■ eingefahrene „Spiele“, die wir miteinander durchziehen (oft unbewusst),
■ schwelende Probleme oder Knackpunkte, durch die nervige Themen oder Verhaltensweisen als Nebenschauplätze eröffnet werden (z. B. Sie sind in Ihrer Beziehung unzufrieden und darum gibt es Sticheleien oder latente Angriffe),
■ frühere Erfahrungen, die uns auf bestimmte Weise handeln lassen (z. B. ein Problem mit Autoritätspersonen durch einen strengen Vater, das Sie Chefs nicht anerkennen lässt),
■ explosive Themen, die Nerv- oder Streitpotenzial haben (z. B. ein gefühltes oder tatsächliches Fehlverhalten der anderen Person, die Forderung, dass sich der nahestehende Mensch auf meine Seite schlägt).
Drei wichtige Fragen
Hier drei wichtige Fragen für Sie, mit denen Sie die Beziehung daraufhin abklopfen können, ob es abgesehen von einer bestimmten Verhaltensweise noch weitere Gründe gibt, warum dieser Gesprächspartner Sie so nervt.
Die Person, die mich nervt, steht in folgender Beziehung zu mir:
1. □ Ich mag die Person eigentlich
□ Ich mag diese Person nicht, weil:
Achtung: Seien Sie bitte ehrlich zu sich selbst! Vielleicht mögen Sie die Person nicht, weil Sie glauben, dass diese Sie nicht mag. Oder Sie halten sie für arrogant. Oder Sie sind nachtragend, weil die Person Sie enttäuscht hat. Oder Sie standen mit anderen Menschen in ähnlicher Beziehung und die betreffende Person erinnert Sie an sie. Auch Familienmitglieder können unsympathisch sein!
2. Haben Sie einen aktuellen oder früheren Konflikt mit dieser Person? Ist die Beziehung also durch irgendeinen Vorfall ohnehin gestört?
3. Sind Sie mit dieser Person in einer Nervschleife gefangen, kommen also wieder und wieder in dieselbe ungute Situation, in der Sie sich beide auf bestimmte Weise verhalten?
Wenn Sie sich diese Fragen ehrlich beantworten, erkennen Sie, ob es ein grundlegendes Problem gibt, das gelöst werden sollte.
Die 5 wichtigsten Tipps zum souveränen Umgang mit anderen
1. Perspektivenwechsel
Der Blickwinkel des Gegenübers
Versetzen Sie sich in das Gegenüber. Dabei ist nicht maßgeblich, ob Ihre Annahmen dazu wirklich hundertprozentig zutreffend sind, sondern dass Sie die Situation des anderen nachvollziehen können. Damit schaffen Sie die Grundlage dafür, konstruktiv zu reagieren.
Beispiel: Wenn die Kollegin ständig jammert, wie viel Arbeit sie hat, kann das bedeuten, dass sie aufmerksamkeitssüchtig ist, es kann aber auch einfach ein Hilferuf bei tatsächlicher Überforderung sein.
Der Perspektivenwechsel bedeutet keineswegs, dass alles hingenommen oder wegerklärt werden soll. Es geht darum, dass Sie sich einen sachlichen Blick bewahren.
2.Keine Unterstellungen oder (innere) Beleidigungen
Respektvoll: auch innerlich!
Trennen Sie Annahmen von Fakten. „Bestimmt macht er / sie das, weil …“, „Das ist ja ein Dummschwätzer!“ Sehr häufig sind wir recht ungnädig, wenn wir genervt sind. Es ist ein menschliches Ventil, jemanden mit Schimpfwörtern zu betiteln oder meistens nicht sehr schmeichelhafte Vermutungen anzustellen, warum der andere sich auf genau diese Weise benimmt.
Gehen Sie respektvoll mit anderen um. Mir hilft in schwierigen Situationen der Spruch „Was Du nicht willst, dass man Dir tu“. Ich möchte nicht, dass man über mich spekuliert oder beleidigend über mich denkt. Also halte ich mich in der Pflicht, das selbst ebenfalls nicht zu tun. Ertappe ich mich dabei, korrigiere ich mich.
3.Eine hilfreiche Einstellung
Bleiben Sie bei sich!
