Lisette riß sich los, stöhnte leise auf, weil Louise ihre Haare gar zu fest gehalten hatte. Sie erhob sich, setzte sich auf den Rand des Strohbettes, tastete sich zu Louise zurück, und ehe die noch begriffen hatte, was Lisette plante, lag die auch schon verkehrt herum über ihr.
„Mich auch . . .“, hauchte Lisette und bot Louise die eigene Muschel zum Kusse. Louise streckte die Zunge vor, soweit es ging, stieß durch die Flaumhaare, die wolliger waren als die ihren und tastete mit der Spitze die gleichfalls feuchten, ach was, triefnassen Lippen ab. Ein seltsamer Geschmack . . . für einen Augenblick hielt sie an. Das war doch nicht von einem Mann! Aber es schmeckte salzig, herb . . . war also doch von einem Mann! Ach so ja . . . Graf Adolphe . . .
Aber zu weiterem Nachdenken kam sie nicht. Schon fühlte sie das Lecken der Lisette dicht an ihrem kleinen Ding am oberen Muschelrand. (Daß es die Klitoris war, wußte sie nicht, auch nicht, welchen Zweck diese verfolgen sollte). Sie fühlte nur . . . haaa, das tat gut, war angenehm, war . . . aaaahhhh . . . sie vermochte keinen Wohllaut auszustoßen, ihre Zunge, ihr ganzer Mund lag nun zwischen den geöffneten Schamlippen, die krausen Härchen kitzelten angenehm, beruhigend und aufreizend zugleich und . . . und . . . nein, das war unmöglich!
Doch sie hatte sich nicht getäuscht. Sie hatte einen zwar nur winzig kleinen, doch richtigen Schwanz, wie bei den Männern, gefunden. Ihre Lippen krochen so weit wie möglich vor, erreichten jenes unbekannte Ding und saugten sich daran fest. Drunten zwischen ihren Schenkeln schlürfte Lisette in seliger Beglücktheit den warmen Schleim, ließ ihn aus ihrem Munde hervorquellen und achtete nicht darauf, daß ihre Backen, ihr Hals, ihre Finger damit beschmiert wurden.
Louise vergaß wieder alles, sie hielt das kleine Ding mit ihren Lippen fest, was ihr jedoch nicht immer gelang. Durch die Zuckungen der Lisette entglitt es stets von neuem. Ihre Hände packten die schweren Schenkel, die rechts und links von ihrem Gesicht zu den aufgestützten Knien reichten. Wenn sie sich nicht ganz täuschte, dann krabbelten die Warzen der großen Brüste auf ihrem Bauch herum. Sie tastete sich hin, es war so. Seltsam, wie man in der stockfinsteren Kammer und zudem in der winterlichen Kälte nackt und ohne Decken so lebhaft und so treffsicher war!
Louise empfand unbewußt das, was die Dichter die,heiße‘ Liebe nennen. Wohl hatte sie das Wort kaum einmal gehört, sie war auch jetzt nicht in der Lage, sich darauf zu besinnen, wann und wo und wie, nur schoß ihr mitten in dieser Glücksstunde dieser Begriff durch den Sinn.
Glühendheiße Liehe . . . die fragt nicht nach Ort und Stunde . . . die überfällt den Menschen wie ein Bussard, wie ein Falke die kleineren Tiere, überfällt ihn am helllichten Tag und reißt ihn aus seiner Ruhe, verwirrt sein Denken und treibt ihn über die Grenzen jeglicher Moral. Da helfen keine frommen Gebete, keine ach so (schein-) heiligen Ermahnungen, keine . . . nichts, nichts, da wächst der Glücksbringer und macht sich in der unaufhaltsamen Erhebung des Hosenlatzes verdächtig, da steigen die Brustwarzen, heben sich die Brüste, geistert es in der Vulva, brennt es irgendwo im Rücken, gärt es im Hirn . . .
Die Augen werden hell, suchen, blicken zu Körperstellen, wohin zu schauen für gewöhnlich verboten ist, die Hände werden unruhig, müssen an sich halten, und wenn es nur die unter den verschränkten Armen verborgenen eigenen Brüste sind, wenn es mit der Hand im Hosensack der eigene Schwanz ist . . .
Das alles schafft die Liebe, ungewollt und unerwartet . . . Urplötzlich!
Und wenn sie vollends gesiegt hat, dann . . . dann schmatzt man und leckt, dann stößt man und küßt, dann . . . verliert man sich ganz und verbrennt in solcher Glut. Nicht anders jene zwei Frauen, die von keinem Grafen neben sich, von keiner Decke über sich, von keiner Kälte um sich, von keiner Dunkelheit der Nacht, von allem nichts mehr wissen, die lecken und lutschen, verhalten stöhnen und ächzen, die ihre Gesichter tief in die Fotze der anderen vergraben haben, die sich in widernatürlicher Weise gefunden haben.
Wirklich widernatürlich? Frau zu Frau?
Hatten sie je den Wunsch nach der anderen gehabt? Doch wirklich nicht! Und trotzdem beglückten sie sich gegenseitig. Sind das Lesbierinnen? Wer will das behaupten? Überhaupt, warum derlei Fragen, wo sie doch miteinander derselben Erfüllung entgegenstreben?
Richtig, plötzlich fühlt Lisette, wie die Vulva der Louise sich zusammenzieht, wie der kleine Bauch sich hebt und senkt und wie ihr mit einem Male ein Schwall heißen Schleims entgegenwirbelt.
Nun erlebt auch beinahe zur gleichen Zeit Louise dasselbe. Der breite Bauch wird unruhig, der zierliche Kerl zittert und schon schmeckt sie eine Feuchtigkeit. Ihre Kraft läßt nach. Auch Lisette muß sich aufstützen, ihr Bauch entfernt sich von Louises Gesicht; deren Zunge verlangt vergeblich danach, zwischen ihren Beinen wird es kühl, weil Lisette den Kopf abgewendet hat. Ehe sie sich’s versieht, hat Lisette sich erhoben und liegt nun Kopf an Kopf neben ihr. Sie spürt deren Brüste nahe den ihren, fühlt die zwar rauhen, aber liebevollen Hände in ihrem Gesicht und hört eine Stimme wie die der Mutter: „Louise . . .“
Mehr nicht.
Sie kehrt sich zu ihr hin und küßt sie auf die Nase, weil sie in der Dunkelheit den Mund nicht finden kann. Beide lachen darüber und umschlingen sich fest.
„Männer fehlen uns!“ meint nach kurzer Pause die Lisette und rückt sich zu einer angenehmeren Lage zurecht. Sie zieht dem noch schlafenden Grafen eine Decke achtsam fort und breitet sie über ihre beiden Körper.
„Ob das richtig war?“ fragt flüsternd nunmehr etwas betreten Louise.
„Weiß ich nicht!“ lächelt Lisette und streicht ihr über das Haar. „Das ist auch nicht so wichtig . . . die Hauptsache, wir . . .“, sie findet nicht die passenden Worte.
Sie ist ja selbst derartige Liebesbezeugungen nicht gewohnt, ist darin unerfahren und hat nur dem augenblicklichen Drang Folge geleistet.
Und Louise ist dankbar. Sie kuschelt sich ganz in die größere Lisette hinein und hält mit zärtlichen Händen deren Brüste.
Bald darauf schlafen beide ein.
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