten, schrittweise nähern.
Und es gehört dazu, zu erkennen, dass wir uns fortwährend unsere eigene Realität schaffen. Das wissen Sie.
Jeder hat seine Landkarte der Welt. Aber nicht jeder hat seinen Weg darauf klar gezeichnet. Viele der Umwege sind sichtbar geworden. Wenn Sie die Karte neu ausbreiten, neue Wege suchen, ist das Terrain bekannter und Ihr Rucksack leichter.
Einer der wichtigsten Schritte hin zum Akzeptieren und Annehmen ist, sich selber frei von einer Wertung unbeteiligt zu beobachten. Also einfach nur wahrzunehmen, was ist. Und das, was wir über uns wahrnehmen, anzunehmen.
Beobachten Sie einfach. Und dann schauen Sie weiter. Sie haben die Möglichkeit, sich all das anzuschauen und es dann bewusst anzunehmen.
Manches Mal spreche ich auch vom Durchschreiten. Wenn ich etwas Schweres erlebe, dann kann ich es nicht gleich mit voller Wucht akzeptieren, ich kann es aber schrittweise tun, als durchschritt ich es. Tag für Tag, Nacht für Nacht setze ich mich damit auseinander – immer sind die Portionen gerade so groß, wie ich sie bewältigen und in mir zulassen kann. Nicht bewertend versuche ich erst einmal zu verstehen und zu ahnen, was es eigentlich ist und was es für mich bedeutet. Ich weiß mittlerweile sehr gut, dass ein Sich-dagegen-Auflehnen nicht lohnt, das Annehmen bringt mir viel mehr Kraft, denn ich mache mir nichts vor, belüge mich nicht selber, um dann später womöglich enttäuscht zu sein. Kämpfen, wenn es notwendig sein sollte, kann ich dennoch.
Eine großartige Möglichkeit, unnötigen Ballast nicht mehr länger mit sich herumzutragen, ist es, sich von Gedanken, Interpretationen und Erinnerungen zu befreien, die belastend sind.
Einer der wertvollsten und einfachsten Wege dahin, ist zu erkennen, was das Gute an einer Situation ist. Dabei helfen Fragen wie:
•Wozu ist das gut?
•Was darf ich hier lernen?
•Was habe ich davon?
Sie helfen allesamt, eine – vorerst als schwierig bezeichnete Situation – eher anzunehmen und sich mit ihr auszusöhnen.
Die Frage nach der guten Absicht jedoch hilft mir seit Langem, auch wenn ich die Antwort nicht immer gleich habe, so vertraue ich jedoch darauf, dass sie sich einstellt.
Vielleicht mögen Sie es ausprobieren und sich diese Fragen in herausfordernden Situationen stellen. Womöglich entdecken Sie auch, wie sich Ihnen plötzlich mehr Verantwortung, mehr Macht und damit auch mehr Möglichkeiten erschließen.
Mit diesen Fragen im Gepäck können wir besser annehmen und akzeptieren.
Denn in allem, was ist und war, liegen Botschaften, die wir immer wieder ganz unterschiedlich interpretieren und beurteilen können.
Es gibt Menschen, die denken, dass nichts, was ihnen widerfährt, umsonst war, dass alles eine Bedeutung hat und einen Sinn ergibt. Auch wenn sie diesen vielleicht erst Jahre später erkennen.
Ein Nein blockiert in diesem Fall – ein Ja öffnet die eigenen Türen. Solange wir uns, unsere geschaffene Wirklichkeit und unseren bisherigen Lebensweg ablehnen, verstärken wir weiterhin das Unangenehme darin und verbrauchen dafür sogar jede Menge kostbare Energie. Wir nutzen die Energie, um zu blockieren, statt in den Fluss zu kommen. Das ist sinnlos. Das Beobachten des eigenen Verhaltens, der eigenen Bewertungen, der Gefühle und Gedanken, die entstehen und hochkommen, aus einer inneren Distanz heraus, verschafft Abstand, Klarheit und Weite beim Betrachten. Schrittweise können wir dann häufiger Ja zu uns sagen. Seien Sie neugierig auf Ihre Reaktionen und was Sie entdecken: »Oh, interessant, schau einmal an, wie ich das bisher gemacht habe.«
Es gibt eine Menge Menschen, denen gelingt es leicht, Situationen im Leben hinzunehmen. Sie verfügen über eine ausgeprägte Resilienz. Eine ihrer besonderen Haltungen und Einstellungen ist die Akzeptanz und das Annehmenkönnen.
