Der Omega und das Tier. Jay Boss. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jay Boss
Издательство: Bookwire
Серия: Burg der Wölfe
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783969693254
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in den Highlands? Was hätte es ihnen gebracht, ihn dabei zu haben? Ein Omega konnte nicht kämpfen. Trotzdem hätte er bei ihnen sein müssen. Ein Wolf gehörte zu seinem Rudel.

      Einer der beiden Alphas unterbrach seine trübsinnigen Gedanken.

      »Moment. Ich muss schiffen.« Schon trat der Ochse ans nächstbeste Gebüsch und hob den Kilt. Abscheulich.

      Cian drehte sich um und befahl seinen Wangen, nicht zu erröten. Er ignorierte das Plätschern und ballte die Fäuste. Einen Moment lang flatterte etwas durch seine Brust. Er spürte etwas, in der Finsternis hinter den Baumstämmen.

      Er ist hier, dachte er und schalt sich im nächsten Moment selbst. Da war gar nichts. Nur Bäume, Blätter, er selbst und zwei Alphas, von denen einer sich laut stöhnend erleichterte.

      »Hast du einen Brunnen ausgesoffen?« Gelbzahn feixte.

      Wie redeten die beiden in seiner Gegenwart? Kälte kroch durch Cians Magen. Eine leise Brise strich durch das Unterholz und über seine nackten Unterschenkel. Am liebsten hätte er sich verwandelt und wäre weggerannt, weit weg von diesen ungehobelten Kerlen.

      Sei nicht dumm, flüsterte er seinem ängstlichen Wolf zu. Jaxson hat sie geschickt. Sie bringen dich zu ihm. Nur noch zehn Tage und du bist bei ihm.

      »Weiter geht's.« Der widerliche Alpha richtete offenbar seinen Kilt, wenn Cian das Rascheln des Stoffs richtig deutete. Schwere Schritte erklangen hinter ihm. »Es sei denn, der zukünftige Erste Omega muss auch mal.«

      Cian musste, sogar dringend. Aber er würde sich nicht vor diesen Grobianen erleichtern. Er hasste es, wenn andere dabei zusahen. Vor allem Kerle wie diese. Vermutlich würden sie versuchen, einen Blick auf seine Rute zu erhaschen.

      »Nein, danke«, sagte er kühl. »Ich danke dir für deine Sorge, aber ich möchte heute noch ein gutes Stück des Wegs zurücklegen.«

      »Ist gut.«

      Endlich ging es weiter. Cian wollte seufzen und jammern, aber er biss die Zähne zusammen. Seine Zehen fühlten sich an, als seien sie blutig. Die Ferse scheuerte in den Stiefeln, die ihm im Kloster noch so weich und bequem vorgekommen waren. Dort, wo er versehentlich dem Angriff der Sutherlands entgangen war. Nur, weil er sich vor seiner Verbindung mit Jaxson in Kräuterkunde hatte weiterbilden wollen. Weil er nützlich sein wollte, nicht nur ein hübsches Gesicht an Jaxsons Seite.

      Ein halbes Jahr lang hatte er dort ausgeharrt und war träge und schlaff geworden. Nun, teilweise. Er hatte die Hitze dort verbracht. Die Omega-Mönche sperrten sich zu dieser Zeit in ihren Zellen ein. Und es waren Zellen. Eine Pritsche und kahler Boden waren alles, was Cian in dieser Zeit gesehen hatte, in der er sich fiebrig und lüstern auf der dünnen Strohmatratze gewunden hatte.

      Jeden Tag hatte er mit sich gekämpft und gewonnen, hatte es geschafft, die Hände bei sich zu behalten und rein und keusch zu bleiben. Es waren die furchtbarsten Qualen gewesen, die er je erlebt hatte. Es war nicht die erste Hitze gewesen, aber die erste, seit Jaxson ihn berührt hatte. Jede Nacht hatte er von seinem Verlobten geträumt, nur um besudelt aufzuwachen, die erkaltenden Spuren seiner Lust noch auf den Schenkeln.

      Den Schenkeln, die er jetzt am liebsten zusammen gepresst hätte. So gern hätte er einfach den Kilt gehoben und sein Wasser laufen gelassen. Doch er stapfte voran. Lange. Er hatte gedacht, es könnte nicht dunkler werden, doch das Licht verschwand mehr und mehr, obwohl es erst Nachmittag war. Die Rufe der Vögel wurden gedämpft und ein dichtes Blättermeer bedeckte den Pfad und breitete sich vor ihnen aus wie ein schmutzig brauner Fluss.

      Cian hielt bis zum letzten Moment aus. Erst, als er fürchtete, die Kontrolle über seine Blase zu verlieren, hielt er an. Und nur der Gedanke an die feixenden Gesichter der beiden Alphas, wenn er mit nassen Beinen vor ihnen stehen würde, brachte ihn dazu, zu sprechen.

