Colours of Life 2
Rosengrau
Anna Lane
Inhaltsverzeichnis
Zitate am Anfang der Kapitel,
wenn nicht anders angegeben, von Rudyard Kipling
© 2020 Calad
Ein Imprint des Amrûn Verlag Traunstein
Covergestaltung: Christian Günther | Atelier tag-eins
Lektorat: Nadine Stritzke, Anna Lane
Endlektorat/Korrektorat: Tatjana Weichel | Wortfinesse
ISBN TB 9783958693722
Alle Rechte vorbehalten
Besuchen Sie unsere Webseite:
amrun-verlag.de
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.
1/20
Prolog
Home I came at wintertide,
But my silly love had died
Seeking with her latest breath
Roses from the arms of Death
Blue Roses
So sieht die Nacht also aus.
Wie all die schönen Dinge, die man liebt, obwohl sie Finsternis und Verderben bringen. Das grelle Licht der Freiheit wirkt so einladend, und doch gehen wir mit dem mysteriösen Fremden, ohne zu wissen, wohin er uns bringt und ob wir je wieder zu unserem wahren Selbst zurückkehren können.
Denn niemand kann die Nacht kontrollieren. Die Nacht hat sich schon längst deiner bemächtigt. Und sie wird so lange an den losen Fäden deines Verstandes ziehen, bis du dich losreißen kannst und das letzte deiner Rosenblätter verlierst, in einem finalen Versuch, nicht ganz der Dunkelheit zu verfallen.
Es ist schwer, sich nicht in den Irrgärten tief in unserer Seele zu verlaufen. Denn sie sind verworren, auf eine unvorstellbare Art. Wir stechen uns an jedem Dorn, aber wir bluten nicht. Gleich jeder Rose, die in den eigenen Erinnerungen wie Unkraut wächst, verdorrt das Gute in uns. Bis unsere Wurzeln vertrocknet sind. Unser Rückgrat brüchig. Und unsere Blüten tot. Grau wie Asche. Als wären wir nichts, als würden wir niemals etwas sein.
1
For things we never mention,
For Art misunderstood --
For excellent intention
That did not turn to good;
From ancient tales‘ renewing,
From clouds we would not clear --
Beyond the Law‘s pursuing
We fled, and settled here.
The Broken Men
Crys
Unter Wasser ist es friedlich. Hier scheint jede Bewegung meines rastlosen Geistes zur Ruhe zu finden. Hier gibt es keine Welt da draußen, nur die Gewissheit, dass mir die Luft ausgehen wird, dass ich auftauchen muss. Aber das Problem ist: Ich will nicht.
Ich möchte mich vor der Realität drücken und ihr entkommen, so lange es geht. Um nicht nachdenken zu müssen. Um alles vergessen zu können.
Doch ich kann nicht vergessen.
Ich sehe hoch, das Wasser macht meine Augen trüb. Da oben ist die Helligkeit gefangen in ihrem strahlenden Kreischen, doch hier unten … hier unten herrscht Stille. Luftblasen entwischen meinen Lippen, und der Druck auf meinen Lungen wird größer und größer. Wie lange sitze ich schon am Boden des Schwimmbades? Ich weiß es nicht. Es könnte eine Minute sein oder sogar schon mein ganzes Leben.
Der Rest des kostbaren Sauerstoffs dringt durch meinen Mund und ich steige mit den runden Bläschen auf, bis mein Kopf die Wasseroberfläche durchstößt.
»Ich hatte schon Angst, dass du ertrunken bist. Ernsthaft, ich habe eben überlegt, ob ich dir nachtauchen soll.« Neptune sitzt auf der Liege neben den vielen Grünpflanzen und schüttelt den Kopf.
Ich streiche mir die nassen Haare aus dem Gesicht und schwimme zum Rand des Beckens. »Du kannst nicht schwimmen.«
»Kann ich nicht. Und trotzdem wäre ich dir nachgesprungen. Bin ich nicht herzzerreißend selbstlos?«
Ich verziehe das Gesicht, zwinge ein Lächeln auf meine Lippen