Wie ein Schock überkommt mich die schreckliche Realität und mir wird bewusst, was ich gemacht habe. Es läuft mir kalt den Rücken hinunter und tausend Gedanken schießen mir durch den Kopf. Jetzt zittere ich nicht vor Lust und Geilheit, sondern vor Entsetzen. Meine Augen werden feucht, ich kann das Schluchzen nicht unterdrücken und laufe in die Dusche. Nicht einmal das eiskalte Wasser, mit dem ich mich bestrafe, kann mich von dem Schrecken erlösen. Dann fühle ich Hände auf meinen Schultern und als ich mich umdrehe, stehen Antoine und Jeff da. Beide sehen so schuldbewusst drein, als ob sie gerade einen Mord begangen hätten. Dabei sind nicht sie es, die fremdgegangen sind. Sie trifft ganz bestimmt keine Schuld. Jeff streicht mir über die Wange, sieht mich mit seinen stahlblauen Augen fragend an.
»Es tut uns leid. Wir wissen, dass du verheiratet bist. Es war nur, du bist einfach so wunderhübsch und gefällst mir und Antoine so gut. Wir haben uns oft über dich unterhalten.«
Antoine sagt: » Man sieht, dass es dir nicht gut geht und du leidest. Ich denke mir, du solltest dir wegen dem, was zwischen uns passiert ist, keine Schuld geben. Es ist eher so, dass das zeigt, dass du auf dem falschen Weg bist und dich in deiner Ehe nicht mehr wohl fühlst.«
Jeff nickt bei den Worten seines Kollegen.
»Du bist nur eine Frau, die etwas gesucht hat. Etwas, dass sie wohl von ihrem Ehemann nicht mehr bekommt. Vielleicht kannst du es ja irgendwann als Kompliment sehen, dass wir dir nicht widerstehen konnten. Ich schwöre dir hoch und heilig, dass wir so etwas noch nie gemacht haben und ich bin mir sicher, dass so was auch nie mehr passiert.« Jeff küsst mich auf die Wange, dann Antoine, und mit zusammengepressten Lippen und hängenden Schultern verlassen sie die Damenumkleide.
***
Sandra schnippst mit den Fingern und holt mich aus meinem Tagtraum und meinen Erinnerungen in das Hier und Jetzt zurück. Ich erzähle ihr in groben Zügen, was passierte und wie es dazu gekommen ist. Die Details lasse ich aus. Als ich mein Geständnis beende, sehe ich meine Freundin fragend an, warte auf ihr Urteil. Sie sitzt da, versucht all das, was ich ihr gerade erzählt habe, zu verarbeiten, und kaut dabei nachdenklich auf ihrer Unterlippe. Schließlich setzt sie sich zurück, strafft die Schultern und räuspert sich.
»Soll ich dir ganz ehrlich und unverblümt sagen, was ich denke?« Bei ihren Worten zucke ich leicht zusammen, aber ich sage: »Ja.«
»Gut. Ich denke, ganz egal, was du machst, deine Ehe ist im Arsch. Nicht wegen dem, was du gemacht hast, das war nur der letzte Beweis. Aus welchem Grund auch immer, ist das, was dich und Wolfgang verbunden hat, verloren gegangen. Vielleicht ist es einfach der Alltag. Beziehungskiller Nummer eins. Für dich selbst bitte ich dich, ganz ehrlich mit deinem Mann zu reden. Monika, du bist nicht die Art Frau, die eiskalt fremdgeht und dann so tut, als ob nichts gewesen wäre. Auch wenn der Gefühlsklotz an deiner Seite nichts von deiner Veränderung bemerkt, aber wenn du mit ihm zusammenbleibst, wirst du ewig unter deinem schlechten Gewissen leiden. Natürlich hast du noch Gefühle für Wolfgang und das beweist, was für ein feinfühliger und sensibler Mensch du bist, und so, wie ich ihn kenne, kannst du vernünftig mit ihm reden und ihm sagen, dass eine Trennung das Beste für euch wäre. Wahrscheinlich wird er dir sogar zustimmen. Man muss sich einfach eingestehen, wenn das Spiel verloren ist. Und wegen Nikole brauchst du dir gar keine Sorgen zu machen. Wenn sie nur ein bisschen etwas von dir hat, und du und dein Mann trotz der Scheidung respektvoll miteinander umgeht, wird euch die Sorge um das Wohlergehen eurer Tochter trotzdem vereinen. Aber bitte, bitte! Für dich selbst. Belaste dich nicht mehr mit dem Seitensprung. Geh nach Hause, beende eure Beziehung und fang ein neues Leben an.«
Ich glaube, es war die beste Idee, die ich seit Langem gehabt habe, dass ich Sandra um Hilfe gebeten habe. Ich bin ein sehr gefühlsbetonter Mensch, aber sie schafft es so gut wie in jeder Situation, rational zu denken. Ich weiß und ich fühle, dass sie recht hat. Was hilft es mir, wenn ich mich wegen meiner Verfehlung selbst verurteile, und was hilft es mir, wenn ich mir deswegen Ausreden zurechtlege? Wie sie gesagt hat, es war nur ein Beweis dafür, dass meine Ehe vorbei ist. Irgendwie bin ich erleichtert, dass ich mir das selbst eingestehen kann.
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Ich habe offen und ehrlich mit Wolfgang geredet und obwohl er in der letzten Zeit gefühlskalt war, hat er bei meinen Worten feuchte Augen bekommen. Er musste sich sehr beherrschen, um nicht zu weinen, hat sich dann aber gefangen und einfach nur gesagt, dass ich recht habe. Wir haben uns versprochen, trotzdem respektvoll miteinander umzugehen, nicht nur für Nikole, auch für