      »Ich muss kurz austreten. Dreht euch um.«

      Das wölfische Grinsen des Ochsen war unerträglich. »So, so. Also doch.« Seine Augen glänzten gierig. »Na dann mach mal.«

      »Dreht euch um!«, fauchte Cian. Er hatte genug von der Frechheit seiner Begleiter. Sein vermaledeites Temperament war nicht mehr zu zügeln. »Oder ich erzähle Jaxson, wie ihr mich behandelt habt! Der wird euch prügeln und von der Burg jagen, das verspreche ich euch!«

      Sie hätten zurückschrecken müssen. Angst hätte in ihre Mienen kriechen müssen, Unsicherheit in ihre Züge. Doch sie kamen näher. Schritt für Schritt drängten sie Cian zurück, bis er mit dem Rücken an einem Baumstamm endete.

      »Was soll das?« Panik verkrampfte seinen Magen. »Zurück mit euch!«

      »Kleiner Goldschopf.« Beide lächelten und einen Moment wirkten sie wie Zwillinge aus der Unterwelt.

      Ihr säuerlicher Schweißgeruch verpestete seine Nase. Darunter lag etwas, das er nicht wahrhaben wollte: Lust. Der wilde Geruch der Paarungsbereitschaft hätte ihm alles gesagt, selbst, wenn er die harten Ausbuchtungen unter ihren Kilts nicht gesehen hätte.

      Der Ochse streckte die Hand nach ihm aus. »Kleiner Auerhahn. Du wirst uns schön dein kleines Schwänzchen zeigen und wenn du gepullert hast, drehst DU dich um, nicht wir. Und dann wirst du geritten, bis der große Wolf den Mond anheult.«

      Nein, dachte Cian. Nein, das können sie nicht ernst meinen.

      »Ihr seid MacGregors.« Er deutete auf ihre Kilts. »Euer nächster Rudel-Chief hat euch befohlen, mich unversehrt zu euch zu bringen.«

      »Ach, Kleiner.« Die stinkende Pfote streichelte Cians Wange. »Wir wollten die Überraschung eigentlich aufsparen.«

      »Welche Überraschung?«, fragte Cian, obwohl er sicher war, dass er diese Überraschung hassen würde.«

      Ein stinkender Mund voller Reißzähne näherte sich. »Wir sind gar keine MacGregors. Wir sind Sutherlands.«

      Cian schlug die Hand aus seinem Gesicht, drehte sich um und rannte. Durch das dichte Unterholz, über knackende Zweige und Reisig und Dornen. Panik ließ ihn die Schmerzen ignorieren, als sie seine Beine aufrissen. Feuer brannte in seinen Lungen, doch er rannte weiter.

      Er kam nicht weit. Schon Sekunden, nachdem er in die Finsternis geflüchtet war, packte eine harte Hand ihn und riss ihn zurück.

      »Oh, Kleiner.« Der Ochse lachte. Fauliger Atmen schlug Cian ins Gesicht. »Das wird Spaß machen.«

      Stoff riss und plötzlich war Cians Unterleib bloß. Die Kälte drang in seine Haut und seine empfindlichen Genitalien.

      »Da ist er ja!« Gelbzahn hielt Cian fest, verdrehte ihm die Arme auf dem Rücken, während der Ochse bewundernd auf Cians Körpermitte starrte. »Hübscher Anblick. Weißt du was, ich nehm ihn von vorne.« Schon gruben sich Krallen in Cians Oberschenkel und drängten sie auseinander.

      »Nein!«, brüllte Cian. Und verlor die Kontrolle. Heißer Urin spritzte über die Vorderseite des Alphas, der ihn mit einem Aufschrei losließ. Er taumelte mehrere Schritte zurück, bevor er in Sicherheit war. Nass und wütend starrte er Cian an.

      »Du kleiner Scheißer!«

      »Pisser, meinst du.« Gelbzahn lachte dröhnend. »Oh Mann, du hattest eh ein Bad nötig, aber jetzt stinkst du noch mehr als vorher!«

      »Halt die Fresse! Ich bring ihn um.«

      Panik krallte sich in Cians Brust. Heiße Flüssigkeit rann über seine zitternden Schenkel. Nein! Er wollte nicht sterben, wollte leben, wollte bei Jaxson sein.

      Er verwandelte sich. Blitzschnell, so sehr, dass der Schmerz bis in seine Knochen schoss. Arme wurden zu Vorderläufen, Gesicht zu Schnauze. Ein Schwall Gerüche stürzte auf ihn ein. Er fiel. Aber als Wolf schaffte er es, sich aus dem Griff des Alphas zu winden. Es geschah unbewusst. Normalerweise verbrachte Cian so wenig Zeit wie möglich als Wolf. Es war ewig her, dass er ich zuletzt verwandelt hatte.

      Er hatte kaum realisiert, was geschehen war, als er schon durch das Unterholz hetzte. Dornen rissen ihm Fellbüschel aus, hinterließen schmerzhafte Kratzer, aber