Wyatts Vorsatz. Kayla Gabriel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kayla Gabriel
Издательство: Bookwire
Серия: Red Lodge Bären
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783969877548
Скачать книгу
Wangen umrahmten. Das Detail ließ Wyatt sich fragen, ob es Sommer war, ob die gute Ärztin vielleicht in der Sonne gewesen war, wo diese Sommersprossen deutlicher wurden.

      Er schob den Gedanken für später beiseite, wissend, dass er zahlreiche Stunden hatte, seine neueste Vision auseinanderzunehmen.

      Lucy lief an den Autos vorbei und ohne dabei ihre Umgebung wahrzunehmen, fummelte sie in ihrem Mantel nach ihrem Schlüssel. Sie fuhr einen alten blauen Volvo. Da war Wyatt sich sicher. Zumindest war es das Auto, an dass sie sich in ein paar Sekunden lehnen würde, Wyatt drehte sich um und schaute nach dem nächsten Teilnehmer dieser kleinen Szene.

      Und dann trat der Mann in Erscheinung, er tauchte wie aus dem Nichts auf. Wyatt beobachtete den Mann aufmerksam, obwohl die mysteriöse Figur nicht anders als sonst war, nicht klarer. Dunkle Hose, dunkle Jacke, eine Windjacke vielleicht. Die Figur war total verschwommen, egal wie nahe Wyatt ihr kam. Er huschte lautlos heran und packte Lucy von hinten. Lucys Mund öffnete sich und ein erstickter Schrei erklang in der Luft, wie in einem Film der nicht synchron war. Der Mann drückte sie gegen den blauen Volvo; Metall glitzerte in seiner erhobenen Hand.

      Obwohl er es besser wusste, konnte Wyatt sich nicht davon abhalten, sich zu bewegen, er fühlte sich unweigerlich zu Lucy hingezogen, wie ein Magnet zu einer Stahlklinge …

      Und Wyatt ging direkt durch sie hindurch, sank tief, bis er das Glasfenster des Volvos traf.

      Frust baute sich in ihm auf, und er presste seinen Kiefer zusammen, während er sah, wie die Hand des Mannes sich hob und ein Messer aufblitzte, obwohl es gar kein Licht gab. Lucy machte ein weiteres Geräusch, ein erschreckendes Wimmern, das aufhörte, als die Klinge sich an ihren Hals presste. Wyatt konnte die Finger des Mannes nicht sehen, aber das Messer wurde mit lebhaften Bewegungen geführt.

      Wyatts Herz pochte in seiner Brust, Adrenalin schoss in seine Venen, als er eine schwache Spur von Rot aus der blassen, zarten Haut von Lucys Kehle treten sah. Ihr Angreifer hielt sie von hinten fest und zog an dem Rand ihres Shirts, um es hochzuziehen. In Wyatt stieg die Galle hoch, als der Mann ihren Spitzen BH kaputt riss und ihre Brüste freilegte, er griff so fest zu, dass ihre Haut um ihren dunkelrosa Nippel rot wurde.

      Wyatt konnte Lucys atemloses Keuchen nicht über seinem hören. Er zog seine Faust zurück und rammte sie gegen das Auto, fest genug, um es zu zerbeulen, obwohl er das natürlich nicht tun konnte, genauso wenig, wie er diesen Angriff aufhalten konnte. Er konnte sich auf den Kopf stellen, aber er konnte Lucy nicht anfassen. Er konnte die Minutenanzeiger an seiner Rolex sehen, aber nicht die Kleidung, die der Angreifer trug. Er konnte hören, wie Lucy um Gnade bettelte, er konnte sehen, dass es eine Antwort gab, aber er konnte die Antwort des Mannes nicht hören.

      Wyatt drehte sich um und konnte nicht länger zuschauen. Er wusste, was jetzt passierte. Der Mann schaffte es, Lucys dunkle Jeans zu öffnen, und schob sie zusammen mit ihren Hosen herunter. Er bewegte das Messer zu ihrem Nacken und hielt sie damit an Ort und Stelle, während er sie vergewaltigte, in ihr Ohr flüsterte, sie erniedrigte und ihr Angst machte. Wyatt hatte das immer und immer wieder gesehen und konnte nicht eingreifen.

      Er schaute auf seine Uhr und legte den genauen Moment fest, in dem sein anderes ich an der Szene ankam. Der echte Wyatt schaute sich selbst zu, wie er von dem Rand des Parkplatzes angerannt kam, er trug das rote, karierte Hemd das Wyatt of trug und ein mörderischer Ausdruck lag in seinen Zügen. Bei dem Tempo in dem sich sein anderes ich bewegte, war er nichts weiter als ein großer, dunkelhaariger Blitz, verschwommen, aber dennoch beachtlich auf eine Art wie Traum-Wyatt es nicht war. Es verwirrte seine Gedanken ein wenig, während er versuchte zwischen sich und sich selbst zu unterscheiden.

      „Blöder Idiot”, murmelte Traum-Wyatt zu sich selbst. „Mach weiter und du siehst, was passiert.”

