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Unbändige Geilheit | Erotische Geschichten
von Dee Lyster
Dee Lyster ist das Pseudonym eines 1981 in Graz geborenen Schriftstellers. Seine Geschichten zeugen von einem aufregenden Leben. Als ehemaliger Türsteher, Personenschützer und Profikampfsportler verarbeitet er viele seiner persönlichen Erfahrungen und Abenteuer in abwechslungsreichen Novellen. In der Partnerschaft mit seiner Seelenliebe hat er 2017 seinen Anker im Leben gefunden und widmet sich in der Freizeit der Literatur. Manche seiner Geschichten haben eine humoristische Note, andere stimmen melancholisch oder wecken die Lust auf Abenteuer. Doch all seine Werke haben eines gemeinsam: Sex und Erotik in allen Facetten.
Lektorat: A. K. Frank
Originalausgabe
© 2021 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © SL ADV @ shutterstock.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783750700628
www.blue-panther-books.de
Hartes Training - Die geilen FitnessTrainer
Sandra sieht mich mit diesem fragenden Blick an. Schon als wir noch Kinder waren, konnte ich ihrem stechend blauen Blick nicht standhalten. Bei ihrer Arbeit als Staatsanwältin kann ich mir gut vorstellen, dass so mancher Angeklagte alleine bei diesem Blick ein Geständnis ablegt.
»Komm schon, Monika. Was ist los? Ich sehe dir ja an, dass etwas nicht stimmt.« Meine Augen werden feucht, ich schaue verlegen zur Seite, lache, um meine Tränen zu überspielen. Sie greift nach meiner Hand, streicht mir sanft darüber.
»Ich dachte, bei dir und Wolfgang läuft alles perfekt. Also wenn ich mir deine Facebook-Seite so ansehe, da bin ich jedes Mal neidisch. Urlaub in Jesolo, Grillpartys mit Freunden, Wanderungen, Ausflüge, Essen gehen. Und wie groß Nikole schon geworden ist! Wie alt ist sie jetzt? Drei?«
Ich nicke, mir steckt ein Kloß im Hals.
»Sicher, auf Facebook sieht immer alles toll aus«, antworte ich mit trockener Stimme.
»Und warum? Weil jeder nur die schönen Momente postet. Was hinter der Fassade steckt, will keiner zeigen. Niemand lässt die Maske fallen. Jedes Leben ist perfekt.«
»Da hast du recht«, sagt meine Freundin und ich glaube zu sehen, dass sie für einen kurzen Moment die Augen traurig niederschlägt. Oder habe ich mir das nur eingebildet? Doch sofort richtet sie ihr schönes langes schwarzes Haar, wirft es über ihre Schultern, die in einem sehr teuer aussehenden Blazer stecken, welches perfekt zu ihrer damenhaften Eleganz passt.
»Also, erzähl schon, Monika. Ich bin neugierig, wie dein Leben aussieht, und vielleicht kann ich dir ja irgendwie helfen. So wie damals, als wir Teenies waren. Mit dem ersten Liebeskummer und den anderen Problemen.«
Ich lächle, als ich an diese Zeit zurückdenke.
»Es hat kurz nach der Hochzeit angefangen. Weißt du, ich habe Wolfgang geliebt und liebe ihn noch immer, glaube ich. Aber er hat sich sehr verändert. Und das macht mich fertig.«
Sandra sieht mich überrascht an.
»Ja, es stimmt. Du weißt doch noch in der Anfangszeit, wie ich von ihm geschwärmt habe.«
»Ja. War richtig nervtötend. Wolfgang hier. Wolfgang da. Wolfgang hat mir Blumen mitgebracht. Wolfgang hat mich zu einem romantischen Essen eingeladen.«
Genau so war das damals auch. Ich hatte meinen zukünftigen Mann auf dem Feuerwehrball im Nachbarort kennengelernt. Er war mir sofort aufgefallen. Seine nach der neuesten Mode geschnittenen schwarzen Haare, frisch rasiert und er trug einen Anzug, der ihm großartig gestanden hatte.
»Ja, das war damals. Er hat sich so sehr um mich bemüht. Jeden Tag hat er sich so benommen, als müsste er mich aufs Neue erobern.«
»Ja, und jetzt?«
Ich lache auf, werde sogar ein bisschen zornig.
