Sono tematiche qui richiamate per sommi capi e trattate con ampiezza in altri contesti, ai quali rimando.31 Qui basti ricordare che la scuola alpina, paradossalmente proprio grazie alla precarietà della sua didattica, è in grado di adattarsi alle esigenze di ogni membro della comunità: dall’agricoltore all’artigiano, da chi avrà incarichi nella comunità a chi dovrà emigrare. Artigianato, compenetrazione tra doveri familiari e doveri comunitari, emigrazione sono fattori che stimolano e definiscono l’alfabetismo valdostano e alpino. Non è un caso che dove essi sono più forti, nelle medie e nelle alte valli, scolarizzazione e alfabetismo conoscano delle impennate. Dove tali attività si organizzano entro forme di specializzazione professionale, come nel caso dei walser, l’analfabetismo è pressoché assente.
Sull’alfabetismo dei walser bisogna, infine, chiedersi se non entrino in gioco dinamiche assimilabili a quelle definite da Glauco Sanga32 riguardo ai gruppi marginali. Per tali bisogna intendere non solo i soggetti, come mendicanti, vagabondi, fieranti, che vivono ai margini della società, ma anche le piccole comunità che per attività economica, lingua e cultura si contraddistinguono – e vogliono deliberatamente distinguersi – dal gruppo linguistico e culturale prevalente. In questa sede non è possibile dare una risposta, ma è significativo che una piccola comunità “marginale” collocata nel centro della Pianura Padana, Castelponzone, offra, al pari dei walser, oltre ad una vocazione per il commercio e per l’artigianato, un alfabetismo universale negli stessi anni oggetto di questo studio.33
Maurizio Piseri, Schule und Alphabetisierung im unteren Aostatal im 18. und 19. Jahrhundert
Im 18. Jahrhundert bestand im Aostatal ein dichtes Netz von Schulen, in denen grundlegende Bildung vermittelt wurde, meist kleine Dorfschulen, die sich durch bescheidene testamentarische Hinterlassenschaften von Privaten – Laien wie Geistlichen – finanzierten. Die weite Verbreitung dieser Schulen kann als Grund dafür ausgemacht werden, dass das Aostatal in den ersten italienischen Volkszählungen als eine der am stärksten alphabetisierten Regionen aufschien. Dennoch wurde im 19. Jahrhundert an diesen Schulen scharfe Kritik geübt, vor allem von liberaler Seite, die diesen Dorfschulen einen konkreten Einfluss auf die Alphabetisierung absprach und sie vielmehr der Verbreitung von Bigotterie und Aberglaube bezichtigte. Auf der Gegenseite bemühte sich die Kirche des Aostatals um den Erhalt dieser Schulen, sah sie in ihnen doch ein Instrument, Tradition und lokale Identität zu bewahren.
Die Quellen aus napoleonischer Zeit verweisen auf die Schwierigkeiten und Grenzen der Schulen im Aostatal. Zweifelsohne waren diese weit verbreitet und so war zahlenmäßig ein Verhältnis zwischen Lehrperson und Bewohner*innen garantiert, das zumindest das Potential hatte, eine deutliche Reduzierung der Analphabetenrate zu gewährleisten. Doch zeigten die in napoleonischer Zeit durchgeführten schulischen Erhebungen die Probleme der Dorfschulen auf: Ihre wirtschaftlichen Ressourcen waren gering, was sich auf das Gehalt der Lehrpersonen auswirkte, das so niedrig ausfiel, dass den Lehrpersonen nur für wenige Monate im Jahr eine bescheidene Existenzgrundlage gesichert war. Möglich war die kapillare Verbreitung der Schulen im Aostatal also nur aufgrund der Sparsamkeit bei den Gehältern. Diese Bedingungen erschwerten die Suche nach kompetentem Lehrpersonal. Wir können davon ausgehen, dass viele dieser Dorfschulen aufgrund der schlechten Bezahlung und der geringen didaktischen Kompetenzen der Lehrpersonen nur knapp die Bestimmungen der französischen Schulordnungen erfüllten.