Bitte vergessen Sie Sprüche wie „Wenn du Krieg haben willst, sollst du Krieg haben“ und „Wie es in den Wald hineinruft, schallt es heraus“. Es ist nicht hilfreich, Ihr eigenes Verhalten von Ihrem Gegenüber abhängig zu machen.
Auch nicht, wenn Sie es mit Härtefällen zu tun haben, also etwa mit wirklich sehr unangenehmen, aufdringlichen oder beleidigenden Menschen.
Das bedeutet nicht, dass Sie klein beigeben oder gar „die andere Wange hinhalten“ sollen, wenn Ihnen jemand ganz dumm kommt. Sich emotional zusätzlich aufzuputschen und sich damit einen Freibrief für Unsachlichkeit auszustellen, schadet Ihnen aber mehr als es nutzt. Denn es verhindert Souveränität.
4.Klartext reden – und zwar zu der Person, die es betrifft
Direkt ansprechen
Vergessen Sie bitte auch Andeutungen und Durch-die-Blume-Signale. Auch demonstratives Ignorieren oder sarkastische Bemerkungen sind nicht von Erfolg gekrönt – abgesehen davon, dass Sie damit Ihrem Anspruch, respektvoll und sachlich zu bleiben, gegenlaufen.
Hoffen Sie nie darauf, dass der andere „es schon merken wird“, sondern sprechen Sie es offen an: Sie sagen unmissverständlich, aber auf konstruktive Weise, was Sie nervt oder wo Sie bestimmte Grenzen haben.
Jeder Mensch, den ich bisher getroffen habe – beruflich und privat – wünschte sich, dass andere das direkte Gespräch suchen, wenn ihnen etwas nicht passt, und nicht etwa innerlichen Groll hegen oder sich gar bei Dritten beklagen. Bestimmt gehören Sie auch zu diesen Leuten, oder?
5.Aktiv die Führung übernehmen
Das Gespräch führen
Wann immer uns eine Situation nervt, neigen wir sehr stark dazu, anderen die Führung zu überlassen – etwa, indem wir auf Durchzug schalten oder uns sagen „Der ist halt so. Menschen ändern sich nicht“ oder „Mit dem kann man nicht reden“.
Je passiver Sie etwas über sich ergehen lassen, desto nachteiliger: Für Sie, weil Sie sich weiterhin einer nervigen Sache aussetzen. Für die Beziehung, weil selbst die beste Freundschaft untergraben wird, wenn etwas Nerviges unausgesprochen bleibt. Und für den anderen, der vielleicht gar nicht weiß, dass er Sie (oder auch andere Menschen) mit seiner Art nervt.
Behalten Sie immer die Gesprächsführung oder holen Sie sie zurück, wenn Ihnen ein Gespräch auf den Geist geht.
Hand aufs Herz:
Wie stark sind Ihre Nerven?
7 entscheidende Faktoren
Hier noch eine kleine Checkliste für Sie, um zu testen, wie es ganz generell um Ihr Nervenkostüm bestellt ist. Die folgenden sieben Faktoren bestimmen, wie stark Ihre Nerven sind. Wenn Sie in mehreren Bereichen ankreuzen, dass es darum nicht so gut bestellt ist, dann sind Sie sehr viel leichter genervt und reagieren auch heftiger. Wo sehen Sie Defizite?
Checkliste Nervenkostüm
□ Zufriedenheit: Sie sind prinzipiell zufrieden mit sich selbst, Ihrem Privatleben und an Ihrem Arbeitsplatz. Bei Unzufriedenheit ist die Stimmung bedrückt, wir sind oft ungerecht mit uns selbst und anderen oder regelrecht schlechter Laune. Es kann zu Aggressionen und Neid gegenüber anderen kommen, denen es besser geht oder deren Probleme wir trivial finden.
□ Ausgeglichenheit: Sie sorgen gut für sich, indem Sie darauf achten, sich nicht ständig zu überlasten, das tun, das Sie gerne machen, und für ein gutes Miteinander sorgen. Je weniger ausgeglichen, desto heftiger reagieren wir auf andere, manchmal die Fliege an der Wand, und sind auch schnell aus der Bahn zu werfen.
□ Konstruktiv mit sich selbst: Sie sind fair mit sich, können mit Enttäuschungen oder Fehlern umgehen und sind auf gute Weise selbstkritisch. Wer sehr hart zu sich ist, ist oft auch sehr unnachgiebig mit anderen. Manche Menschen sind schnell mit harscher Kritik