Rauhnächte. Группа авторов. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

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Издательство: Bookwire
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Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783701746484
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bis Heiligendreikönig, nach anderen vom Christabend bis Heiligendreikönig. An den Vorabenden des St. Thomastages, des Christfestes, des Neujahrstages und des Dreikönigfestes (20., 24., 31. Dezember, 5. Jänner) rauchte (räucherte) man alle Räume des Hauses mit Weihrauch und besprengte sie mit Weihwasser, um sie zu segnen und dadurch die Hexen und bösen Geister zu vertreiben, denn die Unternächte sind die Zeit, in welcher die Geister ungescheut umgehen und ihr Wesen treiben.

      Wenn die kleine Prozession von ihrem Rundgange in die Stube zurückgekehrt ist, knien alle nieder und beten, worauf die Männer ihre Mützen, die Weiber ihre Kopftücher über den Rauchtopf halten und dann rasch das Haupt bedecken: Das gilt als Mittel gegen Kopfleiden. Nun ist alles im Hause geweiht (gesegnet), selbst der Kehricht. Dieser darf daher diesmal nicht weggeworfen werden. Man streut ihn auf das Kornfeld, um es vor Schauer zu bewahren. Unter’n Nachten – das sind die Nächte vom Christabend bis Heiligendreikönig – soll man nicht umtümmeln, nämlich keine Türe zuhauen, nicht hämmern, hacken, kurz nichts Lärmendes tun, damit man das schlafende Jesukind nicht aufwecke. In den Unternächten darf man nicht spinnen, sonst liefert man der Haupthexe Hertha das Garn, womit sie die Leute fängt und fortschleppt. In den Unternächten sollen die Bäume bocken oder remmeln, das heißt, da soll sie der Wind bis in die Wurzel hinab riegeln, damit sie sich befruchten. Dann gibt es im nächsten Jahre viel Obst.

      In den Rauhnächten kann man durch Losen und Lößeln die Schicksale des nächsten Jahres erkunden. Der Sinn des Namens Rauhnächte und Unternächte ist dem Volke nimmer bewusst. Die meisten meinen, der Name käme vom Räuchern her. Manche aber sagen, der Name müsse etwas anderes bedeuten, da man ja nicht Rauchnächte, sondern Rauhnächte sage und nur in drei oder vier Rauhnächten »rauche«, während alle Nächte vom 21. Dezember bis 6. Jänner Rauhnächte heißen.

      In den Rauhnächten können mutige Leute durch Losen (oder Lisna, Lismen) die Schicksale des nächsten Jahres erkunden. Man lost auf Kreuzungen, Friedhöfen, an Bächen, unter Schwarzkirsch-, Kriecherl-, Weichsel-, Zwetschkenbäumen und in der Weihnacht auch an Stalltüren.

      Das mundartliche Wort losen heißt nicht nur lauschen, sondern auch lauern, was das Lauschen und Lauern auf Vorzeichen bedeute. Das von Zaubersprüchen begleitete Schütteln der Bäume beim Losen erinnert an das von Runensprüchen begleitete Schütteln der Runenstäbe (Baumzweige) beim Losen oder soll den raunenden Windgott regen.

      Wer lisna oder lisma will, darf neun Tage vorher nichts beten, kein Weihwasser nehmen und muss abends nach dem Gebetläuten schweigend und ohne sich umzusehen auf einen Kreuzweg oder unter einen Schwarzkirschbaum gehen. Wer sich dabei umsieht, erhält von unsichtbarer Hand eine solche Ohrfeige, dass man die fünf Finger in seinem Gesichte sieht. Es können auch mehrere Personen von ungerader Zahl mitsammen lisna gehen. Der Lisna darf sich aber durch nichts von seinem Standorte verschrecken lassen; sonst erhält der böse Feind Macht über ihn.

      Dann hört und sieht der Lisna durch teuflischen Spuk, was während des neuen Jahres im selben Orte Merkwürdiges geschehen wird. Hört er zum Beispiel Musik, so bedeutet das Hochzeit. Hört er beten oder weinen, so bedeutet das einen Todesfall. Aus der Richtung des Schalles oder aus der Gestalt der Wolken und höllischen Schemen erkennt er, wen es angeht.

      In manchen Gegenden rufen heiratslustige Mädchen in der Christnacht dreimal die laute Frage hinaus, was für einen Mann sie bekommen werden. Aus dem folgenden Schalle schließen sie auf die Zukunft. Ein Schuss kündet einen Jäger, ein daherfahrender Wagen einen Fuhrmann, ein knarrendes Tor einen Bauern als Zukünftigen.

       So geschah es zur Rauhnacht

      imagen der Mettennacht wird das Vieh um Mitternacht im Stall unruhig und erhebt sich vom Lager, um seine Freude über die Geburt des Heilandes auszudrücken. Ochsen und Pferde reden sogar und weissagen.

      Einem Braunauer Bauern, der sich zu dieser Zeit unter den Pferdebarren legte, verkündeten seine Pferde, dass sie ihn bald auf den Freithof führen würden. Und so geschah es auch.

