— Verschwindet von hier!
— Ich werde nie mehr einem Legionär etwas verkaufen!
— Beachte sie einfach nicht, murmelte Hugo. Gehen wir weiter! Wir müssen weitere ... Zwischenfälle unbedingt vermeiden.
Leo drehte sich zu mir um.
— Davon hatten wir nun schon einige, sagte er. Gestern, zum Beispiel, da ... Er achtete nicht auf den Weg und stieß gegen den Dorfbewohner mit den Karotten, die in alle Richtungen purzelten.
— Oh, Verzeihung!, sagte Leo und gab dem Dorfbewohner ein paar Smaragde.
Der Alte blickte Leo mürrisch an und öffnete den Mund. Doch bevor er etwas erwidern konnte, hielt ihm Leo einen roten Trank vor die Nase.
— Los, trinken Sie das!, sagte er.
Das machte den Dorfbewohner noch wütender.
— Ich verstehe überhaupt nicht, wieso man Leute wie euch in unserem Dorf duldet. Seit ihr hier seid, sind die Monsterangriffe immer schlimmer geworden.
— Na klar!, antwortete Leo und gab ihm noch mal doppelt so viel Smaragde sowie einen blauen und rubinroten Trank.
— Ihr glaubt wohl, ihr könnt mich einfach ...
Schreie aus der Ferne unterbrachen den Alten. Sie waren so laut, dass sich alle in ihre Richtung umdrehten.
Der Lärm kam von dem Typ mit den Augenbrauen. Er bellte einen Dorfbewohner an, der gerade ein Haus baute und eine Tür offensichtlich falsch platziert hatte. Das hatte den Augenbrauendörfler so in Rage gebracht, dass er die Tür aus den Angeln riss und sie wie eine Waffe gegen die Hausmauer schlug. Bei jedem Hieb brüllte er.
Erster Schlag: „Du Wolkenbergmann, du …“
Zweiter Schlag: „ … Du Sturmläufer, du …“
Dritter Schlag: „ … mit leerem Eimer …“
Vierter Schlag: „ … AUF EINER BRÜCKE AUS KIES …“
Beim fünften Hieb zerbrach die Tür in Stücke: „D-D-D … D-D … IDIOT VON EINEM PULVERFASSREITER!!“
In diesem Augenblick begriff Hugo, wen ich mit „böser Typ mit den Augenbrauen“ gemeint hatte.
— Lass uns abhauen, sagte er. Der wird immer seltsamer, ist noch genervter als sonst. Ich habe keine Lust, mich mit diesem Irren da zu beschäftigen. Los weg, sofort! Bloß keinen Googol-Stress!“
— Was ist denn ein Googol?, fragte Leo.
— Mega viel.
— Oh.
Wir machten uns sofort vom Acker.
So wie die Dorfbewohner mich behandelten, war ich froh darüber, dass diese Leute mich geholt gerettet hatten. Wirklich sehr froh!
Ihre Festung lag doch tatsächlich unter der Erde. Nachdem wir eine endlose Treppe hinuntergestiegen waren, liefen wir durch ein riesiges unterirdisches Netz aus Tunneln rechts und links von uns. Jeder Tunnel hatte ein Schild: Tunnel 74, Tunnel 75 usw. Auch im Haupttunnel gab es hin und wieder ein Schild, auf dem „Verlorene Festung“ stand sowie ein Pfeil mit der Beschriftung „Hier entlang“, der in die Richtung zeigte, in die wir gingen.
Das alles erinnerte mich ein wenig an den Nether.
— Ich habe im Leben noch nie eine derart riesige Höhle gesehen, bemerkte ich.
— Das ist eine Mine, erklärte Leila. Die Gänge sind wirklich ziemlich groß, oder? Wer bloß die ganzen Steine hier rausgeschafft hat?
— Der Haupttunnel war ein unterirdischer Fluss, bemerkte Hugo. Das hat die Arbeit der Dorfbewohner sehr erleichtert. Sie brauchten nur noch die Nebentunnel zu graben.
Leo blickte mich an.
— Wir wollten eine Festung für die Legion bauen und Luzie hatte die gute Idee, sie unterirdisch anzulegen, erklärte er mir. Es ist einfach ein perfektes Versteck für die Noobs, falls sie angegriffen werden.
— Wer ist Luzie?
— Unsere Architektin, antwortete Leila. Sie ist eine Expertin in Bauen und trifft immer die letzte Entscheidung. Es ist ihr Werk.
Leila zeigte auf eine riesige Tafel mit dem Lageplan der Gänge um uns herum.
Die hellen Linien bezeichnen die Treppen, die zur Erdoberfläche führen. Die dunklen Abschnitte sind aus einem besonderen Material, dem sogenannten „schwarzen Quarz“. Die Bergarbeiter (meist Dorfbewohner) haben vor Kurzem jede Menge davon gefunden. Quarz ist ebenso schwer abzubauen wie Obsidian. Es gibt kein einziges Werkzeug in Dorfstadt, um die Blöcke abzubauen. Aber auch wenn es welche geben würde, wäre es Zeitverschwendung, denn schwarzer Quarz ist eigentlich völlig wertlos. Er wird in keinem einzigen Craftingrezept verwendet. Bei Explosionen ist er in etwa so widerstandsfähig wie ein Erdblock. Es macht also keinen Sinn, irgendwas aus ihm zu bauen. Kurz, schwarzer Quarz war der Fluch der Bergarbeiter.
(Nebenbei gesagt: ich bin natürlich kein Experte, all das hat Leo mir erklärt.)
— Siehst du diesen Tunnel dort?, fragte er mich.
Er fuhr mit dem Finger auf dem Lageplan herum und zeigte dann auf einen Tunnel links von uns, weit entfernt vom Hauptweg.
— Das ist Tunnel 77, er hat eine Abzweigung, 77b genannt. Aber sie ist geschlossen, denn in dieser Richtung befindet sich ein Verlies. Da darfst du auf keinen Fall hin. Niemals! Kapiert?
Ich zwinkerte.
— Verlies?
(Nun ja, das hier erinnert stark an fast alle Gespräche, die ich in letzter Zeit geführt habe: Jemand verwendet ein Wort, das ich nicht verstehe, wie zum Beispiel „Verlies“, und ich wiederhole dieses Wort daraufhin in Form einer Frage.)
— Das sind gefährliche Orte, antwortete Hugo. Meist liegen sie unter der Erde und stecken voller Monster. Weil du ja eine Katze bist, wirst du wohl von Zeit zu Zeit ein wenig umherschleichen, aber bitte nicht dort unten, einverstanden?
— Einverstanden. Und was bedeutet das hier?
Ich zeigte auf das Fragezeichen im Lageplan.
— Das ist auch noch das Flussbett, sagte Leila. Es geht dort noch weiter. Das Gebiet hinter dem Fragezeichen haben die Bergarbeiter bisher noch nicht erforscht, aber das wird nicht mehr lange dauern. Sie haben auch den kleinsten Mineralblock dort abgebaut.
— Lasst uns weitergehen, sagte Leo. Wir sind bald da. Es gibt noch Lavagräben. War gar nicht so schwer, in der Nähe ist ja ein Lavasee. Ach ja, wir haben auch einen Golem zum Trainieren. Er