Menschen mit Resilienz nehmen vieles hin: Unglück, Enttäuschung und Widrigkeiten sehen sie als unvermeidliche Teile des Lebens. Sie gehören dazu wie das Salz in der Suppe. Ohne dieses Salz schmeckt die Suppe eben nicht. In der Gabe der Akzeptanz steckt das Annehmen dessen, was jetzt da ist. Menschen, die Akzeptanz als Gabe haben, sehen sogar einen Nutzen in der Mehrdeutigkeit und Vielschichtigkeit von Situationen oder Ereignissen, selbst scheinbare Widersprüche werden von ihnen akzeptiert. Es gelingt ihnen, obwohl sie nicht sofort eine Erklärung oder Bewertung parat haben, warum das nun gut oder falsch sei.
Menschen mit einer ausgeprägten Resilienz lassen sich nicht so leicht von Schicksalsschlägen berühren.
Sie erkennen an, dass Krisen und Schwierigkeiten zum Leben gehören; dass es normal ist, dass etwas ihr Denken und Fühlen durcheinanderbringt, es tiefer als gewöhnlich erschüttert. Sie haben erfahren, dass es nicht gut ist, diese Erschütterung nicht zuzulassen, denn sonst fehlt ihnen die anschließend notwendige Neusortierung und Neuordnung ihrer eigenen Welt, ihrer Gefühle, Werte, Glaubenssätze und Gedanken.
Es kann sein, dass Menschen diese Erschütterung von sich fernhalten, doch dann verhindern sie womöglich das Annehmen der Situation, eine Realisierung und Verarbeitung des Geschehenen, sowie ihre individuelle Anpassung an die veränderte Situation. Das kann eine anschließende Integration dieser Erfahrung ins eigene Leben erschweren. Im Umgang mit anderen Menschen zeigt sich die Akzeptanz auch darin, dass wir sie gewähren lassen. Die Gefühle, Gedanken und Reaktionen anderer sind deren Sache.
Und natürlich wissen auch Sie, dass wir andere Menschen nicht ändern können, aber wir können lernen, sie in ihrem jeweiligen Verhalten zu akzeptieren, und uns an der Vielfalt der Menschen und ihrer Modelle der Welt erfreuen. Sie sehen, zu welcher reifen Sicht und Gelassenheit Menschen gelangen können, die es geschafft haben, eigene Projektionen wegzulassen, um klarer zu sehen.
Annehmen und Akzeptieren ist eine der allergrößten Kraftquellen für ein intensives, pures Leben. Es macht unseren Lebensweg zu unserem.
DER WUNSCH NACH LEICHTIGKEIT
Ich werde nachdenklich.
Früher gingen die Menschen zu Fuß, dann nutzten sie Pferde, später Kutschen. Dann kam das Auto, und auch hier wird es demnächst so sein, dass wir uns einfach hineinsetzen und es von alleine fährt. Apps ermöglichen neuerdings das Regulieren von Licht und Heizung, während wir nicht zu Hause sind. Die Kleidung der Zukunft wird womöglich Diagnosen erstellen, so wie eine Apple Watch die entsprechenden Vitalzeichen eines Infarktrisikos erkennen kann. Der Mensch strebt nach Vereinfachung.
Neben der Erleichterung des Lebens durch die Technik suchen die Menschen auch nach einer Verbesserung ihrer psychischen Situation. Konzepte wie die positive Psychologie (als wenn die andere Psychologie negativ wäre) und andere Selbstcoaching-Konzepte sind vielerorts präsent. Es gibt Apps für Yogaeinheiten und Meditationsmusik vor dem Einschlafen und dazu Parolen wie »Nimm das Leben leicht«, »Verwirkliche Deinen Traum« etc. Den Gedanken, einen proaktiven Lebensstil zu pflegen, kann ich sehr gut nachvollziehen und halte ihn auch für sinnvoll.
Doch sehe ich immer wieder die Gefahr, es sich schönzureden. Und wenn sie es sich nicht schönreden, dann reden sie es sich leicht. Leicht muss es sein. Positiv sein ist angesagt – bloß kein Pessimist sein. »Zähl die Bohnen des Tages – die glücklichen Momente«, heißt es bei der positiven Haltung. Ja, das ist auch in meinen Augen sinnvoll: innezuhalten, ganz besonders in den guten, feinen, besonderen Momenten, sie auch als solche zu würdigen und sich z. B. den warmen Kieselstein, der in der Sonne lag, in die Hand zu legen und seine Wärme zu spüren. Aber das heißt nicht, sich alles schönzureden. Das nämlich macht schlapp, dabei erschlafft ein Teil der eigenen Muskulatur.
Dann