Zu guter Letzt schlüpfte ich in meine Pleaser, deren Plateau-Absätze mörderisch hoch waren.
Ich wusste noch genau, wie lange es gedauert hatte, bis ich es endlich geschafft hatte, damit zu gehen, geschweige denn zu tanzen.
Nachdem ich meine Frisur und mein Make-up ein letztes Mal im Spiegel checkte, verließ ich den Raum und stieß fast gegen meinen Chef, der Gedanken verloren auf mich zukam.
Seine braunen Haare waren perfekt nach hinten gekämmt und er trug einen Drei-Tage-Bart, was ihn gefährlicher aussehen ließ, als er in Wirklichkeit war.
»Hey, Sophia!« Er umarmte mich kurz, eher er mich ein Stück weit von sich festhielt, um mich zu begutachten.
»Du siehst Hammer aus, wie immer. Danke, dass du heute einspringst.«
»Kein Problem.«
»Die Gäste kommen übrigens bald, falls du dich also noch aufwärmen willst, solltest du dies bald tun.« Ich nickte und sah Thorsten noch hinterher, ehe er in seinem Büro verschwand.
Er war ein ziemlich hektischer Mensch und warf schnell seine Nerven über Bord, wenn einmal etwas nicht so funktionierte, wie er sich das vorstellte. Trotzdem mochte ich ihn ziemlich gerne.
Ich gesellte mich zu Sarah, welche gerade an der Bar stand und an einem Getränk nippte.
Sie trug wie ich einen kurzen Rock, plus ein ziemlich mickriges Oberteil, was man auch eher als BH bezeichnen würde. Lediglich die Farbe unterschied ihr Outfit von meinem, da ihres ein knalliges Blau war, welches gut zu ihrer gebräunten Haut passte.
»Hey, Sophia. Bereit für heute Abend?«, lächelte sie mir entgegen und entblößte dabei ihre geraden, weißen Zähne.
Sie war genau der Typ Frau, nach der sich bestimmt jeder Mann umdrehte.
»Immer«, grinste ich. »Heute findet also ein Junggesellenabschied statt?«
»Ja, deswegen ist auch Karin hier. Sie strippt für den Bräutigam.« Mit einer Kopfbewegung deutete sie ins hinterste Eck des Raumes, wo eine blonde Frau gerade mit Tamara, einer Kellnerin, tratschte.
Ich kannte Karin nicht, hatte aber schon öfter von ihr gehört und wusste, dass sie eine unserer drei Stripperinnen war. So etwas würde ich mir wirklich nicht zutrauen, denn für mich war es schon eine Überwindung, überhaupt als Go-Go-Tänzerin zu arbeiten.
Klar gaben mir die Männer und auch mein Chef immer wieder die Bestätigung, dass meine Arbeit gut war, trotzdem fühlte ich mich oft nicht wohl dabei, mit so knappen Outfits vor jedermanns Augen zu tanzen. Aber nur so konnte ich meinen Traum vom Tanzen mit einem gutverdienenden Job verbinden.
»Möchtest du den rechten oder linken Käfig?«, holte meine Kollegin mich aus meinen Gedanken zurück.
»Den rechten, bitte.«
Sarah nickte und stellte ihr Glas ab, ehe sie verschwand.
Die Käfige waren links und rechts im Raum, während in der Mitte eine Art Bühne war, wo die Strip-Shows stattfanden.
Dort gab es auch eine Stange, die wir öfter mal in unsere Choreografie mit aufnahmen.
Thorsten hatte uns sogar extra Pole Dance Unterricht bezahlt, damit wir ein paar coole Spins und Posen lernten. Unser Chef war halt echt der Beste.
***
Eine Stunde später tanzte ich bereits zu den Klängen der Musik, welche laut aus den Boxen dröhnten. Am Wochenende hatten wir häufiger mal einen DJ zu Gast, der dann von der Bar aus auflegte, da sich dort die ganzen Geräte befanden. Unter der Woche kam die Musik meist nur von einer CD. Das lag daran, dass meistens am Wochenende mehr los war und es sich demnach mehr rentierte, einen DJ zu engagieren. Wobei ich es für den Junggesellenabschied heute auch passender gefunden hätte.
Konzentriert bewegte ich mich weiter und versuchte die auftauchenden Gedanken von Adrian zu verdrängen. Wieso musste ich auch gerade jetzt an ihn denken?