      Das war der schlimmste Teil seines Traums, seiner Vision wie auch immer. Der Kopf des Angreifers verschwamm, als er sich umdrehte und Wyatt wie einen Racheengel angelaufen kommen sah. Das Messer blitzte wieder auf; Lucys Schreien wurde lauter und der echte Wyatt schrie; und dann war alles still, so wie wenn einem im Flugzeug die Ohren zugehen. Nur ein leises Summen, als Lucy zusammenbrach, und aus ihrer Kehle, ihrem Hals, dem Nacken und ihrer Schulter rote Spritzer, die dem Weg des Messers folgten, während er es durch ihr Fleisch zog.

      Der echte Wyatt erreichte Lucy nicht rechtzeitig, er stolperte, als der Möchtegern-Schurke fliehen wollte.

      Traum-Wyatt sah sich selbst dabei zu, wie er hin- und hergerissen war, zwischen dem Wunsch, den Angreifer zu jagen und seine keuchende Partnerin zu trösten. Dann sank der echte Wyatt schließlich auf seine Knie, zog Lucy auf seinen Schoß und schrie nach Hilfe. Er presste seine Hände über ihre Wunde, ihr Blut tränkte seine Hände und sein Shirt. Traum Wyatt sah alles, jedes Detail. Wie ihr Blut in sprudelnden Stößen herauskam, zuerst stark und dann langsamer, immer langsamer, während sie davonglitt.

      Obwohl er noch gar keine Chance gehabt hatte, obwohl Lucy noch nicht seine Partnerin war und obwohl noch nichts davon passiert war, drehte Wyatt sich um und würgte, unfähig ihr Ableben zu verkraften. Sein Körper übernahm die Führung, sein Herz wurde zu Stein und seine Haut prickelnd und kalt.

      2

      „LUCY!”, brüllte Wyatt mit heiserer Stimme. Er setzte sich in seinem Bett auf, steif wie ein Brett und die Laken klebten an seiner feuchten Haut. Er sog tief Luft ein und versuchte seine zitternden Glieder zu kontrollieren, während er die Fingerspitzen in die Matratze krallte. Sein Puls pochte gefährlich. Er war nur Sekunden davon entfernt, sich zu verwandeln, sein Bär erhob sich mit dem Bedürfnis zu kämpfen und zu beschützen, was seins war.

      Hier in der dunklen Kühle seines Hotelzimmers gab es niemanden, mit dem Wyatt kämpfen musste. Obwohl jedes Härchen auf seinem Körper aufgestellt war, seine Zähne gebleckt, sein Geist wild vor Wut und Verzweiflung, gab es niemanden, der antwortete. Er war so heiß wie Feuer, kühl wie Eis und stark wie jeder Berserker … aber nichts davon bedeutete etwas.

      Wyatt sank zurück, seine Gedanken kreisten, ohne irgendwo anzukommen. Die reine Hilflosigkeit, die er spürte, ließ die Tränen in seine Augen schießen, während er versuchte sich von dem Rausch zu beruhigen, welche die Visionen immer brachten.

      Sobald er wieder genug Luft bekam, griff Wyatt hinüber und machte die Nachttischlampe an. Er nahm ein dickes in Leder gebundenes Tagebuch und einen Stift vom Tisch, öffnete eine neue Seite und schrieb säuberlich das Datum in die erste Zeile. Er arbeitete mehrere minutenlang, füllte drei Seiten mit jedem Detail aus, an das er sich erinnern konnte und versuchte herauszufinden, was neu war.

      Das Gebäude, das weiße Gebäude im Hintergrund. Das war neu, dachte er. Es sah ein wenig aus, wie das Krankenhaus aus, in dem Lucy arbeitete. Er wusste das, weil er sie praktisch jede Stunde verfolgte, die er wach war, nur um dann in sein Hotelzimmer in der Innenstadt von Seattle zurückzukehren, wo er fast vor Erschöpfung zusammenbrach. Es war kein toller Plan, nicht einmal ein guter, aber es war alles, was er im Moment hatte.

      Seit einem Monat beschattete er diese Frau, die ihn niemals kennen oder seine Partnerin werden würde. Wyatt wusste, dass er instabil war. Körperlich, emotional und wer weiß was noch. Morgen würde er um Verstärkung bitten müssen. Sein älterer Bruder Luke war der Einzige, der von Wyatts Visionen wusste, also war er die einzige Wahl.

      „Verdammter Scheiß ”, murmelte Wyatt.

      Er hatte wirklich und ehrlich gehofft, dass die heutige Nacht traumlos bleiben würde. Oder er besser einen dieser verschwommen, lusterfüllten Träume von Wyatt und Lucy zusammen im Bett hatte, wo sie Dinge taten, die sich besser anfühlten, als Wyatt es sich je hatte vorstellen können. Lucy konnte ihn in der Menge nicht mal erkennen, aber sie hatten schon hundertmal, tausendmal, auf jede einzelne Weise gefickt, die Wyatt kannte. Wenn er eine Pause von den nächtlichen Schrecken hatte und die Chance bekam, die Partnerin, die er nie anfassen oder schmecken würde, zu erleben, dann stellte er sicher, dass er alles mitnahm, was ging. Er speicherte jeden Moment in seiner Erinnerung ab, wissend, dass er nie ein weiteres Bild dieser Art sehen würde …

      Er erbleichte bei seinen eigenen Gedanken. Wyatt warf das Buch und den Stift zurück