Begleiten statt erobern. Группа авторов. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Группа авторов
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Религия: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783862567232
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bekräftigt: »Kreuz und Schwert verbanden sich zu einer Einheit.« Später fügt er an: »Ihr Zusammenwirken im Namen der Evangelisation machte es dem Schwert möglich, den Weg für das Kreuz zu ebnen. Darin bestand die Besonderheit des spanischen Christentums.«

      Dennoch müssen wir eingestehen, dass auch protestantische Missionare in ihrer Missionsarbeit oft Eroberungsmethoden verwendeten. So sieht es auch David J. Bosch in: Misión en transformación: Cambios de paradigma en la teología de la misión [Mission im Wandel. Paradigmenwechsel in der Missionstheologie] »Wenn man die verschiedenen Arten und Weisen genauer betrachtet, wie – bewusst oder unbewusst – westlich geprägte Glaubens- und Lebensvorstellungen den jungen Christen in anderen Teilen der Welt aufgedrückt wurden, fällt auf, dass sowohl liberale als auch konservative [protestantische Missionare] die Überzeugung vertraten [nicht wenige vertreten diese leider auch heute noch], dass das Christentum [westlicher Prägung] die einzig mögliche Grundlage für eine gesunde Zivilisation sei. Dieser Konsens war so weitreichend, dass er ganz allgemein und unreflektiert vorausgesetzt wurde.«

      Das Neuartige, was uns Willis G. Horst sowie Ute und Frank Paul in diesem Buch anbieten, ist die Wiederentdeckung einer Mission ohne Eroberung, also eines alternativen Missionsstils, der sich radikal von dem von Mackay und Bosch beschriebenen unterscheidet, der von einem Geist der Eroberung beseelt ist. Dieser alternative Stil entwickelte sich aus der Erfahrung des gemeinsamen Lebens mit indianischen Gemeinschaften und durch sorgfältige Reflexion über die Bedeutung der Kontextualisierung des Evangeliums in einer fremden Kultur.

      Aus biblischer Sicht ist jeder Nachfolger Christi berufen, sich an der Mission Gottes in der Welt zu beteiligen. Der Reichtum dieses Buches besteht darin, dass es ausgezeichnet veranschaulicht, wie diese Aufgabe umgesetzt werden kann. Natürlich bezieht es sich zunächst auf transkulturelle Mission im Zusammenhang von indianischen Gemeinschaften, die in Lateinamerika im Allgemeinen und in Argentinien im Speziellen zu der am meisten benachteiligten Bevölkerungsschicht gehören. Darüber hinaus veranschaulicht das Buch, welche geistlichen Prinzipien jedweder Missionsarbeit zugrunde liegen sollten.

      Wenn dieses Werk seine Leser dazu inspiriert, in ihrer jeweiligen Situation die Gute Nachricht von Jesus Christus mit Demut – also nicht in einem Geist der Eroberung – weiterzugeben, werden sowohl seine Autoren als auch die Herausgeber von Herzen zufrieden sein.

      Buenos Aires, im September 2009,

       zur spanischen Ausgabe

       Zu diesem Buch

      VON WILLIS G. HORST

      Seit Jahrhunderten sucht die christliche Kirche Wege, das Evangelium in der ganzen Welt bekannt zu machen. Dabei geht es ihr nicht nur um Erfolg, sondern auch darum, dem Leben und der Lehre Jesu treu zu bleiben. Es hat sich gezeigt, dass es all das zu vermeiden gilt, was als paternalistisch, kolonialisierend oder erobernd verstanden werden könnte. Die missionarische Arbeit unter indigenen Völkern erfordert im besonderen Maße diese Einfühlsamkeit, weil die Horrortaten im Zuge der Eroberung Amerikas im Namen Christi verübt wurden.

      Seit 55 Jahren stellen sich die Frauen und Männer des »Mennonitenteams« im argentinischen Chaco in ihrer missionarischen Aufgabe dieser Herausforderung. Sie lernten dabei, von dem Wunsch Abstand zu nehmen, Kirchen ihrer Denomination zu gründen und »zivilisierend« zu wirken. So entwickelten sie einen alternativen Missionsstil. Einer der ersten Mitarbeiter, der sich auf diesen neuen Weg gemacht hatte, beschrieb es so: »Der Heilige Geist hat uns unsere [mennonitische] Kirche im Chaco weg genommen [um den Indianern ihre eigene zu geben].«

      Eine Missionspraxis, die ganzheitlich sein möchte, muss zuerst das ganze Wohl und Heil von Einzelnen und Völkern in den Blick nehmen, wenn es ihr um die Verbreitung der Guten Nachricht von Jesus geht. Jede missionarische Praxis, die das Gegenüber klein macht, ist es nicht wert, Gute Nachricht genannt zu werden.

