Ich laufe um das Cure zur Rückseite, wo meine schwarze Triumph lehnt und auf mich wartet.
Ich schicke mich an, meine Lederjacke anzuziehen, halte dann aber inne. Ein Blick auf Emma verrät mir, dass ich sie stattdessen ihr anbieten muss. Sollte es uns auf die Straße legen, hat sie um einiges mehr freie Haut zu schützen als ich.
„Hier“, sage ich und halte ihr die Jacke hin. Es ist besser, das Ganze als Befehl zu verpacken anstatt als Angebot. „Zieh die an.“
Sie wird rot, aber zieht die Jacke gewissenhaft an. „Danke.“
Ich öffne das Gepäckfach des Motorrads und hole den zweiten Helm heraus, den ich dort für Gäste aufbewahre. Ich reiche ihr den Helm und ziehe dann meinen eigenen an. Ich steige als erster auf, lasse das Bike an und den Motor ein paar Mal kommen.
Ich schaue hinter mich zu der Stelle, wo Emma steht. Sie versinkt in der Motorradjacke, aber sie sieht trotzdem ziemlich gut darin aus. Man kann kaum erkennen, dass sie unter der Jacke noch einen Rock trägt und für eine Sekunde erlaube ich mir, es mir vorzustellen.
Emma, splitterfasernackt bis auf meine Lederjacke?
Fuck ja. Ich packe die Lenker etwas fester… und bekomme noch eine beschissene halbe Erektion.
Klasse. Das habe ich nun davon, dass ich meiner Vorstellungskraft freien Lauf gelassen habe.
„Komm“, sage ich, obwohl ich weiß, dass meine Stimme von dem Helm gedämpft wird. „Steig auf.“
Sie betrachtet mich eine Minute mit nervösem Blick, aber legt dann eine Hand auf meine Schulter. Sie schwingt ihr Bein über das Motorrad, wodurch sie vollen Körperkontakt mit mir herstellt.
Mein Schwanz steht noch in der Sekunde stramm, in der wir uns berühren. Ich kann ihre weichen Kurven an meinem harten Körper fühlen. Ich schließe kurz die Augen und rufe mir ins Gedächtnis, das sie definitiv tabu ist.
Nachdem ich ein paarmal tief die salzige Luft eingeatmet habe, greife ich nach hinten und ziehe ihre Arme um meine Taille. Sie lehnt sich sogleich nach vorne und presst ihre Titten an meinen Rücken.
Fuck, denke ich und knirsche mit den Zähnen. Ich muss sie nach Hause bringen, das ist die einzige Möglichkeit, diese Folter zu beenden.
Ich lasse den Motor aufheulen und fahre dann auf die Straße. Es ist nach einundzwanzig Uhr und kaum noch jemand auf der Straße unterwegs. Ich halte mich auf dem Weg zu ihrem Haus an die Verkehrsregeln und bleibe sogar unter dem Tempolimit.
Eine Meile kam mir noch nie so lange vor.
Als ich endlich ihr Haus erreiche, halte ich vor dem Gartentor. Sie rutscht vom Motorrad und macht Anstalten, den Helm abzunehmen.
In dem Versuch, nicht zu viel darüber nachzudenken, fahre ich vom Randstein weg und rase davon. Sie kann mir den Helm ein anderes Mal zurückgeben.
Gerade jetzt brauche ich eine kalte Dusche und etwas Schlaf.
7
Emma
Ich trommle ungeduldig mit den Fingerspitzen auf dem kalten Granittisch des Coffee-Shops, in dem ich mich befinde. Jameson ist spät dran, obwohl wir den Plan, noch etwas zu lernen, erst vor einer Stunde gemacht haben. Nach seiner Ansprache vor Joe’s Surf neulich, finde ich das nicht witzig.
Ich schaue nach unten auf das Buch, das ich mitgebracht habe, aber schiebe es letztendlich über den Tisch von mir weg. Die Prüfungen stehen bald an, eine Tatsache, die mir schwer im Magen liegt. Es fühlt sich an, als würden mir die Stunden zum Lernen ausgehen. Das oder mir ist allmählich schnuppe, ob ich meine Kurse bestehe oder nicht. Ich habe ein ganzes Semester alles getan, das ich konnte; jetzt ist mir irgendwie der Dampf ausgegangen.
Ich überlege eine Minute ernsthaft, ob ich die Kurse ohne die Abschlussprüfungen bestehen könnte. Natürlich ist das nur ein Hirngespinst, die abschließenden Kursprüfungen nicht zu machen, aber es ist schön, sich das eine kleine Weile vorzustellen.