»Es hat sich so langsam eingeschlichen. Der Alltag. Das ›Alles-als-selbstverständlich-nehmen‹. Mich als selbstverständlich nehmen. Weißt du, er gibt mir das Gefühl, seine Putzfrau zu sein, seine Haushälterin. Es hat damit angefangen, dass er sich nicht mehr bedankt hat, wenn ich gekocht oder seine Wäsche gewaschen und gebügelt habe. Früher hat er mir jedes Mal einen Kuss gegeben, dazu einen Klaps auf den Po und mir ein ehrlich gemeintes Danke gesagt. Mit dem Bedanken war irgendwann Schluss und heute ist es sogar schon so weit, dass er mich anschnauzt, wenn seine Arbeitshose nicht richtig sauber ist. Wenn es etwas zu Essen gibt, das er nicht mag, macht er ein Gesicht wie dreißig Tage Regenwetter und ist stinksauer.«
»Er schlägt dich doch nicht? Oder doch?«, platzt Sandra heraus.
»Nein!«, sage ich bestimmt.
»Niemals! So schlimm ist es nun auch wieder nicht.« Aber ich wünsche mir fast, dass Wolfgang mich geschlagen hätte. Hört sich blöd an, denn wie viele arme Frauen gibt es, die von ihren Ehemännern geprügelt werden? Und die sich Hilfe wünschen, in Gedanken ihren Mann verlassen oder ihn sogar töten und dann einfach zu schwach sind, um sich zur Wehr zu setzen, und ich blöde Kuh wünsche mir, dass mein Mann mich misshandelt? Ja, weil ich dann das, was ich gemacht habe, rechtfertigen könnte. Wenn auch nur vor mir selbst.
»Nein. Er hat mich nie angerührt und das würde er auch niemals machen.«
»Gut.« Sandra scheint erleichtert.
»Aber trotzdem war das letzte Jahr die Hölle für mich. Nikole war oft krank, Wolfgang bei der Arbeit und ich habe mich total überfordert gefühlt. Der Haushalt, das Kind. Sie war nie ernsthaft krank«, werfe ich ein, als ich Sandras besorgten Blick sehe.
»Aber sie hat sich in der Kinderkrippe, in die ich sie zwei Mal wöchentlich gebe, halt die ganze Zeit irgendwas eingefangen. Erkältung, dann Angina und so weiter und so fort. Eigentlich wollte ich Nikole ja nicht so früh weggeben, aber ich hab einfach bemerkt, dass ich ein bisschen Zeit für mich brauche.«
»Das verstehe ich, auch wenn ich keine Kinder habe. Aber wenn du immer nur zu Hause bist und die Familie versorgst, muss dir ja irgendwann die Decke auf den Kopf fallen. Für mich wäre das ohnehin nichts. Ich würde mir, sobald ich Kinder habe, trotzdem genug Zeit für mich selbst nehmen. Du musst ja fast schon wahnsinnig geworden sein.«
»Ja, das bin ich beinahe auch. Weißt du, ich habe das anfangs alles gern gemacht. Die Hausfrau spielen. Mann und Kind versorgen. Aber ich wollte glücklich dabei sein. Ich wollte, dass meine Arbeit geschätzt wird. Ich habe mir vorgestellt, den ganzen Tag mit Nikole zu Hause zu verbringen. Mit ihr zu spielen, den Haushalt zu machen und abends dann meinen Mann mit einem Kuss an der Haustür begrüßen. Ich wollte, dass er mich dabei noch genauso verliebt ansieht, wie in unserer Anfangszeit. Aber er kommt nun schon seit einiger Zeit zwei Stunden später als sonst nach Hause, weil er ja mit den Kollegen noch auf ein Bier gehen muss. Wenn er dann heimkommt, stellt er seine Arbeitstasche in die Ecke, setzt sich vor den Fernseher und ich serviere ihm das Mahl. Er sieht mich einfach als selbstverständlich an. Ich würde es ja verstehen, wenn das gelegentlich so wäre. Er muss hart arbeiten und wenn er da erschöpft ist, ist das kein Wunder. Aber das Traurige ist, dass er keine Notiz von mir nimmt.«
»Liebt er dich noch oder hat er eine andere?«
»Eine andere hat er mit Sicherheit nicht. Und ich glaube auf jeden Fall, dass er mich noch liebt.« Und genau das macht alles noch schlimmer. Es ist mir bewusst, dass Wolfgang für mich und Nikole so hart arbeitet. Dass er für uns so viele Überstunden macht, um uns ein schönes Leben zu ermöglichen. Aber ich frage mich, was das alles zählt, wenn er mir seine Liebe nicht mehr zeigt und ich das Gefühl habe, nicht mehr als ein Möbelstück zu sein.
»Was ist mit Sex?«
Da lache ich auf.
»Sandra, ein Sexualleben kann ich das, was wir haben, nicht nennen. Leidenschaft war früher. Heute legt er sich alle paar Tage mal auf mich drauf, spritzt nach ein paar Minuten