Der Omega und das Tier. Jay Boss. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jay Boss
Издательство: Bookwire
Серия: Burg der Wölfe
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783969693254
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Zeit im Kloster hatte seine Muskeln weich werden lassen. Seine Lungen brannten und gerade, als er aus dem Unterholz brach und vierpfötig auf eine Lichtung taumelte, erwischten sie ihn.

      Zähne schlossen sich um seinen Nacken. Er stürzte. Landete mit der Schnauze im Dreck und kam jaulend auf. Er roch Urin im Fell des anderen Wolfs und wusste, welcher es war. Der, der ihn umbringen wollte. Cian winselte, fiepte unterwürfig und hoffte, dass das den Ochsen gnädiger stimmen würde. Tat es nicht. Dessen Reißzähne gruben sich nur umso fester in sein Fleisch. Blut lief an seinem Hals entlang. Grelle Lichter blitzten vor seinen Augen.

      Ich werde hier sterben, dachte er. Ich werde hier sterben und diese beiden Bastarde werden meine Unschuld rauben, wenn ich selbst längst tot bin.

      Tränen quollen aus seinen Augen. Das Atmen fiel zusehends schwerer und gerade, als er glaubte, das Bewusstsein zu verlieren, drängte der Wolf über ihm seine Hinterläufe auseinander. Nein! Er spürte etwas Heißes, Hartes an seinem Loch und versuchte, sich wegzudrehen, sich zu winden. Aber der Alpha war zu stark.

      Nein!

      In seinem Augenwinkel blitzte etwas Rotes. Nasses Reißen ertönte. Etwas Schweres prallte gegen Cian und den Alpha und schob sie über den Blätterboden. Dann schmeckte er Blut und roch Fell. Der Biss in seinem Nacken lockerte sich. Der unbarmherzige Druck auf seiner Pforte verschwand. Es war dunkel.

      Ein Wolfsleib war auf ihm gelandet. Er spürte rasselnden Atem, fühlte ein krampfhaftes Zucken, das den Körper auf ihm erfasste, und dann nichts mehr. Gar nichts. Der Wolf über ihm erschlaffte und wurde schwer. Voll Ekel schüttelte Cian ihn ab. Der Wolf landete mit einem dumpfen Laut im Moos und gab den Blick auf den Rest der Lichtung frei.

      Zwei Wölfe standen sich gegenüber. Der eine mit nassem Fell, der Ochse, der Cian beinahe geschändet hätte.

      Und ein Monster.

      Der gigantischste graue Wolf, den er je gesehen hatte, knurrte seinen Angreifer an, das Nackenfell gesträubt und die Zähne gebleckt. Blut tropfte von einer Wunde an seiner Flanke. Nicht alles an ihm war grau. Über Gesicht und Schultern zogen sich grässliche Narben, rot und wulstig. Auch in der Nase war ein tiefer Schnitt. Grauenerregend.

      Doch als der Graue knurrte, geschah etwas Seltsames: Cian spürte ihn. Über die Entfernung hinweg füllte die Anwesenheit des riesigen Wolfs seinen ganzen Geist.

      Ihn habe ich vorhin gespürt, dachte Cian und schluckte. Panisch robbte er rückwärts, stieß mit dem Rücken gegen einen Baumstamm und schaffte es doch nicht, den Blick von den beiden Wölfen zu reißen, die sich vor ihm umkreisten.

      Der Ochse duckte sich und sprang. Der Graue ebenfalls. Er war so schnell, dass er wie ein Schemen in der Luft wirkte. Seine Kiefer schnappten zu. Blut spritzte. Blätter stoben auf. Der Ochse fiel zu Boden. Und in seiner Kehle klaffte ein dunkles Loch. Ein entsetzliches Pfeifen erklang, als er Luft holte, die nassen Ränder zitterten. Ein weiteres Pfeifen, ein Aufbäumen, ein Zittern. Dann erschlaffte sein Körper.

      Cian starrte. Panik schnürte seine Kehle zu. Der Graue schüttelte sich, knurrte durch rote Zähne hindurch und dann wandte er den Kopf. Sein Blick war das Kälteste, das Cian je erlebt hatte. Kälter als die Klostermauern bei Nacht, wenn sie im Winter zu Eis gefroren. Er wimmerte.

      Es hatte keinen Sinn: Bebend warf er sich vor dem Grauen auf den Rücken und bot ihm seine Kehle an. Der Wolf in ihm wusste wieder, was zu tun war. Wenn das Monster auch nur einen Funken Anstand besaß, würde er einen Omega verschonen, der sich freiwillig unterwarf. Nun, er würde ihn nicht töten. Ein Schluchzen drängte Cians Hals hoch, als der Graue näherkam. Er würde ihn schänden. Das wusste er. Der Graue würde seine Hinterläufe auseinanderdrängen, so wie der Alpha vorhin und diesmal würde niemand ihn aufhalten. Er würde sich das nehmen, was Jaxson gehörte. Cian schluchzte verzweifelt.

      Der Graue wandte sich ab.

