Erweiterte Realität
Damit ist gemeint: einerseits die Realität, wie wir sie kennen, andererseits etwas Virtuelles, das heißt eine in Echtzeit computergenerierte Wirklichkeit. Beides zusammen wird bald in der Augmented Reality, der erweiterten Realität, ineinanderfließen.
Wie das? Dazu müssen Sie sich in Zukunft nur eine digitale Brille, die Virtual-Reality-Brille, aufsetzen. Eine Brille, die Sie und Ihre Vorlieben genau kennt, denn die Cookies haben es auch der Brille verraten. Die Brille weiß, was Sie gerne essen, welche Kleidung Sie kaufen, wohin Sie in Urlaub fahren, welche Frau oder welchen Mann Sie attraktiv finden.
Wenn Sie also mit dieser interaktiven Brille durch die Stadt gehen und Sie gerade am Supermarkt vorbeikommen, blendet die Brille Ihnen den Einkaufszettel ein und teilt Ihnen mit, welche Lebensmittel im Kühlschrank fehlen. Wenn Sie ein Sportgeschäft passieren, erinnert die Brille Sie daran, dass die Sportschuhe, mit denen Sie zweimal in der Woche joggen, dringend durch neue ersetzt werden müssen, weil die Sohlen schon reichlich abgelaufen sind. Wenn ein Handyladen auf Ihrer Wegstrecke liegt, teilt Ihnen die Brille mit, dass Sie Ihren Vertrag dringend kündigen sollten, weil es bereits bessere Angebote für Ihr Mobilfunkgerät gibt. Ein kurz eingeblendetes Bild Ihrer Tochter erinnert Sie daran, noch schnell das Geschenk für sie zu kaufen, denn sie hat morgen Geburtstag. Wenn Sie an Starbucks vorbeischlendern, weist Sie die Brille darauf hin, dass in dem Café eine Frau sitzt, die genau Ihrem Typ entspricht, und Sie die Frau über Lovoo oder Tinder, mobile Dating-Apps, ansprechen können, weil auch sie dort angemeldet ist.
Zukunftsmusik? Nein, das alles ist bereits in greifbare Nähe gerückt. Denn wenn Ihr mobiles Smart Phone, mit dem Sie sich im Internet bewegen, und Smart Home, jene Software, die Haushaltsgeräte und Multimediageräte miteinander verbindet, mit der Digitalbrille gekoppelt werden, ist das geschilderte Szenario Realität. Dann haben wir das, was auch als Internet der Dinge bezeichnet wird: Computer kommunizieren ohne unser aktives Zutun miteinander.
Bis dahin ist es gar nicht mehr so weit, weil es die genannten Geräte bereits gibt: Smartphone, Smarthome, Digitalbrille. Alle sind in Gebrauch. Zweifellos führen Smartphones bei der flächendeckenden Verbreitung die Hitlistean. Durch den permanenten Gebrauch sind sie fast schon Teil unseres Körpers. Aber auch der millionenfache Einsatz von Smarthome17 steht kurz bevor, denn Konzerne wie Amazon werben aggressiv für den von ihnen entwickelten Sprachassistenten Echo. Dabei ist der Sprachassistent, dem wir sagen, was wir wünschen, nur eine von vielen Möglichkeiten, wie Smarthome funktionieren kann. Schließlich handelt es sich bei Smarthome um lernfähige Software, die erfunden wurde, um unsere Lebensqualität in den eigenen vier Wänden zu erhöhen. Software, die in Zukunft unseren Kühlschrank überwacht und rechtzeitig neue Bestellungen aufgibt, die Heizung hochfährt, damit wir nicht frieren, wenn wir heimkommen, die Garage öffnet, ohne dass wir aussteigen müssen, und unser Essen vorwärmt, damit wir nach der Arbeit nicht lange auf unser Abendessen warten müssen. Nur bei der technischen Vernetzung all dieser Geräte miteinander hapert es noch. Doch auch das ist nur noch eine Frage der Zeit.
Virtuelle Welten
Neben dieser erweiterten Realität gibt es virtuelle Welten (Virtual Reality), die vollständig von der realen Welt entkoppelt sind. Dank der Virtual- Reality-Brille (VR-Brille) können wir in diesen künstlichen Welten eine Menge Spaß haben. Die Spielmesse gamescom hat uns gezeigt, wie tief wir in diese aufregenden Welten eintauchen können. Es gibt Spiele, die mithilfe der VR-Brille unserem Gehirn etwa die Illusion vermitteln können, zu fliegen wie ein Adler. Sie sind derart gut konstruiert,18 dass wir während des Spiels das Gefühl haben, wirklich in dieser virtuellen Welt zu leben. Deshalb rast unser Puls, wenn wir während des Spiels Gefahren ausgesetzt sind und kämpfen müssen. Kein Wunder also, dass die Fahrt mit dem Autoscooter oder mit der Geisterbahn vielen nur noch ein müdes Lächeln entlockt. Gegen die virtuellen Geisterwelten, die uns das Grauen in Echtzeit erleben lassen, können sie nicht konkurrieren.