»Vielleicht, weil du jetzt eigentlich bei ihm sein solltest?«, schimpfte die kleine Stimme wieder, was mich kurz seufzen ließ.
Als das Lied endete, zeigte uns eine der Kellnerinnen durch eine Handbewegung, dass nun die Stripshow folgte, was für uns eine kleine Pause hieß.
Ich schlängelte mich durch die Männer durch, welche bereits bei der Bühne standen und auf die Show warteten, und bestellte mir bei der Bar etwas zu trinken. Einer der Vorteile an diesem Job war nämlich, dass all die Getränke, die ich konsumierte, gratis waren, solange ich arbeitete.
Mit geschlossenen Augen nippte ich an dem erfrischenden Glas Wasser und stellte mir vor, es würde meinen schwitzenden Körper etwas abkühlen. Durch die Scheinwerfer und natürlich auch durch das Tanzen war mir ziemlich heiß geworden. Die Gedanken an Adrian machten dies natürlich nicht besser. Nachdem das Glas leer war, stellte ich es an dem Tresen ab und wollte mich gerade umdrehen, als sich plötzlich zwei kühle Hände auf meine nackten Hüften legten.
Ich spürte, wie mir jemand in den Nacken atmete und drehte mich zu der Person, damit ich ihm sagen konnte, dass er seine Finger von mir lassen sollte. Doch als ich plötzlich in die mir nur allzu bekannten braunen Augen sah, stockte mir der Atem.
Mit einem Mal war mir doppelt so heiß wie zuvor und ich bemerkte, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete. Was machte er hier? Woher wusste er, dass ich heute arbeitete, wenn ich es bis vor Kurzem selbst nicht geahnt hatte?
»Du hast mich warten lassen. Das war nicht nett.« Sein Blick war ernst, doch seine Lippen waren zu einem schelmischen Grinsen verzogen.
»Adrian, ich …«, begann ich stotternd zu erklären, doch der Blondschopf unterbrach mich.
»Ich weiß, dass du heute eigentlich frei gehabt hättest, aber so gütig warst, für eine Kollegin einzuspringen. Ich mag das, wirklich. Man sollte sich immerhin auf seine Mitarbeiter verlassen können.« Sein Griff um meine Hüften festigte sich und ich fühlte, wie sich mein Unterleib zusammenzog, als er sich gegen mich presste. Sofort begann mein Herz wie wild um sein Leben zu klopfen und ich spürte, wie ich mich in dem Blick des Sängers verlor. Es schien, als könnte er direkt in mich sehen. Als würde er merken, wie ich mich fühle. Würde hören, was ich denke.
»Aber dass du mir nicht Bescheid gegeben hast, verärgert mich. Du wusstest, dass es eine Möglichkeit gibt, mich zu erreichen, selbst wenn du meine Handynummer nicht hast.«
Ich nickte. »Es tut mir leid«, flüsterte ich, mehr bekam ich nicht heraus.
Mit leicht geöffneten Lippen starrte ich ihn an, wünschte mir, er würde mich küssen. Verdammt, wieso löste er immer wieder diese Gefühle in mir aus?
Wieso gefiel es mir, wenn er so bestimmend mit mir sprach? Und woher wusste er, wo ich arbeitete? Ich könnte ihn einfach fragen, doch es kam kein Laut über meine Lippen.
Das Wasser, welches ich eben noch getrunken hatte, schien in meinem Körper zu verdunsten, bei der Hitze, die ich fühlte. Sofort hatte ich das Verlangen danach, eine komplette Flasche von der Flüssigkeit auf einmal zu trinken, um mich abzukühlen. Doch ich wusste, dass es mir keine Linderung bringen würde. Lediglich er, seine Berührungen, seine Nähe, könnten diese Hitze lindern, aber zuvor müsste er den Vulkan zum Ausbrechen bringen. Denn danach lechzte mein Körper.
»Ich weiß«, hauchte er. Eine Hand löste sich von mir und er strich mit dem Daumen über meine Unterlippe. Eine solch simple Berührung und trotzdem schloss ich kurz genießerisch die Augen.
Wünschte mir, es wären seine Lippen gewesen, die mich sanft gestreift hätten.
»Ich habe dich übrigens beobachtet. Du tanzt wirklich sehr gut. Mir wurde alleine vom Zusehen heiß und am liebsten hätte ich all diese Männer, die dich beobachtet hatten,