Ich ließ Christian los und lief unruhig im Innenhof auf und ab. Viel Platz dafür hatte ich nicht. Das Küchenpersonal verbrachte hier meist ihre Pausen und nutzte die Fläche, um die leeren Gemüsekisten zu lagern. Dementsprechend vollgestellt sah es hier aus.
»Ich habe ein Problem und brauche ganz dringend deinen Rat.«
»Klingt spannend. Schieß los.« Wir setzten uns an einen kleinen Klapptisch, der lieblos in der Ecke stand und schon Moos angesetzt hatte. Die Gartenstühle waren in einem ähnlich vernachlässigten Zustand. Obwohl sie häufig im Gebrauch waren, nach den überquellenden Aschenbechern zu urteilen, schien sich niemand die Mühe zu machen, sie sauber zu halten.
»Na schön. Du kennst ja meine Einstellung zum Thema Sex am Arbeitsplatz.« Ich fuhr mir angespannt mit den Fingern über die Lippen. Ich dachte an den Kuss mit Marlon, seine Berührungen. Ich schüttelte den Gedanken ab. »Jetzt kommt das Aber.«
»Gott sei Dank«, entfuhr es Christian mit einer unüberhörbaren Erleichterung in der Stimme. Als hätte er befürchtet, sich einem moralisch anständigen Gespräch widmen zu müssen.
»Ich bin gerade so chronisch untervögelt, dass ich kaum die Beine zusammenhalten kann. Und ausgerechnet jetzt will ich Sex mit einem Arbeitskollegen haben. Genau genommen ...«, begann ich. Christian starrte mich mit freudiger Erwartung an. »Eigentlich sind es sogar zwei. Und ich habe auch schon von beiden einen Vorgeschmack erhalten. Jetzt hänge ich fest. Ich will sie beide. Scheiße.« Jetzt war es raus. Christian grinste bis über beide Ohren und klatschte wie ein kleines Mädchen aufgeregt in die Hände.
»Oh, ist das spannend. Nun, so ganz spontan, ohne zu wissen, um wen es sich handelt. Oh Gott, ist es Marlon? Ja, es ist Marlon, geiler Arsch. Egal. Ich würde sagen, scheiß auf deine Prinzipien. Es ist doch nur Sex.« Ich starrte ihn vorwurfsvoll an.
»Hallo? Du sitzt hier mit Fräulein Unromantisch. Ich bin mir der Vorzüge von einfach nur Sex durchaus bewusst. Ich lebe nach dem Motto einfach nur Sex. Klar? Nur nicht am Arbeitsplatz. Ich habe kein Interesse an Dramen.« Er strich sich nachdenklich übers Kinn.
»Wenn es nur Sex ist und jeder Beteiligte das weiß, sehe ich keine Gefahr, dass es sich zu einem solchen entwickelt.« Ich nickte. Es klang logisch. Er fragte, was nun mein wirkliches Problem wäre.
»Nun, wenn ich lediglich ein Bedürfnis befriedigen wollen würde, sollte ich mich schon entscheiden können, mit wem, oder nicht?« Er dachte nach.
»Also, wenn es danach geht, solltest du denjenigen wählen, der dich mehr anmacht. Sag schon, wer sind die beiden?«
»Marlon und Hendrik.« Er schwieg.
»Hm. Schwere Wahl, die könnten kaum unterschiedlicher sein. Wie küssen sie?« Ich berichtete ausführlich von den beiden Erlebnissen und merkte, wie ich schon wieder auf Hochtouren lief.
»Was spricht dagegen, sie beide zu ficken? Du scheinst mir nicht der Typ zu sein, der fein säuberlich der Reihe nach geht.« Ich schaute ihn an und dachte nach. Ich nickte.
»Danke, Christian.« Ich stand auf und ging zielstrebig ins Restaurant.
»Aber doch nicht sofort«, rief er mir hinterher. Ich war regelrecht ferngesteuert und hielt nach ihnen Ausschau. Tausend Gedanken durchströmten mich. Christian hatte recht. Es ging nur ums Ficken. Nicht mehr, aber vor allem auch nicht weniger. Warum sollte ich mich also diesmal so verrückt machen und mich von einem Mann, oder in diesem Falle von zweien, aus dem Konzept bringen lassen? Arbeitskollegen hin oder her. Dann will ich sie halt beide. Ich will Sex, ich brauche Sex und offensichtlich ist mir momentan einer nicht genug. Ich begehre zwei Männer zur selben Zeit. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Und ich will sie beide.