Die Tür klingelt und ich schaue auf, wodurch ich Jameson reinkommen sehe, der gestresst wirkt. Obwohl sein Gesicht beinahe einer Grimasse gleicht, sieht der Rest von ihm immer noch gut aus. Seine dunklen Haare sehen windzerzaust aus und er einfach nur lecker in seinen dunklen Jeans und kurzärmligem, schwarzem Muse T-Shirt, mit den gewölbten Muskeln und den hervortretenden Adern. Er trägt seinen Bücherrucksack über eine Schulter geworfen.
Er könnte ohne Weiteres den rebellischen Bad Boy in jeder Fernsehserie oder Film spielen. Aber wenn er der Bad Boy ist, zu was macht das dann mich? Das brave Mädchen? Die Eisprinzessin?
Ich mag keine von beiden Optionen. Was, wenn ich nur dieses eine Mal die Rebellin spielen möchte?
Jameson sieht sich um und ich hebe meine Hand, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. „Jameson! Hier drüben.“
Er sieht mich und kommt zu mir, wobei er sich zwischen den Tischen hindurchschlängelt, die überall im Café verteilt sind. „Ich bin zu spät und es tut mir leid. Dieses Arschloch in einem Mercedes hat auf der Longview Ave mein Motorrad gestreift und dann darauf bestanden, dass wir warten, bis ein Cop kommt. Meinem Handy ist auch noch der Saft ausgegangen, weshalb ich dich nicht anrufen konnte.“
Jameson zieht einen der Stühle raus und lässt seinen Rucksack auf den Tisch fallen. Ausnahmsweise gebe ich mich mal cool und mustere ihn skeptisch.
„Ist schon okay“, sage ich, wobei ich einen neutralen Gesichtsausdruck beibehalte.
Er setzt sich mir gegenüber und betrachtet mich eindringlich. „Du bist sauer.“
Ich ziehe mein Buch zu mir und klappe es zu. „Ich bin nicht sauer. Ich denke nur an die Rede, die du mir vor ein paar Tagen gehalten hast.“
Er schüttelt den Kopf. „Ich wurde schon bestraft, ich schwöre. Du hättest sehen sollen, was für ein Arsch der Kerl war, der mich gerammt hat. Er war wirklich angepisst, als die Cops kamen und ihm sagten, dass es seine Schuld war.“
Ich verdrehe die Augen. „Okay. Lass uns einfach arbeiten. Was hast du heute für Mathe dabei?“
„Hauptsächlich Formeln. Die Quadratformel, die Formel für eine Gerade und… irgendetwas mit bi? Binomik oder so was. Ich verstehe das nur sehr, sehr vage.“
„Die sind schwer“, sage ich achselzuckend. „So ziemlich der schwierigste Teil des High School Mathe. Was hast du für Naturwissenschaften dabei?“
„Ähhh…“ Er öffnet den Reißverschluss seines Rucksacks und zieht sein Naturwissenschaftsbuch heraus. Er blättert zu einem Abschnitt, der bereits markiert ist. „Es sieht so aus, als hätten wir heute Umweltschutz, Transformation und Energiefluss. Und Arbeit, Bewegung und Kraft.“
Ich schaue auf meinem Handy nach der Uhrzeit. „Okay. Dann lass uns die Zeit gleichmäßig aufteilen, eine halbe Stunde Mathe und eine halbe Stunde Naturwissenschaften. Dann schauen wir, wo wir stehen, okay?“
Jameson nickt bloß. „Naturwissenschaften zuerst?“
„Jepp. Lass uns einfach durchgehen, was im Buch steht…“
Die nächste Stunde wechseln wir uns damit ab, laut aus Js Büchern vorzulesen. Ich stoppe an verschiedenen Stellen, um ihm etwas zu erklären oder schnell eine Zeichnung eines Konzepts auf ein leeres Blatt Papier zu kritzeln. Jameson seinerseits ist beinahe stumm, während ich erkläre, und seine Stirn ist die ganze Zeit über in Falten gelegt.
Er fragt an einigen Stellen nach und macht sich in seinem Notizheft Notizen. Nach ungefähr einer Stunde bemerke ich, dass Jameson unruhig und missmutig wird. Er fängt ebenfalls an, ins Leere zu starren.
„Lass uns für heute Schluss machen“, schlage ich vor und schließe sein Mathebuch. „Ich kann sehen,