Semantik für Lehrkräfte. Christian Efing. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christian Efing
Издательство: Bookwire
Серия: narr studienbücher
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783823302728
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Exemplarische Definition Angabe von Beispielen Linguistik besteht aus Semantik, Syntax und Pragmatik. Genetische oder operationale Definition Hinweise zum Verfahren oder zur Herstellung Linguistik wird durch qualitative oder quantitative Untersuchung von Sprache betrieben. Synonymendefinition Angabe von Wörtern mit gleicher Bedeutung Linguistik ist Sprachwissenschaft. Wortassoziative Definition Angabe von Wörtern mit verwandter Bedeutung Linguistik hat zu tun mit Grammatik und Wörterbüchern. Realdefinition Bezug auf eine festzulegende Sache Linguistik ist die Wissenschaft von der Sprache. Nominaldefinition Bezug auf eine festzulegende Bezeichnung Linguistik bezeichnet die Wissenschaft von der Sprache.

      Abb. 221c:

      Definitionsarten im Überblick

      Zu den wichtigsten Typen unzureichender oder fehlerhafter Definitionen gehören solche, in denen das Definiens im Definiendum erscheint (Zirkeldefinitionen), Definitionen mit echten Verneinungen, die keine Angabe darüber machen, was unter dem Definiendum selbst zu verstehen sein soll, sowie solche mit einer zu engen oder solche mit einer zu weiten Festlegung der Gattung, sodass deren Extension entweder zu klein oder zu groß ausfällt (vgl. Abb. 221d).

Definitionsfehler Verfahren Beispiel
Zirkeldefinition Angabe des Definiens im Definiendum Linguistik ist linguistische Forschung.
Echte Verneinung Ausschluss durch Negation Linguistik ist nicht Hermeneutik.
Zu enge Definition Angabe einer zu kleinen Gattung Linguistik ist die quantitative Erforschung von Sprache.
Zu weite Definition Angabe einer zu großen Gattung Linguistik ist die Beschäftigung mit Sprache.

      Abb. 221d:

      Fehlerhafte Definitionen im Überblick

      Übung 221a

      Nehmen Sie verschiedene Lehrwerke aus Ihrem Studium zur Hand und suchen Sie jeweils einige ihrer Definitionen heraus: Welche Definitionstypen begegnen Ihnen; gibt es auch fehlerhafte Definitionen?

      2.2.2 Wortfelder und Merkmalsemantik

      Wörter bestehen jeweils nicht für sich alleine, sondern stehen in Beziehung zu anderen Wörtern, mit denen sie zusammen den Wortschatz einer Sprache bilden. Eine semantisch interessante und dabei (etwa im Rahmen von Wortschatzarbeit) durchaus auch didaktisch relevante Frage besteht darin, ob der Wortschatz einer einzelnen Sprache in bestimmte thematische oder semantische Gruppen gegliedert werden kann. Zwei wichtige Ansätze, denen diese Vorstellung zugrunde liegt, stellen die Wortfeldtheorie und die Merkmalsemantik dar.

      Der Terminus Wortfeld wurde bekannt durch die Arbeiten von Jost Trier (vgl. Trier 1973), die Anlass zu einer intensiven theoretischen wie empirischen Forschung gegeben haben (Staffeldt 2017). Als wesentliche semantische Eigenschaften von Wortfeldern werden dabei zum einen deren Abgrenzbarkeit von anderen Wortfeldern und zum anderen ihre Vollständigkeit und Unterscheidbarkeit (es bestehen keine Bedeutungslücken und keine Bedeutungsüberschneidungen zwischen den betreffenden lexikalischen Einheiten) diskutiert. Bekannte Beispiele für solche Wortfelder sind etwa:

       Substantive für VerwandtschaftsbeziehungenVerwandter, Eltern, Vater, Mutter, Geschwister, Bruder, Schwester, Kind, Sohn, Tochter, Onkel, Tante, Cousin, Cousine, Neffe, Nichte

       Substantive für menschliche BeziehungenFreund/Freundin, Partner/Partnerin, Bekannter/Bekannte, Kollege/Kollegin, Kommilitone/Kommilitonin, Geliebter/Geliebte usw.

       Verben, mit denen bestimmte sprachliche Handlungsweisen bezeichnet werdenreden, sagen, sprechen, schreien, schweigen, befehlen, lügen usw.

      Ein weiteres Wortfeld stellt dasjenige zur allgemeinen Bezeichnung von Frau im Deutschen dar (vgl. Abb. 222a).

      Abb. 222a:

      Das Wortfeld Frau im gegenwärtigen Deutsch (nach König et al. 182015: 22)

      Übung 222a

      Vergleichen Sie die hier angegebenen Wortfelder auf deren semantische Abgrenzbarkeit und die darin enthaltenen Wörter auf Bedeutungslücken und -überschneidungen. Was bedeutet das Ergebnis für die theoretische Diskussion des Wortfeldes?

      Ein bekanntes und ebenfalls einflussreiches Wörterbuch, das der Wortfeldtheorie verpflichtet ist, stellt „Der deutsche Wortschatz nach Sachgruppen“ von Franz Dornseiff (51959) dar. Hier wird der „gesamte Wortschatz […] in 20 Hauptabteilungen“ zusammengestellt; diese lauten: „1. Anorganische Welt. Stoffe / 2. Pflanzen. Tier. Mensch (körperlich) / 3. Raum. Lage. Form / 4. Größe. Menge. Zahl. Grad / 5. Wesen. Beziehung. Geschehnis / 6. Zeit / 7. Sichtbarkeit. Licht. Farbe. Schall. Temperatur. Gewicht. Aggregatzustand. Geruch. Geschmack / 8. Ortsveränderung […]“ (Dornseiff 51959: III). Unter „Farbe“ findet sich dann etwa der Eintrag „22. Violett. / lila. Violett / Amethyst. Flieder. Stiefmütterchen. Veilchen / Bischofsfarbe. Kardinalblau. Lila. Pflaumenblau. Purpur. Rotblau. Veilchenblau. Violett.“ (ebd.: 225).

      Die Schwierigkeiten, die mit der intuitiven Gliederung von Wortfeldern im Einzelnen verbunden sind, machen ein eigenes linguistisches Verfahren erforderlich, das die semantische Unterscheidbarkeit der einzelnen Wörter und mögliche Lücken eines Wortfeldes hinreichend nachweist. Dieses Verfahren wurde von der sog. strukturalistischen Linguistik im Rahmen der Merkmalsemantik (oder auch: Komponential- oder Semsemantik) entwickelt. Die Grundidee besteht dabei darin, die einzelnen Bedeutungen der Elemente eines Wortfeldes anhand von kleineren semantischen Merkmalen zu bestimmen und anhand dieser voneinander zu unterscheiden. Ein solches semantisches Merkmal wird als Sem bezeichnet, eine Einzelbedeutung, die sich aus einem oder mehreren solcher Seme zusammensetzt, als Semem; der Terminus für eine semantische Untersuchung eines Wortfelds anhand von Semen lautet Semanalyse oder Komponentenanalyse.

      Ein gutes Beispiel für eine solche Semanalyse stellen die erwähnten Verwandtschaftsbezeichnungen dar (vgl. Abb. 222b): In der Matrix werden den einzelnen Bezeichnungen (hier: Lexeme) diverse Merkmale (in eckige Klammern gefasst) zugeordnet; dabei wird zwischen zutreffend, nicht zutreffend und indifferent unterschieden. Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass jede vertikale Verteilung von Merkmalen