Rauhnächte. Группа авторов. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

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Издательство: Bookwire
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Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783701746484
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eilte die Frau davon und wagte es nicht, sich umzusehen. Als sie heimkam, hörte sie es vom Kirchturm ein Uhr schlagen, da wusste sie, dass sie im Gottesdienst der Toten gewesen war.

      Vor langer Zeit ließ sich einmal ein Mann in der Mettennacht in der Kirche von Taufkirchen einsperren. Er sah die Kirche gefüllt mit Andächtigen und erkannte einige Bekannte, die schon gestorben waren. Das erschreckte ihn so, dass er sich nicht vom Platze wagte. Nach einiger Zeit verließen die Kirchenbesucher ihre Stühle und gingen um den Altar opfern. Als Letzte hinkte eine Frau. Während sie an ihm vorbeikam, sagte der Mann: »Du hupfst auch nach!« Die Frau aber schrie ihm zu: »Ja, du hupfst auch bald nach!« Und richtig! Bald nach Weihnachten starb der Mann.

      Im Attergau hechelte eine Bäuerin in einer Rauhnacht nach dem Aveläuten. Eine Hexe schlich sich herzu und schrie: »Hachl di, hachl di fåll eini!« Die Bäuerin fiel in die Hechel und verletzte sich so schwer, dass sie starb.

      Zu Dreikönig reisen die Heiligen Drei Könige mit ihren Leuten durch das Land. Da kann es sein, dass sie auf der Tenne Rast halten und tanzen. Deshalb trug ein Bauer in Königswiesen seinem Knecht am Vortag auf, die Tenne sauber abzuräumen und das Messer vom Schneidstock zu nehmen. Der Knecht übersah es, in der Nacht fiel es ihm aber ein und er hielt Nachschau. Zu seinem Schreck fand er das Schneidmesser voll Blut, das er nicht wegkriegen konnte. Auch die Pfosten darunter waren blutig und ließen sich nicht mehr rein machen; ebenso wenig ließen sie sich zerhacken oder zersägen, erst Feuer vernichtete sie.

      Ein anderer Mühlviertler Knecht drehte am Abend der feisten Rauhnacht das Messer am Futterstock absichtlich um, damit die Heiligen Drei Könige nicht am Futterstock rasten könnten. Am Morgen war die Tenne vom Blute rot. Nicht lange nachher aber verletzte sich der Knecht tödlich mit dem Futtermesser.

      In der feisten Rauhnacht fuhr ein Mann von Holzöster nach Geretsberg durch das Edholz. Plötzlich war das Fuhrwerk in Feuer gehüllt, es war, als ob die Pferde in Feuer stünden. Sie ließen sich schwer beruhigen, der Hund verkroch sich hinter den Wagen. Nach einiger Zeit verschwand der Schein, es war das Dreikönigsfeuer.

       Der Rauhnachtspuk

      imagenheimliche Geister gehen in den zwölf Rauhnächten um. In den drei Hauptraunächten – vor St. Thomas oder am Heiligen Abend, an Silvester und vor Heiligdreikönige – haben Hexen und Unholde die größte Macht. Der Bauer sieht es darum nicht gern, wenn an diesen Abenden jemand von seinen Leuten außer Haus ist.

      Aber der Schuster-Toni von Lampersdorf bei Arnstorf lachte darüber und ging in der Nacht vor dem Dreikönigsfest nach Geiselsdorf zum Kartenspielen. Gegen zwölf Uhr nachts machte er sich auf den Heimweg.

      Als er am Altberg über den kleinen Steg ging, merkte er, dass er nicht mehr allein war. Er schielte zurück und sah im ungewissen Schneelicht einen Geißfuß.

      Jetzt wusste er, woran er war. Er schlug ein Kreuzzeichen nach dem anderen und keuchte die Anhöhe hinauf. Zu Tode erschöpft, erreichte er die Haustür und fand sie zum Glück offen. Als er noch zitternd ob der vorausgegangenen Schrecken aus dem Kammerfenster schaute, fuhr etwas mit gräulichem »Huio« am Fenster vorbei. Er hörte es noch ein paar Mal um das Haus heulen.

      Wäre nicht am Schrot der geweihte Palmbusch gehangen und hätte man nicht an die Fenster und Türen drei Kreuze gezeichnet gehabt, so wäre es um den Toni geschehen gewesen.

       Der arme Tischler und der Herr des Waldes

      imageor Jahren lebte ein armer Tischler mit seiner alten Mutter, seiner Frau und seinen drei Kindern am Rande des großen Waldes. Sie mussten keinen Hunger leiden, doch manchmal fehlte das Geld, um neue Kleidung für die Kinder oder Medizin für die kranke Mutter zu kaufen.

