Die Ankündigung. Nancy Mehl. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Nancy Mehl
Издательство: Bookwire
Серия: Ein Kaely-Quinn-Krimi
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783775175098
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war’s aus mit geduldig.

      Jessica Oliphant packte ihre Sachen

      und gab sich die Kugel,

      um ein Ende zu machen.

      Sag Jessica, dass die Elefantenjagd bald beginnt.

      Warte nur ab!

      Solomon ließ den Plastikbeutel fallen, als würde er brennen. Er fluchte laut und sprang von seinem Stuhl auf. »Was für ein faules Spiel treiben Sie diesmal?«, schrie er Acosta an. »Glauben Sie im Ernst, Sie dürften jetzt mit Agent Quinn sprechen? Da haben Sie sich aber getäuscht. Raus hier! Sofort!«

      Der Reporter blieb sitzen, schlug aber nun einen deutlich gedämpften Ton an. »Bitte, Agent Slattery, glauben Sie mir: Dies ist kein Spiel. Ich … ich habe diesen Brief tatsächlich mit der Post bekommen. Eigentlich wollte ich ihn gleich meinem Chef zeigen. Aber dann habe ich es mir anders überlegt und ihn zuerst zu Ihnen gebracht. Auf der Rückseite ist eine Notiz vom Absender an mich.«

      Solomon schnaubte angewidert, drehte den Beutel um und las:

      Acosta,

      übergeben Sie dies persönlich Solomon Slattery vom FBI, wenn Sie je wieder etwas von mir hören wollen. Wenn Sie das nicht tun, verlieren Sie nicht nur Ihre eindrucksvolle Story, sondern auch noch Ihr Leben.

      Solomon drehte sich schier der Magen um. Würde ein Schleimer wie Jerry Acosta so weit gehen? Irgendwie konnte er sich das nicht vorstellen.

      »Ich bitte Sie nicht um ein Interview mit Agent Quinn«, fuhr Acosta fort. »Es ist nur … dies könnte echt sein. Bitte nehmen Sie es ernst.« Er griff nach seiner Aktenmappe. »Ich habe eine Kopie von dem Brief, und nun muss ich zu meinem Chef.« Er schluckte. »Ich … ich musste mich an die Spielregeln halten. Um Special Agent Quinns willen.«

      Nervös klopfte er mit den Fingern auf die Aktenmappe. »Tun Sie, was Sie für richtig halten, aber ich glaube wirklich, ihr Leben ist bedroht. Vielleicht steckt irgendein Verrückter dahinter, aber ich habe gar kein gutes Gefühl bei der Sache. Bitte tun Sie es nicht einfach so ab, nur weil Sie mich nicht ausstehen können.« Er hielt einen Augenblick inne. »Sie werden es mir bestimmt nicht glauben, aber ich habe Agent Quinn noch nie schaden wollen. Nicht einmal in Virginia. Es war nur eine Story. Ich möchte wirklich nicht, dass ihr etwas passiert.« Er wollte aufstehen, aber Solomon hielt ihn zurück.

      »Wir brauchen Ihre Fingerabdrücke zum Abgleich mit den sonstigen auf dem Brief und dem Umschlag.« Solomon nahm den Hörer ab und tippte Grace’ Nummer. Er bat seine Assistentin, jemanden von der Spurensicherung zu schicken, der Acosta ins Labor begleiten würde.

      Nachdem Solomon aufgelegt hatte, deutete er mit einer Handbewegung hinaus ins Vorzimmer. »Bitte warten Sie draußen«, forderte er Acosta auf. »Es kommt gleich ein Agent und begleitet Sie.«

      »Ich habe es ziemlich eilig«, entgegnete Acosta stirnrunzelnd.

      »Hören Sie, Acosta«, brummte Solomon. »Sie haben uns das hier gebracht. Jetzt arbeiten Sie bitte auch mit uns zusammen, damit wir prüfen können, was es damit auf sich hat.«

      »Schon gut, schon gut. Aber Ihre Leute sollen ein bisschen Tempo vorlegen. Ich kann nicht den ganzen Tag bleiben.« Damit verließ Acosta Solomons Büro und zog die Tür hinter sich zu.

      Solomon starrte auf das Gedicht auf seinem Schreibtisch. War das wieder nur ein übler Trick oder plante wirklich jemand, Kaely Quinn zu töten? In dem Moment, in dem er sich diese Frage gestellt hatte, war er sich tief in seinem Herzen ziemlich sicher, dass er die Antwort kannte.

       [ Zum Inhaltsverzeichnis ]

      4

      Immer noch starrte Solomon unschlüssig auf den Brief und überlegte, was er als Nächstes tun sollte. Einen Augenblick später wählte er erneut die Nummer seiner Assistentin.

