Der Ruul-Konflikt 15: Operation Himmelswolf. Stefan Burban. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stefan Burban
Издательство: Bookwire
Серия: Der Ruul-Konflikt
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783864027543
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die Augen auf.

      »Commodore …«, keuchte er erschöpft.

      Frank war sofort bei ihm und lächelte erleichtert auf diesen herab. »Schön, dass Sie wieder bei uns sind, Ian. Wir haben uns schon alle Sorgen gemacht.«

      »Schiff und Besatzung?«, wollte der Mann wissen.

      Frank grinste breit. »Na hör sich einer diesen Kerl an! Kaum bei Bewusstsein, und schon erkundigt er sich nach dem Schiff.« Frank tätschelte beruhigend die Schulter des Mannes. »Keine Sorge, dem Schiff geht’s gut und die meisten aus der Besatzung haben es auch überstanden. Die Saber II liegt derzeit im Orbit an einem Reparaturschiff angedockt. Der Rumpf wird gerade geflickt.«

      »Dann sind wir also noch im Serena-System?«

      Frank nickte.

      »Das bedeutet, wir haben gewonnen?«, hakte Dunlevy nach.

      »Sie haben eine großartige Siegesfeier verpasst. Vor zwei Wochen wurde Serena offiziell für neutralisiert erklärt. Wir haben die Ruul aus dem System getrieben. Fürs Erste haben wir es überstanden. Zumindest hier. Woanders wird vermutlich schon wieder die Kacke am Dampfen sein.«

      Dunlevy seufzte. »Zwei Wochen? Ich war zwei Wochen weg?«

      »Sogar etwas mehr«, bestätigte Frank. »Dabei hatten Sie noch Glück im Unglück. Genauso gut hätten Sie sich den Hals brechen können.«

      »Ich freue mich schon darauf, wieder zurück auf die Saber zu kommen.«

      Franks Lächeln schwand ein wenig. Er leckte sich über die trockenen, aufgesprungenen Lippen. Was er nun tun musste, fiel ihm sichtlich schwer. Es war jedoch allemal besser, wenn Dunlevy die schlechten Neuigkeiten von seinem kommandierenden Offizier und Freund erfuhr statt von irgendjemand anderem.

      »Hören Sie, Ian«, begann Frank. »Was das betrifft …«

      »Commodore …«, unterbrach Dunlevy ihn. »Ich kann meinen linken Arm nicht bewegen. Er … er ist doch nicht etwa weg.«

      Der Erste Offizier schlug in Panik die Decke zurück, entspannte sich allerdings, als er seinen intakten linken Arm an seiner Seite liegen sah. Dunlevy sah auf. Die Panik kehrte in seinen Blick und seinen Tonfall zurück. »Warum kann ich meinen Arm nicht bewegen? Ich spüre ihn gar nicht.«

      Frank räusperte sich. »Ian, Sie müssen verstehen, dass Sie wirklich sehr schwer verwundet waren. Sie hatten ein Schädel-Hirn-Trauma, weshalb Sie geraume Zeit im Koma lagen. Das war aber nicht alles. Als die ruulanische Salve die Saber getroffen hat und Sie über die Brücke geschleudert wurden, haben Sie sich einen Nervenschaden am linken Arm zugezogen. Und ich fürchte, er ist irreversibel.« Frank zögerte. »Es … es tut mir leid, alter Freund. Sie werden Ihren linken Arm nie wieder benutzen können.«

      »Was?« Dunlevys Stimme nahm einen beinahe schrillen Tonfall an. »Das ist doch unmöglich. Die Ärzte werden doch etwas dagegen unternehmen können. Die werden doch etwas machen können. Wir leben im 22. Jahrhundert, verdammt noch mal! Heutzutage kann man fast alles heilen.«

      »Das Zauberwort heißt fast. Die Ärzte versicherten mir, dass der Schaden inoperabel ist. Es … es tut mir wirklich sehr leid, Ian. Aber für Sie ist der Krieg vorbei. Sie gehen mit dem nächsten Verwundetentransport zurück zur Erde, wo Sie in ein Reha-Zentrum für Veteranen kommen und anschließend mit allen Ehren entlassen werden.«

      Frank sah die Tränen in den Augen des Mannes. Sein Erster Offizier kämpfte aber tapfer darum, sie nicht zu vergießen. »Verdammt! Das war es also mit meiner Karriere.« Er seufzte. »Na ja, man muss das alles auch positiv sehen. Jetzt habe ich endlich genug Zeit für die Familie.«

      »Sandra wird sich freuen, wenn sie Sie wieder zu Hause hat, wo Sie umsorgt werden können.«

      Dunlevy schnaubte. »Sie wird es hassen.«

      Frank neigte leicht den Kopf zur Seite. »Vermutlich. Sie wird aber zu schätzen wissen, dass Sie immer noch am Leben sind.«

      Dunlevy nickte mühsam. Sogar diese kurze Bewegung mit dem Kopf schien ihn bereits auszulaugen. »Hat man Ihnen schon einen Ersatzmann zugewiesen?«

