Zerschmetternd sich berühren, dann auf immer
Und ewig auseinanderfliehn.
marquis: Mir ahnet
Ein unglücksvoller Augenblick.
carlos: Mir selbst.
Wie Furien des Abgrunds folgen mir
Die schauerlichsten Träume. Zweifelnd ringt
Mein guter Geist mit gräßlichen Entwürfen;
Durch labyrinthische Sophismen kriecht
Mein unglücksel’ger Scharfsinn, bis er endlich
Vor eines Abgrunds gähem Rande stutzt –
O Roderich, wenn ich den Vater je
In ihm verlernte – Roderich – ich sehe,
Dein totenblasser Blick hat mich verstanden –
Wenn ich den Vater je in ihm verlernte,
Was würde mir der König sein?
marquis nach einigem Stillschweigen: Darf ich
An meinen Carlos eine Bitte wagen?
Was Sie auch willens sind zu tun, versprechen Sie,
Nichts ohne Ihren Freund zu unternehmen.
Versprechen Sie mir dieses?
carlos: Alles, alles,
Was deine Liebe mir gebeut. Ich werfe
Mich ganz in deine Arme.
marquis: Wie man sagt,
Will der Monarch zur Stadt zurückekehren.
Die Zeit ist kurz. Wenn Sie die Königin
Geheim zu sprechen wünschen, kann es nirgends
Als in Aranjuez geschehn. Die Stille
Des Orts – des Landes ungezwungne Sitte
Begünstigen –
carlos: Das war auch meine Hoffnung.
Doch, ach, sie war vergebens!
marquis: Nicht so ganz.
Ich gehe, mich sogleich ihr vorzustellen.
Ist sie in Spanien dieselbe noch,
Die sie vordem an Heinrichs 3 Hof gewesen,
So find ich Offenherzigkeit. Kann ich
In ihren Blicken Carlos’ Hoffnung lesen,
Find ich zu dieser Unterredung sie
Gestimmt – sind ihre Damen zu entfernen –
carlos:
Die meisten sind mir zugetan. – Besonders
Die Mondekar hab ich durch ihren Sohn,
Der mir als Page dient, gewonnen. –
marquis: Desto besser.
So sind Sie in der Nähe, Prinz, sogleich
Auf mein gegebnes Zeichen zu erscheinen.
carlos:
Das will ich – will ich – also eile nur.
marquis:
Ich will nun keinen Augenblick verlieren.
Dort also, Prinz, auf Wiedersehn!
Beide gehen ab zu verschiedenen Seiten.
Die Hofhaltung der Königin in Aranjuez.
Eine einfache ländliche Gegend, von einer Allee durchschnitten,
vom Landhause der Königin begrenzt.
Dritter Auftritt
Die Königin. Die Herzogin von Olivarez. Die Prinzessin von Eboli und die Marquisin Von Mondekar, welche die Allee heraufkommen.
königin zur Marquisin:
Sie will ich um mich haben, Mondekar.
Die muntern Augen der Prinzessin quälen
Mich schon den ganzen Morgen. Sehen Sie,
Kaum weiß sie ihre Freude zu verbergen,
Weil sie vom Lande Abschied nimmt.
eboli: Ich will es
Nicht leugnen, meine Königin, daß ich
Madrid mit großen Freuden wiedersehe.
mondekar:
Und Ihro Majestät nicht auch? Sie sollten
So ungern von Aranjuez sich trennen?
königin:
Von – dieser schönen Gegend wenigstens.
Hier bin ich wie in meiner Welt. Dies Plätzchen
Hab ich mir längst zum Liebling auserlesen.
Hier grüßt mich meine ländliche Natur,
Die Busenfreundin meiner jungen Jahre.
Hier find ich meine Kinderspiele wieder,
Und meines Frankreichs Lüfte wehen hier.
Verargen Sie mir’s nicht. Uns alle zieht
Das Herz zum Vaterland.
eboli: Wie einsam aber,
Wie tot und traurig ist es hier! Man glaubt
Sich in la Trappe 4 .
königin: Das Gegenteil vielmehr.
Tot find ich es nur in Madrid. – Doch was
Spricht unsre Herzogin dazu?
olivarez: Ich bin
Der Meinung, Ihro Majestät, daß es
So Sitte war, den einen Monat hier,
Den andern in dem Pardo 5 auszuhalten,
Den Winter in der Residenz, solange
Es Könige in Spanien gegeben.
königin:
Ja, Herzogin, das wissen Sie, mit Ihnen
Hab ich auf immer mich des Streits begeben.
mondekar:
Und wie lebendig es mit nächstem in
Madrid sein wird! Zu einem Stiergefechte
Wird schon die Plaza Mayor zugerichtet,
Und ein Auto da Fe 6 hat man uns auch
Versprochen –
königin: Uns versprochen! Hör ich das
Von meiner sanften Mondekar?
mondekar: Warum nicht?
Es sind ja Ketzer, die man brennen sieht.
königin:
Ich hoffe, meine Eboli denkt anders.
eboli:
Ich? – Ihro Majestät, ich bitte sehr,
Für keine schlechtre Christin mich zu halten
Als die Marquisin Mondekar.
königin: Ach! Ich
Vergesse, wo ich bin. – Zu etwas anderm. –
Vom Lande, glaub ich, sprachen wir. Der Monat
Ist,