      Es geht uns in diesem Buch darum, christliche Mission als einen Weg zu sehen, mit Jesus selbst unterwegs zu sein, an der Seite von anderen, die auch das Leben suchen. Um andere von der Wahrheit des Evangeliums zu überzeugen, braucht es gerade keine Gesten der Überlegenheit, sondern der Schwachheit und Verletzlichkeit, wie Jesus sie lebte. Gott selbst hält die Geschichte der ganzen Welt und der Missionsarbeit in seiner Hand. Er alleine weiß, wann »der Tag und die Stunde« kommen wird, dass die ganze Erde mit seiner Herrlichkeit erfüllt sein wird. Deswegen hat Gott uns von der Last befreit, seinem Missionsauftrag aus Pflichterfüllung nachzukommen. Im Gegenteil: Wir dürfen aus lauter Freude seine Liebe weitergeben.

      Allen, die mit uns auf dieser Suche sind, sei dieses Buch anbefohlen.

      Willis G. Horst,

       Mitarbeiter im Chaco von 1971 bis 2009

       Vorwort

      VON SIEGFRIED GROSSMANN

      Fast immer, wenn Missionare auszogen, um Menschen das Evangelium zu verkünden, brachten sie eine schwerwiegende »Nebenwirkung« mit. Denn sie importierten auch die westliche Kultur, oft in Verbindung mit den politischen Ansprüchen der Kolonialmächte. Auf der einen Seite befreiten sie die Menschen zu der Freiheit, die im Neuen Testament als Wirkung des Heiligen Geistes beschrieben wird, um sie auf der anderen Seite kulturell und politisch zu knechten. Viele Jahrhunderte lang schien es so, als sei der Heilige Geist nur in westliche Kulturen eingewandert, und so erwartete die Menschen nicht-westlicher Kulturen eine Religion, die von strenger Ordnung, technischer Überlegenheit und der Macht des Kapitals geprägt war.

      Eine wirkliche Wende ist bis heute nicht erfolgt, aber langsam erwachsen aus zarten Ansätzen Beispiele, wie es gelingen kann, das Evangelium kontextuell zu verkündigen, also in Übereinstimmung mit der Tradition und Kultur der Menschen, zu denen es gelangen soll. Missionare mit westlicher Kulturtradition müssen dazu einen langen Weg der Selbstverleugnung gehen, ehe ihnen das gelingt. Ich meine damit nicht, dass sie ihre eigene Tradition und Kultur verleugnen sollen, aber sie müssen deren Übergewicht so weit abbauen, dass es den Weg zu den Menschen anderer Kulturen nicht verbaut.

      Das heißt nichts anderes, als dass die Gute Nachricht von Jesus Christus im gemeinsamen Denken, in interkultureller Zusammenarbeit und im Versuch gemeinsamen Lebens Gestalt gewinnen muss. Es geht also um eine Metamorphose, wie sie Paulus in Römer 12,2 beschreibt, dem Sinne nach sich zu verändern, indem man sich umformen lässt. Das ist ein langer Weg, den man nicht theoretisch gehen kann. Es ist ein Weg des gemeinsamen Lebens und der sich gemeinsam entwickelnden Spiritualität. Persönlich habe ich das in der Partnerschaft der Baptist Convention of South Africa, in der sich »schwarze« Gemeinden zusammengeschlossen haben, mit dem Bund der deutschen Baptisten, dem ich bei der Entwicklung dieser Partnerschaft als Präsident vorstand, erlebt.

      Im Vorwort eines Buches, mit dem wir die kontextuelle theologische Arbeit unserer afrikanischen Freunde in Deutschland bekanntmachen wollen (»Evangelium im Kontext Südafrikas«, Kassel 2006), schrieb ich dazu: »Unsere weltmissionarische Arbeit war lange Zeit von der vermeintlichen Überlegenheit der ›Geberländer‹ bestimmt. Jetzt versuchen wir, die Stärken der Anderen zu finden, damit sie unsere Schwächen ausgleichen, unbeschadet der Tatsache, dass auch wir nach wie vor Stärken haben, die unsere Partner brauchen. Und schnell war es klar, dass die eigenständige Entwicklung der afrikanischen Theologie ein Gut ist, auf das wir nicht verzichten sollten.«

      Im vorliegenden Buch meiner Freunde Frank und Ute Paul, deren Arbeit ich immer von weitem begleitet habe, kommt mir nun ein Beispiel entgegen, das schon viel weiter ist als die meisten anderen Bemühungen auf diesem Feld. Denn hier wird nicht nur die Partnerschaft propagiert und vielleicht in einzelnen Ansätzen verwirklicht, sondern mit »Haut und Haaren« gelebt. Eigentlich sollte ich »Haut und Haare« in diesem Zusammenhang nicht in Anführungszeichen setzen, weil es quasi wörtlich gemeint ist. Die Missionare kommen hier nicht und verkündigen, sondern sie besuchen die Menschen, leben mit ihnen, teilen ihre Armut, nehmen ihre herzliche, aber einfache Gastfreundschaft entgegen. Sie »fliegen nicht ein«, sondern kommen zu Fuß und versuchen, die Lebensart, in unserem Fall der Toba-Indianer, zu verstehen,