      Frank nickte fast unmerklich. »Ich erwarte ihn demnächst. Bin schon gespannt, wen man mir aufs Auge gedrückt hat.«

      »Wird bestimmt ein guter Offizier sein.«

      »Für Sie gibt es keinen Ersatz, Ian.« Frank war sich bewusst, wie abgedroschen und klischeehaft die Bemerkung klang. Dennoch hatte er das Gefühl, irgendetwas in dieser Richtung sagen zu müssen. Er hoffte, es würde seinem ehemaligen XO wenigstens ein klein wenig Trost bieten. Der Mann war ein Vollblutoffizier und hatte sein ganzes Dasein in den Dienst der Flotte gestellt, zulasten seines Privatlebens. Er hatte mehr Zeit im Weltraum verbracht als in seinem Zuhause in der Nähe von Dublin.

      Es würde für ihn schwer werden, ins Zivilleben zurückzukehren, auch wenn in manchen Berufszweigen Veteranen sehr gefragt waren, selbst die Versehrten unter ihnen. Sicherheitsfirmen zum Beispiel rissen sich geradezu um sie. Man stellte sie als Berater ein. Gut möglich, dass eine der besagten Firmen in den nächsten Monaten auf Dunlevy zukommen und ihm ein lukratives Angebot unterbreiten würde. Frank hoffte es. Wenn es jemand verdient hatte, dann Ian.

      »Schon eine neue Mission zugewiesen bekommen?«, wollte Dunlevy wissen und riss Frank damit aus seinen Gedanken.

      »Noch nicht, aber ich habe morgen eine Besprechung mit Hoffer. Ich vermute, es geht um den nächsten Einsatz. Ich bin schon sehr gespannt.«

      Frank nickte. »Dann wünsche ich Ihnen viel Glück!« Der Mann zwang sich zu einem schmalen Lächeln. »Wenn Sie das nächste Mal auf der Erde sind, dann hoffe ich, Sie besuchen Sandra und mich.«

      »Das werde ich ganz sicher«, erwiderte Frank und gab Dunlevy freundschaftlich die Hand. Er hatte die Botschaft verstanden. Der Mann wollte jetzt allein sein. Es gab viel, worüber Dunlevy nachdenken und was er verarbeiten musste. Er würde aber lernen, mit seinem Schicksal zurechtzukommen. Das hoffte Frank jedenfalls.

      Die beiden Männer nickten sich gegenseitig ein letztes Mal respektvoll zu, verabschiedeten sich voneinander und Frank verließ das Krankenzimmer. Noch während sich die Tür zischend hinter ihm schloss, vernahm er das verzweifelte Schluchzen seines ehemaligen Ersten Offiziers.

      Einen Tag später stand Frank auf dem schneeweißen Korridor vor dem privaten Quartier Vizeadmiral Dennis Hoffers an Bord der Prince of Wales und starrte durch ein Bullauge hinaus ins All.

      Nicht zum ersten Mal fragte er sich, warum es immer den Charakter eines Gesprächs mit dem Direx besaß, wenn man zu seinem kommandierenden Offizier gerufen wurde.

      Frank starrte an sich herunter, glättete zum wiederholten Mal seine Uniform und zupfte imaginäre Flusen vom Stoff. Dabei wusste er gar nicht, warum er so nervös war. Es ging höchstwahrscheinlich um die nächste Mission und nicht um einen Anschiss. Er hatte keinen Mist gebaut, jedenfalls nicht in letzter Zeit – nicht dass er wüsste.

      Vor Hoffers Quartier stand eine Doppelwache Marines auf Posten. Die beiden Soldaten starrten geradeaus mit hinter dem Rücken verschränkten Händen. Sie nahmen von Frank keine Notiz, aber das Holster ihrer Seitenwaffe war geöffnet, sodass sie jederzeit ihre Handfeuerwaffe griffbereit hatten, sollte sich eine Bedrohungslage ergeben. Die beiden Männer wirkten zwar entspannt, aber auch äußerst kompetent.

      Schritte ließen Frank herumfahren. Vom anderen Ende des Korridors näherten sich vier Personen: ein Mann im Weiß der Flotte gekleidet, eine Frau im Schwarz des MAD sowie zwei männliche MAD-Offiziere.

      Als die vier näher traten, erkannte Frank Vizeadmiral Laszlo Dushku von der Vigilantes. Beim ruulanischen Festungsmond hatte dessen Gegenangriff Frank und seinem kompletten Geschwader den Arsch gerettet. Trotzdem war er nicht froh, den Mann zu sehen. Als Dushku ihn erkannte, verzog dieser mürrisch die Miene. Er schien nicht minder verstimmt zu sein, Frank zu sehen.

      Hoffer musste den Bereich vor seinem Quartier mittels einer Kamera überwacht haben, denn als die vier Offiziere sich näherten, öffnete sich die Tür und gab den