Deshalb finden Sie auch in diesem Adventskalenderbüchlein Geschichten und Berichte, in denen es mal um die schönen, hoffnungsvollen Momente geht und mal um herausfordernde oder nachdenkliche. Eine gesunde Mixtur von allem gibt dem Leben erst Tiefgang. Das ist zumindest meine Erfahrung und davon handeln meine persönlichen Geschichten. Begegnungen sind dabei der „rote Faden“.
Als Journalistin und Moderatorin begegne ich vielen Menschen, bekannten und weniger bekannten. Einige haben mir ihre besonderen Advents- und Weihnachts-Erlebnisse erzählt.
Bis zum Heiligabend erwarten Sie also 24 Begegnungen zum Staunen. Es ist eine Mischung, wie ich Adventskalender liebe. Und dieser ist sogar kalorienfrei. Mit Mehrwert statt Nährwert!
Genussvolle, tiefgehende, stressfreie, ermutigende Momente beim Lesen wünscht Ihnen
Sabine Langenbach
1. Dezember
Der etwas andere Adventskalender
Begegnungen – mit Menschen ins Gespräch kommen, das liebe ich an meiner Arbeit als Journalistin und Referentin. Nach einem Programm zum Thema „Glück“ kam Kerstin auf mich zu. Fröhlich und lebensbejahend stand sie vor mir und erzählte von ihren persönlichen Glücksmomenten und aus ihrem Leben. Mir fiel auf, dass sie eigentlich genügend Gründe zum Klagen gehabt hätte: Eine schwere Krebserkrankung lag hinter ihr und die andauernde Arbeitslosigkeit war auch alles andere als erfreulich. Trotzdem hatte sie sich nicht unterkriegen lassen! Nach und nach wurde mir klar, warum sie nie den Blick auf das Gute in ihrem Leben verloren hatte: In allem Schweren hatte sie das Vertrauen auf Gott und das Dankbarsein nicht verlernt. Ganz deutlich wurde mir das, als sie mir von ihrem „Anderen Adventskalender“ berichtete.
Ihre Mutter hatte ihr vor Jahren einen selbstgestickten Adventskalender mit vielen kleinen Leinensäckchen geschenkt. Den hatte sie in Ehren verwahrt. Das Aufhängen war für sie ein Ritual am Anfang des Advents geworden. Als Single hatte sie ihn Jahr für Jahr selbst befüllt. Dann passierte es: Sie vergaß, rechtzeitig vor dem 1. Dezember Süßigkeiten dafür zu besorgen. Auf die Schnelle füllen, das kam für sie überhaupt nicht in Frage. Aus alter Tradition wollte sie den Kalender trotzdem aufhängen. Aber ohne Inhalt? Da kam ihr eine Idee: Warum sollte der Adventskalender sich nicht mal bis Weihnachten füllen, anstatt leerer zu werden? Nichts Süßes wollte Kerstin in die Säckchen legen, sondern Zettel, auf denen sie notieren würde, wofür sie am jeweiligen Tag im Advent dankbar war. Als ich sie traf, erinnerte sie sich freudestrahlend an diesen ersten „Anderen Adventskalender“ zurück: „So hatte ich am Heiligen Abend 24 mehr oder weniger ausführliche Dankesbriefe vorliegen an unseren Herrn Jesus Christus, der als kleines Kind in der Heiligen Nacht in unsere Welt kam.“
Seitdem ist dieser besondere Adventskalender ihr Begleiter in den Wochen vor Weihnachten. Für mich ist diese Begegnung mit Kerstin noch heute eine wertvolle Lektion in Sachen „Dankbarkeit“ – mitten im Alltag!
2. Dezember
Kaffeemaschine und Postbote
„Vor Weihnachten herrscht im Briefzentrum Hochbetrieb!“ Die Schlagzeile erstaunt mich keineswegs. Ist doch jedes Jahr so! Ich freue mich ja auch über Weihnachtspost und hänge in meiner Küche alle Karten und Briefe an einer Leine auf. So habe ich jeden Tag Freude daran. Manchmal denke ich: „Der arme Postbote, der muss das alles schleppen!“ Wir wohnen nämlich an einem recht steilen Berg. Gestern musste unser Postbote wirklich schleppen. Außer Briefen und Karten hatte er auch noch ein Paket dabei. Während ich den Erhalt quittierte, fragte er neugierig mit Blick auf die Kiste: „Ist da auch drin, was drauf steht?“ „Ja“, sagte ich, „da ist wirklich eine Kapselkaffeemaschine drin. Wir haben sie eingeschickt, weil sie kaputt war. Ich hoffe, sie funktioniert jetzt!“
Daraus entwickelte sich ein Gespräch über die Zufriedenheit mit der Maschine (er hatte auch mal so eine) und dass die Kapseln nicht umweltfreundlich seien – und schon waren wir beim Thema Umweltverschmutzung und Klimawandel. Besorgt bemerkte ich: „Wir haben doch nur diese Welt!“, und schaute plötzlich in ein erstauntes Postbotengesicht. „Gerade von Ihnen hätte ich da aber etwas anderes erwartet!“, hörte ich ihn sagen. Wie meinte er das? Schnell fiel bei mir der Groschen: Ich hatte von der Erde als Planeten gesprochen, den Gott uns zum Bewahren gegeben hat. Er dachte, dass ich damit ausdrücken wollte, dass nach dem Leben hier alles vorbei ist. Er wusste, dass ich Christin bin. Meine Post verriet ja einiges! Deshalb war er irritiert.
