Ergänzend muß ich noch bemerken, daß ich mich auch in Chursdorf an den Leichen der Müllerin und der Dienstmagd vergangen habe. Ich ließ mir diesen Lohn niemals entgehen, wenn ich ein Weib ermordet hatte.
Mein Bruder Martin hat mir in keiner Weise Beihilfe geleistet, er ist nicht mit in der Mühle gewesen und weiß von der ganzen Sache nichts, vielmehr habe ich allein den Plan erdacht und allein den Überfall ausgeführt. Einige Tage vorher besuchte ich meinen Bruder zwar in Schönow, sagte ihm aber nichts von meinem Vorhaben; in der Nacht nachher ging ich wieder zu ihm und schenkte ihm sechzehn Taler und eine Flasche Rum. Von Schönow begab ich mich in meine Höhle. Das Beil, das mir als Mordwerkzeug gedient hat, ist später dort in Beschlag genommen worden. Wenn man mir vorhält, daß an dreien meiner Beile Blutflecke und Menschenhaare entdeckt und auch an einem Beile meines Bruders Blutspuren und Fasern wie von der Nachthaube und dem Kopfkissen der Frau Baumgart gefunden worden sein sollen, so kann ich das nicht aufklären. Ich wiederhole, daß ich keinen Mitschuldigen und nur ein einziges Beil benutzt habe.
Am Freitag nach dem Morde, am 17. Mai, mußte ich meine mit so unendlicher Mühe angelegte Wohnung verlassen, weil mich zwei Bauern, deren Herankommen ich überhört hatte, aus der Höhle emportauchen sahen. Das war der härteste Schlag, der mich treffen konnte, ich flüchtete mit meinem unter den Rock geknöpften Gewehr in den Wald und teilte in der folgenden Nacht meinem Bruder mit, was mir passiert war. Wir nahmen auf unbestimmte Zeit Abschied voneinander, denn so viel war uns beiden klar, daß ich nicht in der Nähe bleiben durfte. Ich ging zunächst nach dem Dammschen Forst und nach einem Rasttage weiter bis Stettin. Ich kehrte in der Vorstadt jenseits der Oder in mehreren Schenklokalen ein und lebte lustig und guter Dinge. Unter anderem beteiligte ich mich auch an einem öffentlichen Tanzvergnügen, bei dem ich viel Geld draufgehen ließ und mich tüchtig betrank. In nicht geringe Verlegenheit geriet ich, als mir die Füße den Dienst versagten und etliche der Anwesenden, die mich nach Hause bringen wollten, nach meinem Namen und nach meiner Wohnung fragten. Ich bat, man sollte mich nur ruhig im Saale liegen lassen, schlief ein und wendete der Stadt Stettin am anderen Morgen schleunigst den Rücken. Da ich kein Geld mehr besaß, war ich genötigt, mich von neuem aufs Stehlen zu legen. Ich baute mir in der Nähe von Kolbatz im Walde eine Laubhütte und unternahm von da aus Raubzüge in die nächsten Dörfer. Freilich sagte ich mir, daß ich hier nicht lange unentdeckt hausen würde, indes konnte sich kein Mensch nähern, ohne daß ich ihn sah, auf jeden Fall war also meine Flucht gesichert.
Wirklich wurde ich bald von einem Manne, der Gras in der Heide schnitt, vertrieben und gelangte spät abends am 22. Juli nach Neuendorf. In einem Zimmer des Gutsgebäudes war Licht, am Tische saß ein schlafendes Mädchen, das mir die Wirtschafterin zu sein schien. Rasch entschlossen zu Mord und Raub, trat ich durch die offenen Türen in den Hausflur und in das Zimmer, schlug die Frauensperson mit einem Hammer auf den Kopf und schnürte ihr den Hals zu. Sie leistete jedoch heftigen Widerstand und erhob ein durchdringendes Geschrei, ich erschrak und zog unverrichteter Sache ab.
Nun wanderte ich über Neustadt-Eberswalde in die Lauenburger Waldung. Ich nahm mir vor, den von Berlin heimkehrenden Fuhrleuten aufzulauern, wie ich es schon in früheren Jahren getan hatte. In der Nacht vom 21. zum 22. August lag ich mit geladenem Gewehr an der Chaussee zwischen Tiefensee und Heckelberg, als ein Planwagen, nur mit einem Pferde bespannt, dahergerollt kam. Ich ließ ihn vorüber, schlich dann leise nach, hob vorsichtig von hinten die Plane auf und sah, daß der Fuhrmann allein darin saß. Ich legte meinen Stutzen auf den Wagenkorb auf, zielte nach dem Kopfe und drückte ab. Die Kugel war tödlich; schleunigst fiel ich dem Pferde in die Zügel und lenkte den Wagen seitwärts in den Wald. Der Fuhrmann regte sich nicht mehr, ich schnallte ihm die Geldkatze ab, in der ich zweiundvierzig Taler fand, nahm die silberne Taschenuhr mit, vergrub die leere Geldkatze und entfernte mich.
Ich wollte nun nach Frankfurt an der Oder und von dort mit der Eisenbahn weiter reisen. Wohin, hatte ich mir noch nicht überlegt, das sollte von den Umstanden abhängen. In Müncheberg traf ich lustige Gesellschaft; ich gesellte mich dazu und verlebte den ganzen Tag vor meiner Verhaftung in Herrlichkeit und Freuden, Ich war schon oft daran gewesen, meine Freiheit einzubüßen, und doch immer glücklich davongekommen. Mehreremal waren Leute an meinem Lager im Walde vorübergegangen, ohne es zu entdecken; wenn die Polizei und die aufgebotenen Gemeinden Jagd auf mich machten, lag ich bisweilen unter Strauchwerk versteckt und sah meine Verfolger an mir vorüberziehen, ja, einmal war ich im Hause eines befreundeten Tagelöhners sogar erkannt worden und wurde doch nicht ergriffen. In dem Hausflur stand eine Tonne von ziemlicher Größe, in der eine Henne brütete. Da man das Haus umstellt hatte, stieg ich in die Tonne, ließ Stroh über mich decken und die Henne mit ihren Eiern in ihrem alten Neste daraufsetzen.