      Ein Mann in der Naarner Gegend belauschte auch seine zwei Rösser in der Mettennacht, indem er sich hinter dem Barren versteckte. Da hörte er das eine Pferd sagen: »Nächsts Jåhr stirbt unser Herr, den müassn ma auf an schwarn Leichenwågen ziagn!« Von der Stunde an wurde der Bauer trübsinnig, weinte und wurde immer kranker. Er starb und die beiden Pferde konnten den Leichenwagen kaum vorwärtsbringen, so schwer war er.

      Der Griesacker, ein Bauer im oberen Mühlviertel, belauschte auch die Tiere während der Mette. Ein Ochs sagte: »Bald ziehen wir unsern Bauern ins Griesloch!« Am Morgen fand man den Bauern als Leiche. Als man diese auf den Freithof bringen wollte, gingen die Ochsen durch und brachten sie ins Griesloch, einem verrufenen Platz im Böhmerwald.

      Bauer und Bäuerin blieben von der Mette daheim. Der Bauer legte sich unter den Futterbarren und hörte, wie um Mitternacht ein Ochse sagte: »Im Sommer wird sich unser Bauer beim Krautessen erwürgen.« Der zweite Ochse fügte bei: »Und wir zwei werden ihn zum Friedhof ziehn!« Der Bauer ging in die Stube und erzählte es der Bäuerin, er musste ihr versprechen, keinen Löffel Kraut mehr zu essen. Einmal im Sommer aber vergaß er sich, schon beim ersten Löffel verschluckte er sich und erstickte.

      Als einmal ein Bauer in Oberweis zur Mettenzeit im Stall loste, sagten die Ochsen: »Nächsts Jåhr trågn mán aui!« Der Bauer wollte sie Lügen strafen und verkaufte sie dem Nachbarn. Er starb aber wirklich im nächsten Jahr und vom Nachbarn mussten die Ochsen ausgeliehen werden, um ihn auf den Friedhof zu führen.

      Auch ein Innviertler Bauer, der während der Mette unter der Futterkrippe horchte, wollte es seinen beiden Ochsen nicht glauben, dass sie ihn bald in den Friedhof tragen würden. Er verkaufte die Tiere um einen Gulden. Kurz darauf raffte eine Seuche Menschen und Vieh fort. Der Bauer starb und die beiden Ochsen, die vom Vieh allein noch übrig waren, zogen ihn zu Grab.

      Ebenso erging es einem Welser Bauern, der seine zwei jungen Hengste zur Mettenzeit sagen hörte, sie würden ihn bald auf den Friedhof bringen. Er gab sie an einen Wiener Händler ab, von ihm kaufte sie aber der Nachbar ahnungslos auf dem Welser Markt. Bald traf den Bauern der Schlag und die Nachbarspferde brachten ihn auf den Friedhof.

      Zwei Buben horchten in der Mettennacht beim Stall, in dem ein kranker Ochs war. Dieser sagte um Mitternacht zum andern Ochsen: »Mitten im Heustock ist eine Distel, wenn ich die zum Fressen bekomm, werde ich wieder gesund.« Die Buben liefen voll Schreck in die Stube und erzählten es, dann aber fielen sie tot zusammen.

      Ein Bauer legte sich in der Mettennacht unter den Barren. Um Mitternacht sagte ein Ochs zu einer Kuh: »Warum bist du denn so traurig?« Die Kuh antwortete: »Weil der Bauer noch in dem Jahr sterben muss.« Der Bauer entsetzte sich darüber so, dass er am nächsten Tag wirklich starb.

      Ebenso fand man eine Bäuerin am nächsten Morgen vom Schreck getötet, die während der Mette im Stall gelauscht und gehört hatte, wie ein Rind sagte: »Der Bauer wird bald ohne Bäuerin sein!«

      Ein andermal horchte ein Knecht in der Mettennacht im Stall und hörte, wie ein Ochs zum andern sagte: »In den nächsten Tagen werden die Hausleute saure Suppe essen, da wird sich der Bauer beim dritten Löffel an einem Beinschiefer erwürgen.« Als ein paar Tage darauf saure Suppe auf den Tisch kam, passte der Knecht auf und schlug dem Bauern den dritten Löffel aus der Hand. Er sah genau nach und wirklich fand er den Schiefer. Dadurch hatte er den Bauern gerettet.

      Eine alte Frau war ganz vereinsamt, Mann und Kinder ruhten längst am Friedhof. Es war ein paar Tage vor Weihnachten, sie legte sich recht zeitig nieder, um früh am Morgen nach Taufkirchen in die Messe zu gehen. Als sie erwachte, war es hell in der Stube, sie stand auf, verrichtete ihre Früharbeit und ging dann zur Kirche. Alles war ruhig, niemand begegnete ihr. Von Weitem aber sah sie schon die Kirche hell erleuchtet, die Orgel klang. An den Altären brannten wie an Feiertagen alle Lichter. Mit gesenktem Haupt eilte sie nach ihrem gewöhnlichen Platz und betete. Nach einer Zeit sah sie auf, da wurde ihr aber angst und bange. Sie erkannte lauter Bekannte, die alle schon gestorben waren. Eine Gevatterin rief ihr freundlich