      Eines Winters, in dem es sehr kalt war und die Wölfe lauter heulten als sonst, war die Armut besonders drückend. Unter dem Christbaum hatten keine Geschenke gelegen, und die traurigen Augen seiner Kinder machten auch den armen Tischler traurig.

      Er wusste nicht, was er tun sollte: Er war fleißig und beherrschte sein Handwerk, doch es gab nicht genug Leute, die ihre Tische und Stühle bei ihm anfertigen ließen. Vielleicht lag es daran, dass er alles, was er tat, sehr sorgfältig machte und mehr Zeit brauchte als andere seiner Zunft. Am liebsten hätte er jedes Stück mit kunstvollen Schnitzereien versehen, doch das wollten die Leute nicht – und wollten sie es, so wollten sie doch nicht für diese Arbeit zahlen.

      In einer dunklen Rauhnacht plagte die Schwermut den armen Tischler so sehr, dass er es nicht im Hause aushielt. Er zog sich einen dicken Mantel an und ging hinaus, in die klirrende Kälte der letzten Nacht des Jahres. Die Kälte machte seinen Kopf klar, doch die Schwermut blieb, wie ein leiser Ruf aus der Ferne.

      Ohne es zu merken, war der Tischler tief in den Wald geraten. Der Vollmond schien, und es war ganz still im Wald. Er begann sich ein wenig zu fürchten. Hieß es nicht, dass in den Rauhnächten das kleine Volk oft aus der Erde kam und den Menschen Streiche spielte? Er hatte von Moosweiblein und Holzmännchen gehört, die einsame Wanderer in die Irre geführt hatten. Aber hatten die Alten im Dorf nicht auch gesagt, dass das kleine Volk großes Glück bringen könnte, wenn man ihm zur rechten Zeit, am rechten Ort und mit Höflichkeit begegnete?

      Kaum hatte er das gedacht, meinte er, kleine Gestalten hinter den Bäumen hervorlugen zu sehen, und ihn schauerte. Doch er fasste sich ein Herz. Vielleicht war ja gerade heute die richtige Zeit. In diesem Moment fiel ihm ein Spruch ein, den er als Kind von seinem Großvater gehört hatte:

      »Kleines Volk, kommt herfür,

      seht mein Herz, vertrauet mir,

      Mondenschein, Waldesklang zeiget euch, mir ist nicht bang.«

      Kaum hatte er diese Worte geflüstert, raschelte es im Gebüsch, und der Tischler meinte, feine Stimmchen lachen zu hören. Er sah hinter den Busch, doch da war nichts. Enttäuscht wandte er sich um – und da standen zwei kleine Wichte vor ihm.

      »Menschenkind, gib gut acht,

      bei vollem Mond der Neujahrsnacht

      hat mancher schon sein Glück gemacht.

      Dreimal wünsche, doch wünsche klug:

      Dann hast du für dein Leben genug.«

      Damit verschwanden sie, als hätte der Wind sie fortgeweht, und nur ein leises, fernes Gelächter hing im Wald. Der arme Tischler wusste nicht, ob er geträumt hatte. Was hatten die Wichte gesagt? Er habe drei Wünsche? Er wollte schon den ersten Wunsch aussprechen, da fiel ihm ein, dass der Großvater nicht nur von der rechten Zeit und dem rechten Ort, sondern auch von der Höflichkeit gesprochen hatte. Er hatte ihn auch einen Spruch dazu gelehrt. Er verbeugte sich und sprach:

      »Ich danke den Herren des Waldes.

      Ich ehre die Herrin des Waldes.

      Ich danke euch für eure Gabe …«

      Es gab noch eine Zeile, doch die wollte ihm nicht einfallen. Schließlich sagte er:

      »… auch wenn ich sie nicht verdienet habe.«

      Da erschien ein riesenhafter alter Mann und donnerte: »Wünschen willst du also? Aber den Dankspruch kennst du nicht?«

      Der Tischler zitterte und sprach: »Vergebt mir, Herr des Waldes.«

      Der Alte nickte. »Deine Absicht war gut, und auch dein Reim war zwar nicht richtig, doch recht. Doch da du den richtigen Spruch nicht weißt, hast du nur einen Wunsch. Drum wünsche dreifach klug!« Er reichte dem Tischler einen Eisenring. »Steck den Ring an deinen Finger. Sprich deinen Wunsch, und drehe den Ring, und du wirst bekommen, was dir zukommt.«

      Der Tischler hätte den Herrn des Waldes gerne noch befragt. Aber der war so plötzlich verschwunden, wie er gekommen war. Der Tischler rief noch einmal