Schnell klärte ich das Missverständnis auf. Ich machte deutlich, dass ich davon überzeugt war, dass das Leben hier nur ein Vorspiel für das sei, was uns im Himmel, in der Ewigkeit bei Gott, erwarte. Wie das genau sein werde, wisse jetzt noch keiner. Aber ein paar Informationen gäbe die Bibel schon preis: Wolf und Lamm werden beieinander liegen (Jesaja 65,25), es wird keine Angst und keine Tränen mehr geben (Offenbarung 21,4) und echter Frieden wird dort sein (Jesaja 66,12). So wie die Engel es den Hirten auf dem Feld von Bethlehem versprochen hatten, als Jesus geboren wurde (Lukas 2,14).
Das wusste mein Postbote auch alles. Aber er hatte seine Zweifel. Gerade als wir darüber reden wollten, hupte es. Das Postauto stand im Weg. War ja auch nicht geplant, dass sich ein Gespräch entwickeln würde, bei dem wir von der Kapselkaffeemaschine zum ewigen Leben kommen würden!
3. Dezember
„… damit du klug wirst!“
„Ich habe den Begriff ‚Stress‘ aus meinem Wortschatz gestrichen!“ David Kadel sagt das so, dass ich spüre, dass das nicht nur ein schlauer (Coaching-)Spruch ist. „Das ist ein ganz schlimmes Kulturspektakel, dass die Leute sich Stress machen, obwohl Advent genau das Gegenteil sein soll: runterkommen und sich die Frage stellen: Was hat Jesus in der Krippe mit mir zu tun?“
Diese Frage hat der Kabarettist, Autor und Coach vor 25 Jahren für sich beantwortet. „Advent heißt ja ‚Ankunft‘. Jesus ist damals auch wirklich in meinem Leben angekommen! Das ist für mich das schönste Geschehen meines Lebens! Das kann von nichts anderem überdeckt werden!“ Das sagt er ganz bewusst, denn im Advent, der mit so vielen positiven Gefühlen und Gedanken erfüllt ist, musste er von seiner Mutter Abschied nehmen.
„Am 3. Dezember 2015 saß ich am Sterbebett meiner Mutter, habe ihre Hand gehalten und ihr Lieder vorgesungen, Verse vorgelesen, mit ihr gebetet, sie gehalten und begleitet, bis sie starb. Ich war todtraurig. Ich hatte eigentlich gedacht, so etwas macht einen schwach und müde, aber es hat mich total stark gemacht! Ich bin fast schon beflügelt nach Hause gefahren. Ich musste zwar Abschied von meiner Mutter nehmen, aber ich darf weiterleben! Das ist ein Privileg! Mir ging damals durch den Kopf: Irgendwann liegst du auch da, dann wird man sich von dir verabschieden. Nutze die Zeit! Wie es in der Bibel in Psalm 90 steht: Mensch, denke darüber nach, dass du sterben musst, damit du klug wirst! Das werde ich jetzt immer mit Advent verbinden.“
David Kadel bezeichnet sich als „realistischen Menschen“. Deshalb hat nach dem Tod seiner Mutter beides Platz im Advent: das traurige Erinnern an die letzte Wegstrecke mit ihr und das Genießen und Freuen an den schönen Seiten dieser Wochen, zum Beispiel den Gang über den Weihnachtsmarkt, das leckere Essen, gemütliche Zeiten mit Freunden verbringen und ihnen Geschenke machen.
Dass der Abschied von seiner Mutter gerade in die Adventszeit fiel, ist für den 49-Jährigen mehr Trost als Last. „Jesus ist doch auf die Erde gekommen, um zu retten. Das ist die Botschaft von Weihnachten, dass es eine lebendige Hoffnung gibt! Jesus sagt: ‚Das Leben hier ist nur ein Vorspiel. Das echte Leben kommt noch!‘“
4. Dezember