Woyzeck. Georg Büchner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Georg Büchner
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9788726544336
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Was?

      Woyzeck. Red was! (Starrt in die Gegend.) Andres! wie hell! Über der Stadt is alles Glut! Ein Feuer fährt um den Himmel und ein Getös herunter wie Posaunen. Wie’s heraufzieht! — Fort! Sieh nicht hinter dich! (Reißt ihn ins Gebüsch.)

      Andres(nach einer Pause). Woyzeck, hörst du’s noch?

      Woyzeck. Still, alles still, als wär die Welt tot.

      Andres. Hörst du? Sie trommeln drin. Wir müssen fort!

      Die Stadt

      Marie, mit ihrem Kind am Fenster. Margret.

       (Der Zapfenstreich geht vorbei, der Tambourmajor voran.)

      Marie (das Kind wippend auf dem Arm). He, Bub! Sa ra ra ra! Hörst? Da kommen sie!

      Margret. Was ein Mann, wie ein Baum!

      Marie. Er steht auf seinen Füßen wie ein Löw. (Tambourmajor grüßt.)

      Margret Ei, was freundliche Auge, Frau Nachbarin! So was is man an ihr nit gewöhnt.

      Marie(singt). Soldaten, das sind schöne Bursch . . .

      Margret. Ihre Auge glänze ja noch —

      Marie. Und wenn! Trag Sie Ihre Auge zum Jud, und laß Sie sie putze; vielleicht glänze sie noch, daß man sie für zwei Knöpf verkaufe könnt.

      Margret. Was, Sie? Sie? Frau Jungfer! Ich bin eine honette Person, aber Sie, es weiß jeder, Sie guckt sieben Paar lederne Hose durch!

      Marie. Luder! (Schlägt das Fenster durch.) Komm, mei Bub! Was die Leute wolle. Bist doch nur ein arm Hurenkind und machst deiner Mutter Freud mit deim unehrliche Gesicht! Sa! sa! (Singt.)

      Mädel, was fangst du jetzt an?

      Hast ein klein Kind und kein’ Mann!

      Ei, was frag ich danach?

      Sing ich die ganze Nacht

      Heio, popeio, mei Bu, juchhe!

      Gibt mir kein Mensch nix dazu.

      Hansel, spann deine sechs Schimmel aus,

      Gib ihn’ zu fresse aufs neu!

      Kein’ Haber fresse sie,

      Kein Wasser saufe sie,

      Lauter kühle Wein muß es sein, juchhe!

      Lauter kühle Wein muß es sein.

       (Es klopft am Fenster.)

      Marie. Wer da? Bist du’s, Franz? Komm herein!

      Woyzeck. Kann nit. Muß zum Verles’.

      Marie. Hast du Stecken geschnitten für den Hauptmann?

      Woyzeck. Ja, Marie.

      Marie. Was hast du, Franz? Du siehst so verstört.

      Woyzeck(geheimnisvoll). Marie, es war wieder was, viel — steht nicht geschrieben: Und sieh, da ging ein Rauch vom Land wie der Rauch vom Ofen!

      Marie. Mann!

      Woyzeck. Es ist hinter mir hergangen bis vor die Stadt. Etwas, was wir nicht fassen, begreifen, was uns von Sinnen bringt. Was soll das werden?

      Marie. Franz!

      Woyzeck. Ich muß fort. — Heut abend auf die Meß! Ich hab wieder was gespart. (Er geht.)

      Marie. Der Mann! So vergeistert. Er hat sein Kind nicht angesehn! Er schnappt noch über mit dem Gedanken! — Was bist so still, Bub? Furchtst dich? Es wird so dunkel; man meint, man wär blind. Sonst scheint als die Latern herein. Ich halt’s nit aus; es schaudert mich! (Geht ab.)

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