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Auf in eine gemeinsame Zukunft
»Geh, Nolan, nicht so hastig, du kommst schon noch rechtzeitig zum Training.« Traudel Bruckner schaute dem Berner Sennenhund der Seefelds überrascht nach. Die rundliche Frau in dem hellblauen Dirndl kümmerte sich schon seit beinahe vierzig Jahren um den Haushalt der Seefelds und war längst ein Teil der Familie.
Kaum hatte sie die Haustür geöffnet, stürmte Nolan in den Hof und hockte sich vor die Beifahrertür des dunkelroten Mercedes Cabriolet, eines Oldtimers aus den 60er Jahren, der vor der Garage stand.
»Mei, Benedikt, ich könnt fast glauben, er hat sich verliebt, so eilig, wie er es immer hat, wenn’s zum Trainingsplatz geht«, wandte sich Traudel mit einem amüsierten Lächeln dem attraktiven älteren Mann zu, der nach Nolan das Haus verließ.
»Da könnte etwas Wahres dran sein«, stimmte Benedikt Seefeld ihr zu. »So führt er sich erst auf, seitdem Paula vor vier Wochen die Vertretung ihres Onkels übernommen hat.«
»Er hat einen Blick für schöne Frauen, da passt er sich den anderen Herren in dieser Familie an.«
»Muss ich eifersüchtig werden?«, wollte das Mädchen wissen, das aus einem Fenster im ersten Stock auf den Hof hinunterschaute. Das dichte Laub der prächtigen Ulme, die die Haustür und den Eingang der Praxis, die in einem Anbau untergebracht war, beschattete, nahm ihm die Sicht auf den Hund. Ihren Großvater und Traudel konnte Emilia Seefeld aber durch die Äste hindurch sehen.
»Keine Sorge, du wirst bei Nolan immer an erster Stelle stehen, aber das heißt nicht, dass er sich in der Welt nicht ein bisschen umsieht und neue Freundschaften schließt«, antwortete Benedikt schmunzelnd und schaute nach oben.
»Ich befürchte, wenn er sich irgendwann in eine Hundedame verliebt, dann werde ich schon erst einmal abgemeldet sein«, seufzte Emilia. »Andererseits würde ich es ihm von Herzen gönnen, sich zu verlieben. Wir müssten zumindest nicht befürchten, dass er planen würde, von zu Hause auszuziehen.«
»Nein, das würde er nicht tun«, antwortete Traudel mit einem tiefen Seufzer.
»Jetzt denkst du aber gerade nicht an Nolan, sondern an den Tag, an dem ich ausziehen werde«, entgegnete Emilia mit der unverblümten Offenheit eines Teenagers.
»Ich hoffe, er kommt nicht so bald«, gab Traudel gleich zu, dass Emilia sie durchschaut hatte. »Geh, Spatzl, wird es nicht Zeit für die Schule? Oder fallen heute noch mehr Stunden aus?«, wollte sie wissen, nachdem sie auf ihre Armbanduhr geschaut hatte.
»Nein, nur die beiden ersten. Unser Sportlehrer ist mal wieder krank«, seufzte Emilia. »Aber du hast recht, ich muss allmählich los. Viel Spaß, Opa, und wenn die Schule demnächst mal vormittags ganz ausfällt, komme ich mit zum Trainingsgelände. Ich würde Paula gern kennenlernen.«
»Das lässt sich bestimmt auch auf andere Weise arrangieren. Mal sehen, was mir dazu einfällt. Ich wünsche dir einen schönen Tag in der Schule.«
»Danke, bis heute Nachmittag«, entgegnete Emilia und schloss das Fenster.
»Wie geht es eigentlich dem Werner? Wird er weiter als Hundetrainer arbeiten? Ich meine, nach seiner Kur?«
»Paula hat vor ein paar Tagen mit ihm telefoniert. Er denkt wohl inzwischen darüber nach, in Zukunft ein wenig kürzer zu treten.«
»Sein Rücken wird es ihm danken, wenn er nicht mehr ständig mit den Hunden auf dem Trainingsgelände herumhopst. Obwohl, ganz ohne die Hunde wird er nicht können. So wie du nicht ganz ohne deine Patienten sein kannst.«
»Sollte Paula seine Nachfolge antreten, wird sie ihn sicher gern hin und wieder einspannen, so wie Sebastian auch hin und wieder gern ein wenig Hilfe annimmt. Worüber ich mich schon freue, das gebe ich zu.«
»Du weißt deine ehemaligen Patienten bei deinem Sohn in guten Händen und er kann, dank deines Einsatzes, dann und wann verreisen oder etwas unternehmen. Ihr ergänzt euch zu euer beider Vorteil.«
»Klingt nach einer guten Vereinbarung.«
»Wuff«, machte Nolan und drehte sich zu den beiden um.
»Er stimmt dir zu«, sagte Traudel lachend.
»Oder er will mich zur Eile antreiben.«
»Mir fällt da gerade etwas ein«, sagte Traudel, während sie nachdenklich über ihr Kinn strich. »Du hast mir doch erzählt, dass der Kilian schon einige Male das Hundetraining angeschaut hat, seitdem die Paula dabei ist.«
»Das ist richtig.«
»Er will vermutlich herausfinden, ob das Madl das Zeug dazu hat, auf Dauer die Hunde für die Bergwacht zu trainieren.«
»Ich bin sicher, die Voraussetzungen stimmen. Werner hat mir erzählt, dass sie schon während ihrer Ausbildung zur technischen Zeichnerin regelmäßig in einer Hundeklinik gearbeitet hat und dort auch in Notfallmedizin ausgebildet wurde.«
»Eine engagierte junge Dame. Ich hab gehört, dass sie demnächst mit zwei anderen jungen Damen eine Hundeschule in der Kreisstadt eröffnet.«
»Du bist wie immer bestens informiert.«
»So ist es«, stimmte Traudel Benedikt schmunzelnd zu. »Wegen der fachlichen Kompetenzen muss der Kilian gar nicht lange überlegen, ob sie sich für das Hundetraining eignet. Ich nehme an, es zieht ihn ohnehin nicht allein wegen ihrer Arbeit zum Trainingsplatz.«
»Richtig, der Grund ist wohl eher, dass er sich in dieselbe Frau wie Nolan verliebt hat«, erklärte Benedikt lächelnd. »Aber wie es aussieht, fehlt Kilian ein wenig der Mut, sich Paula zu offenbaren. Und sie geht ihm auch aus dem Weg, obwohl ich den Eindruck habe, dass sie ihn gern hat.«
»Vielleicht sollten wir ein bisserl nachhelfen.«
»Ich vermute, du hast auch schon eine Idee.«
»Richtig. Wir könnten doch mal wieder ein Essen für die Bergwacht ausrichten. Das letzte ist schon ein Vierteljahr her.«
»Und da Paula im Moment zur Bergwacht gehört, könnten wir sie dazu einladen.«
»Ganz genau, in ungezwungener Atmosphäre unter Freunden tut sich Kilian möglicherweise leichter, ihr seine Gefühle einzugestehen. Außerdem wäre es eine Gelegenheit für Emilia, Paula kennenzulernen.«
»Was hältst du davon, wenn wir sie gleich für den kommenden Freitag einladen? Oder wäre das zu kurzfristig?«
»Nein, kein Problem. Wir machen ein kleines Grillfest im Garten. Kümmere du dich um