Dieser Beitrag versucht, Einblicke in die Effizienz der Dorfschulen im Aostatal zu eröffnen, indem er die Schreib- und Lesekompetenzen in zwei Gebieten genauer unter die Lupe nimmt: in der Unitè des Communes valdôtaines Évançon und im Gressoneytal. In beiden Gebieten ist der Prozentsatz der Bräutigame, welche die eigene Eheurkunde unterschreiben konnten, hoch. Die in den Quellen ausgewertete geographische Verbreitung korreliert mit dem für den Alpenraum typischen Modell einer solideren Alphabetisierung in höher gelegenen Berggebieten und einer allmählich sinkenden Alphabetisierungsrate, je weiter man ins Tal herabstieg – wo allerdings noch immer etwa die Hälfte der männlichen Ehepartner die Eheurkunde selbst unterschreiben konnte. Diese Höhen-Unterschiede sind in Zusammenhang zu bringen mit sozioökonomischen Faktoren, die über die Berufe der Bräutigame erschlossen werden können. In den mittleren und insbesondere in den höheren Tallagen kam dem Handwerk eine große Bedeutung zu: Vom lokalen Bedarf losgelöst, richtete sich sein Augenmerk vor allem auf die außerhalb des Aostatals gelegenen Märkte. Durch saisonale Migration boten sich so Gelegenheiten für den Absatz lokaler Handwerksprodukte.
Die Verhältnisse im Gressoneytal entsprachen ebenso diesem Modell, doch zeigt sich hier eine weitere Besonderheit, die mit der dortigen sprachlichen Minderheit der Walser zusammenhängt: Nicht nur für die männlichen Walser lässt sich seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine fast vollständige Alphabetisierung nachweisen, sondern mit 60 bis 70 Prozent konnten auch vergleichsweise viele Frauen lesen und schreiben (in den anderen Gebieten lag die Alphabetisierungsrate von Frauen zwischen 10 und 30 Prozent). Die Gründe für die umfassende Alphabetisierung liegen ohne Zweifel in der stärkeren Spezialisierung der Walser vor allem als saisonal migrierende Zimmerer und Maurer oder als Handwerker und Händler. Ebenso dürfte auch der Faktor der sprachlichen Minderheit dazu beigetragen haben: Über eine stärkere Alphabetiserung sollte die eigene sprachliche Identität bewahrt werden.
Trotz der in den Bergen weit verbreiteten Fähigkeit zu unterschreiben, zeichnete die städtische Bevölkerung beziehungsweise jene, die sich der städtischen Kultur verbunden fühlten, ein Bild von den Bergen als einen Raum, in dem Aberglaube und Unwissenheit vorherrschten. Hinsichtlich des hohen Alphabetisierungsgrades in dieser Region, der auch in den Statistiken des Regno d’Italia hervortritt, wird betont, die Fähigkeit zur Unterschrift sei eine rein mechanische Praxis, die keine Rückschlüsse auf eine tatsächliche Alphabetisierung zulasse. Diese Ansicht muss aber korrigiert werden: Die Lese- und Schreibkompetenzen, die in den Dorfschulen erworben wurden, mögen auch noch so basal gewesen sein, sie waren aber konkret. Ein Unterschied lässt sich aber hinsichtlich des kulturellen Bezugsrahmens ausmachen: Die Bergschulen folgten bestimmten eigenen Kodes und Zielen, die in den kulturellen Kontext der Berggemeinschaft passten, aber nicht jenen der auf Vereinheitlichung setzenden Schulpolitik der kulturellen Elite entsprachen.
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1 Raul MERZARIO, Il capitalismo in montagna. Strategie famigliari nella prima fase d’industrializzazione nel comasco, Bologna 1989.