      Bebend sah Cian zu, wie der gigantische Wolf im Unterholz verschwand. Er richtete sich langsam auf. Verwandelte sich wie in Trance, zitternd und schluchzend. Ungläubig betrachtete er die Lichtung.

      »Ich lebe«, flüsterte er. Der Ochse und Gelbzahn waren tot. Ihre schlaffen Leiber lagen auf verrottenden Blättern. Cian stand auf, wankte und betrachtete sie. Weiße Augen starrten ins Nichts. Blut befleckte den Boden. Nicht nur Blut. Alle Körperöffnungen hatten ihren Inhalt freigegeben und der Gestank war unbeschreiblich. Cian würgte trocken und stolperte von der Lichtung. In die Richtung, aus der er gekommen war. In der der Pfad lag und seine Kleidung.

      Und der graue Wolf. Der sich in einen Mann verwandelt hatte. Struppige schwarze Haare hingen über den gigantischen Rücken des Riesen. Cian zögerte, als er ihn hinter den Baumstämmen erblickte. Ein Riese, der auf dem Boden hockte und die Kilts der Sutherlands durchwühlte. Die Kilts in MacGregor-Farben. Was war hier los?

      Cian ballte die Fäuste. Sie waren kalt und nass. Eisige Luft quälte seine nackte Haut.

      Es wäre klüger, stehenzubleiben. Zu warten, bis der vernarbte Wolf mit seiner Plünderung fertig war und ging. Als Mann waren seine Narben noch grauenerregender. Sie zogen sich über das halbe Gesicht. Tiefe Schnitte verunstalteten Lippen und Nase und ein Ohr fehlte. Da er nackt war, konnte Cian alles sehen. Die unregelmäßigen Schnittnarben auf dem Rücken und die Brandnarben auf der Vorderseite. Was war mit dem armen Mann geschehen?

      Der Mann richtete sich auf und Cian sah noch mehr. Mehr als er geglaubt hatte, dass möglich sei. Zwischen den Schenkeln des Riesen baumelte das größte Gemächt, das er je erblickt hatte. Er schluckte. Versuchte, den Blick von der fleischigen Masse abzuwenden, aber es ging nicht. Beschämt spürte er, dass seine eigene Rute prall wurde.

      Jaxson, dachte er verzweifelt, aber es half nicht. Er spürte den Riesen. Als würde ein Abbild seines Geistes in Cians Körper fahren.

      Wie groß die Rute des Grauen wohl war, wenn er erregt war? Cian schockierte sich selbst mit dem Gedanken.

      Sei froh, dass er kein Interesse an dir gezeigt hat, dachte er. Das hättest du nicht überlebt.

      Der Riese erhob sich, schnupperte und wandte den Kopf. Und in diesem Moment wurde Cian klar, wen er vor sich hatte.

      »Was willst du?«, fragte das Tier.

      3. Logan

      Der Junge verharrte. Hinter den dichten Büschen sah Logan nur wenige helle Flecken. Milchweiße Haut und goldblonde Locken. Ängstliche, feuchte Augen, umgeben von dichten Wimpern. Der Geruch der Angst wehte zu ihm herüber. Fast unriechbar, in der schwachen Brise voll Moder und Borke.

      Logan wandte sich ab, klaubte seinen Kilt vom Boden auf und band ihn sich um. Er hatte sich hier verwandelt, hatte alles abgestreift und war den beiden Mistkerlen gefolgt. Er war nicht sicher gewesen. Sie hatten gerochen wie Sutherlands, waren aber gekleidet gewesen wie Mac Gregors, also hatte er abgewartet. Bis sie sich verraten hatten. Bis sie versucht hatten, den Jungen zu schänden und enthüllt hatten, dass sie zu dem Clan gehörten, den Logan jagte.

      Flüchtig fragte er sich, wer der Kleine war. Warum die Mistkerle ihn dabei gehabt hatten und warum sie die falschen Kilts trugen. Aber es war unwichtig. Er jagte Sutherlands. Er tötete sie. Das war alles, was zählte. Der Kleine war kein Sutherland, also war er bedeutungslos.

      »Du wirst mir nichts tun, richtig?« Die Stimme des Jungen war rau, und gleichzeitig süß wie Honig. »D-du wirst nicht das versuchen, was sie versucht haben, oder?«

      Logan knurrte abfällig. Als ob er Jung-Omegas schänden würde. Als ob er wie diese Dreckskerle wäre.

      Der Junge, offenbar ermutigt, trat vor. Ein Sonnenstrahl traf auf nackte Haut und Logan verharrte in der Bewegung. Seine Kehle zog sich zusammen.

      Das Schönste, das er je gesehen hatte, stand vor ihm. Er hatte nicht auf den Jungen geachtet, als er den dreien gefolgt war. Als Einziger roch er nicht nach Sutherland. Aber nun, da die Jagd vorbei war, konnte Logan ihn nicht mehr ignorieren.

      Zarte Haut, weiß wie frische Sahne. Glieder, schlank wie die eines Rehs,