***
Hendrik war nirgends zu entdecken. Ich marschierte strammen Schrittes über den Hof Richtung Büro und sah, wie Marlon gerade darin verschwand. Ohne weiter darüber nachzudenken, folgte ich ihm. Ich schloss hinter mir die Tür und drehte den Schlüssel um. Ohne etwas zu sagen, trat ich auf ihn zu und küsste ihn.
»Was soll das denn jetzt werden?«, fragte er und schaute mich skeptisch an. Marlon lehnte sich an die Kante seines Schreibtischs und verschränkte die Arme. Wirklich viel hatte Marlon nicht in seinem Büro stehen. Ein Regal mit Akten, eine Stehlampe und eine verkümmerte Topfpflanze, die noch von seiner Vorgängerin war. Zu meiner Verwunderung lebte sie immer noch. Wobei man eher vegetieren sagen müsste. Das Einzige, was einem wirklich ins Auge sprang, war der grüne Schreibtisch. Ich kenne niemanden, der sich ein grünes Möbelstück aufstellen würde, geschweige denn, ob es überhaupt noch weitere grüne Möbelstücke auf der Welt gab. Ich fand, es sah einfach falsch aus. Aber in diesem Moment hätte er auch orange-pink-gepunktet sein können. Mir war alles egal. Ich wollte nur Marlon. Auf mir, in mir und das sofort.
»Wonach sieht es denn aus?«, sagte ich und küsste ihn noch mal. Er erwiderte meinen Kuss zwar, drückte mich aber erneut von sich weg.
»Alex, du hast mir gerade erst unmissverständlich klargemacht, dass unser Job Vorrang hat. Abgesehen davon hast du sicher zu tun.« Hatte ich sicher. Eigentlich müsste ich jetzt mit Collin das Kuchenbüfett aufbauen. Aber daran verschwendete ich jetzt keine weiteren Gedanken.
Ich zog meine Schürze langsam aus und presste ihn gegen die Schreibtischkante. Unbeirrt knöpfte ich meine Bluse auf und sagte mit ruhiger Stimme: »Scheiß auf die Regeln und fick mich.« Ich küsste ihn erneut, langsam, behutsam. Er stellte keine Fragen mehr. Marlon legte seine Arme vorsichtig um meinen Oberkörper und strich mir zärtlich über den Rücken. Jede seiner Berührungen durchzog mich am ganzen Körper.
Ganz langsam öffnete ich sein Hemd. Einen Knopf nach dem andern. Mit den Fingerspitzen strich ich zärtlich über seine Brust. Seine Haut war unglaublich weich. So oft hatte ich es mir vorgestellt. So oft hatte ich davon fantasiert, ihm so nah zu kommen. Ich wollte jeden Zentimeter seines Körpers erforschen, jeden Millimeter berühren. Als auch der letzte Knopf kein Hindernis mehr war, wanderte ich mit meinen zittrigen Händen seine Brust hinauf, unter sein Hemd und ließ es von seinen Schultern gleiten. Ich hielt einen Augenblick inne. Spürte die Wärme seiner Haut an meinen Handflächen.
Dann schaute ich zu ihm auf. Seine Augen funkelten mich lüstern an. Ich grinste neckisch und fuhr mit meinem Zeigefinger seine Brust entlang. Erst über die eine, dann über die andere Seite, hinunter und über seinen Bauch. Kurz vor der Gürtelschnalle machte ich Halt. Sein Blick sagte Mach weiter, gib mir mehr. Ich schmunzelte und nahm meine Hand wieder weg. Er grinste, legte seine an meinen Rücken, presste mich an sich und küsste mich. Inniger, fordernder. Dann, ohne Vorwarnung, griff er mir unter den Hintern und hob mich hoch. Von zärtlich hin zu stürmisch und das binnen Sekunden. Das gefiel mir ungemein.
Er drehte sich zum Schreibtisch um und setzte mich darauf ab. Alles, was störte, schmiss er einfach hinunter. Das Telefon knallte zu Boden und irgendetwas zerbrach, aber das beachtete ich nicht weiter. Ich umschlang seine Hüften mit meinen Schenkeln und presste ihn fest an meinen Schritt. Ich spürte seine Erektion. Mein Atem wurde schneller, während er mir hektisch die Bluse auszog. Er küsste mich am Hals, am Dekolleté und fuhr langsam mit seiner Zunge an meinem Oberkörper hinunter. Mit einem Griff öffnete er meinen BH und legte meine Brüste frei. Während er mir mit einer Hand die Innenseite meines Oberschenkels hinaufstrich, liebkoste er meine Brustwarzen. Ich seufzte leicht auf, als sich seine Finger unter meinen Rock schoben. Dann küsste er mich wieder. Stürmisch, voller Begehren. Ich wanderte mit meinen Händen seine Brust