Ist das Betrachten der virtuellen Bilder in den VR-Spielen schon gruselig, wird es noch gruseliger, wenn zu der Optik das Tasten, Hören, Schmecken und Riechen hinzukommt. Wenn alle fünf Sinne angesprochen werden, wird das Spielerlebnis noch intensiver, noch realitätsnäher. Wir dürfen gespannt sein, denn daran arbeiten hochbezahlte Ingenieure. Sie basteln auch daran, noch besser die Probleme der VR-Brillen – zwickende Headsets, verhedderte Kabel oder eine schlechte Bildauflösung – in den Griff zu bekommen, damit die Realität der virtuellen Realität nicht in die Quere kommt.
Sie meinen, die Ingenieure sollten lieber an der Lösung echter Probleme arbeiten? Auch das geschieht. Klimaforscher wissen seit Langem, dass es sehr schwierig ist, Menschen zu einem anderen, umweltschonenderen Verhalten zu bewegen. Denn die Klimakatastrophe kann man nicht sehen, riechen, schmecken. Hier kommen die VR-Brillen ins Spiel.19 Mit ihrer Hilfe können Menschen in Szenarien geschickt werden, in denen die Klimakatastrophe ihre Wirkung längst entfaltet hat. Wenn die Auswirkungen auf Natur, Mensch und Tier detailliert gezeigt werden, schaffen sie jenes Aha-Erlebnis, das Menschen benötigen, um emotional betroffen zu sein.
Verhaltensforscher wissen: Wir brauchen Gefühle, um Wissen in Verhalten umzusetzen.20 Die virtuellen Spiele haben dabei eine wichtige Funktion: Sie machen die Klimakatastrophe erlebbar. Das hilft mehr als jede Ermahnung.
VR-Brillen lassen sich aber auch ganz pragmatisch bei der Urlaubsplanung einsetzen: Sie zeigen uns, wie das Feriendomizil in Südfrankreich aussieht, inklusive Hotel-Suite, in der wir wohnen werden.21 Unangenehme Überraschungen im Urlaub mit schimmeligen Badezimmern oder einem ausgetrockneten Pool gehören zukünftig wohl der Vergangenheit an; zumindest dann, wenn die Bilder zeitnah aktualisiert werden.
Virtual Reality soll kein konsumierendes Schauen sein, sondern ein interaktives Agieren. Mit den VR-Brillen sind wir nicht mehr Zuschauer, sondern selbst Akteur. Die Brille reagiert auf unser Tun, produziert Bilder, die sich unserem Verhalten anpassen, etwa dann, wenn wir durch die Ferienanlage oder das Kreuzfahrtschiff »spazieren gehen«. Noch kosten solche Brillen zwischen 700 und 900 Euro.22 Je günstiger sie werden, desto mehr Menschen werden sie nutzen. Die Zeiten, in denen wir zwischen Realität, erweiterter Realität und virtueller Welt hin und her pendeln können, sind nicht mehr fern. Denn hinter diesen Ideen stehen große Konzerne, die die Sache vorantreiben: SAP, Google, Samsung, Intel.23
Drohne statt Postbote
Gute Nachrichten gibt es auch für all jene, die in entlegenen Dörfern wohnen. Sie müssen in Zukunft nicht mehr Däumchen drehen, bis Päckchen und Briefe irgendwann eintrudeln. Denn die Zukunft der Logistik gehört der digital gesteuerten Drohne. Nicht der Postbote kämpft sich dann morgens durch Feld, Wald und Wiese zu den Briefkästen durch, sondern die Drohne. Sie bringt die Post und braucht dafür noch nicht einmal festes Schuhwerk. Ein Flug ohne Stress, wenn auch ohne Plauderstündchen zwischen Postbote und Kunde. Die pünktliche Zustellung ist nicht nur für private Kunden interessant, sondern auch für Unternehmen, denn die können in Zukunft bleiben, wo sie sind. Sie müssen nicht mehr teure Mieten in der Stadt oder in Gewerbeparks bezahlen, nur um erreichbar zu sein. Die Drohne macht’s möglich. Eingesetzt werden solche Paketkopter bereits von der Deutschen Post. So wird die Insel Juist regelmäßig von einem solchen Kopter angesteuert, der Medikamente bringt.24 Auch in Bergregionen wie