      »Grace, schicken Sie mir bitte Special Agent Noah Hunter.«

      »Ja, Chef.«

      Solomon legte auf und setzte sich. Sein Stuhl quietschte angenehm unter seinem Gewicht. Grace hatte schon mehr als einmal vorgeschlagen, ihn vom Hausmeister ölen zu lassen, aber Solomon wollte das nicht. Irgendwie beruhigte ihn das Geräusch.

      Dies war eine verzwickte Angelegenheit. Kaely Quinn brauchte Schutz. Jemanden, der sie im Auge behalten würde, bis sie herausgefunden hätten, ob die Drohung ernst zu nehmen war. Das würde ihr natürlich nicht passen, genauso wenig wie jedem Ermittler, den er ihr zuweisen würde. Sie hatte eng mit Agent Alex Cartwright zusammengearbeitet, nachdem er vor einem Jahr nach St. Louis gekommen war. Mit der Zeit hatte er Kaely verstanden und ihr vertraut. Leider überschritt Alex dabei die rote Linie und verliebte sich in sie. Kaely allerdings war nicht der Typ für romantische Abenteuer. Ihre Arbeit war ihr Leben – daneben hatte nichts anderes Platz. Solomon hatte Cartwright von Anfang an davor gewarnt, aber der hatte seinen Gefühlen irgendwann doch nachgegeben. Jetzt war er weg.

      Solomon zog Noahs Akte näher zu sich heran. Lange war er zwar noch nicht bei ihnen, aber er war der perfekte Mann. Ein Mitglied des Spezialeinsatzkommandos. Immer ernsthaft bei der Sache. Äußerst engagiert, pragmatisch und fleißig. Er war verheiratet gewesen, aber seine Frau war gestorben. Konnte man den Agenten glauben, die ihn kannten, hatte Noah kein Interesse, sich wieder auf eine Frau einzulassen. Solomon war nicht wohl dabei, Noahs Schmerz auszunutzen, um Kaely zu schützen, aber sie war ihm so viel wert, dass er kein Risiko eingehen konnte.

      Ein lautes Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. »Kommen Sie rein«, rief er.

      Die Tür ging auf und Special Agent Noah Hunter trat ein. Schlank, mit dunklem, welligem Haar, war er der Inbegriff eines professionellen FBI-Agenten. Ein Lächeln kam ihm nur selten über die Lippen. Er machte einen etwas angespannten Eindruck, als könne nichts und niemand ihn davon abhalten, erfolgreich seine Arbeit zu tun. Solomon ließ sich von dieser Anspannung tatsächlich ein wenig anstecken, aber das schadete gar nicht. Das Letzte, was er im Moment gebrauchen konnte, war ein lockerer, entspannter Agent. Er brauchte einen Kämpfer.

      »Setzen Sie sich doch, Noah«, sagte Solomon.

      »Ja, Sir.« Noah nahm auf dem Stuhl Platz, auf dem gerade noch Acosta gesessen hatte.

      Solomon lächelte ihm kurz zu. »Sie machen Ihre Sache großartig. Dank Ihrer Hilfe konnten wir dieses Drogenkartell zerschlagen, das in ganz Missouri sein Unwesen trieb. Ihr Teamleiter findet nichts als lobende Worte für Sie.«

      Noahs blau-graue Augen weiteten sich bei diesem Lob ein wenig. »Danke, Sir. Es war mir eine Ehre, in diesem Einsatzkommando mitzuarbeiten.«

      »Sagen Sie ruhig Solomon zu mir. Wir geben hier nicht so viel auf Titel.«

      »Danke, Sir. Ich meine … Solomon.«

      Solomon nickte. »Ich habe eine neue Aufgabe für Sie, Noah, eine, für die ich Sie besonders qualifiziert halte. Sie sollten wissen, dass ich sie nicht jedem anvertrauen würde.« Er schob Noah die Plastiktüte hin. »Jerry Acosta vom St. Louis Journal hat gerade dies hier gebracht. Er hat es mit der Post bekommen. Ich weiß noch nicht so genau, worauf diese Sache hinausläuft, aber ich denke, wir sollten sie ernst nehmen.«

      Noah griff nach der Tüte und las den Brief, der darin steckte. Überrascht sah er auf. »Ist das eine Drohung gegen eine unserer Agentinnen?«

      Solomon nickte. »Ich möchte, dass Sie das in die Hand nehmen. Als leitender Ermittler.«

      Noah richtete sich auf seinem Stuhl auf. Offenbar war er überzeugt, dass Solomon ihm eine wichtige Mission anvertraute. Und damit hatte er recht.

      »Und ich weise Ihnen für diesen Fall Special Agent Kaely Quinn als Co-Agentin zu.«

      Noah biss die Zähne aufeinander und wurde kreidebleich. »Agent Quinn? Weil die Drohung auf sie abzielt?«

      Solomon