Die Testamente der zwölf Patriarchen. Paul Rießler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Paul Rießler
Издательство: Bookwire
Серия: Die verlorenen Bücher der Bibel (Digital)
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783849659561
Скачать книгу

      2. Kapitel

      1

      Nun hört mich Kinder,

      was ich in meiner Buße

      von jenen sieben Irrtumsgeistern sah!

      2

      Dem Menschen sind von Beliar sieben Geister mitgegeben;

      sie sind die Führer bei den Jugendstreichen. -

      3

      Es wurden bei der Schöpfung sieben Geister ihm gegeben,

      daß jedes Menschenwerk darauf beruhe.

      4

      Der erste ist der Geist des Lebens;

      mit ihm ist die Natur geschaffen.

      Der zweite ist der Geist des Blickes,

      wodurch der Wunsch entsteht.

      5

      Der dritte ist der des Gehörs,

      wodurch der Unterricht erfolgt.

      Der vierte ist der des Geruchs,

      womit die Lust verbunden ist,

      den Atem und die Lust in sich zu ziehen.

      6

      Der fünfte ist der Geist der Rede,

      wodurch Erkenntnis kommt.

      7

      Der sechste ist der des Geschmacks,

      womit man Speis und Trank genießt

      und Kraft erlangt;

      denn in der Nahrung ruht die Stärke.

      8

      Der siebte ist die Kraft des Zeugens und des Beiwohnens;

      die Sünde dringt dabei durch Wollust ein.

      9

      Deshalb ist dieser auch der letzterschaffene,

      der erste aber in der Jugend,

      von Torheit voll.

      Er führt den Jüngling, einem Blinden gleich, zur Grube,

      gleich einem Tier zum Abgrund.

      3. Kapitel

      1

      Bei allen diesen ist der Geist des Schlafs als achter;

      mit diesem ward Verzückung der Natur geschaffen,

      zugleich des Todes Bild.

      2

      Und diesen Geistern ist der Geist des Irrtums beigemischt. –

      3

      Der erste Geist der Buhlerei

      beruht auf der Natur und auf den Sinnen.

      Der zweite ist der Geist der Unersättlichkeit des Bauchs.

      4

      Der dritte ist der Geist des Streites in der Leber und der Galle.

      Der vierte ist der Geist der Ziererei und Schmeichelei,

      um aufzufallen und um hübsch zu scheinen.

      5

      Der fünfte ist des Hochmuts Geist,

      um stolz und hochmütig zu sein.

      Der sechste ist der Geist der Lüge,

      der auf Verderben sinnt

      und Eifer zeigt,

      den Feind und Gegner zu betrügen

      und sich vor Freund und Anverwandten zu verbergen.

      6

      Der siebte ist der Geist des Unrechts,

      wodurch die Diebstähle und Räubereien erfolgen,

      um seines Herzens Lust zu stillen.

      Er wirkt in dem Vereine mit den andern Geistern Unrecht

      durch Annahme von Gaben.

      7

      Der Geist des Schlafs, der achte Geist,

      gesellt sich allen diesen bei;

      er ist ein Geist des Irrtums und der Phantasie.

      8

      Und so geht jeder junge Mann zugrund.

      Verdunkelt er nun vor der Wahrheit den Verstand,

      dann fehlt ihm die Erkenntnis im Gesetze Gottes

      und er gehorcht nicht seiner Väter Mahnungen.

      So litt auch ich in meiner Jugend.

      9

      Nun, Kinder, liebt die Wahrheit!

      Dann schätzt sie euch.

      Hört auf die Worte eures Vaters Ruben!

      10

      Betrachtet niemals eines Weibes Angesicht!

      Seid nie allein mit einer Ehefrau!

      Gebt euch nicht ab mit Weibersachen!

      11

      Hätt ich die Balla nicht gesehen,

      wie sie an einem stillen Orte badete,

      so hätt ich niemals jene große Missetat begangen.

      12

      Doch nahm mein Sinn die Weibesnacktheit wahr

      und diese ließ mich nicht mehr schlafen,

      bis ich die Greueltat begangen.

      13

      Mein Vater Jakob ging zu seinem Vater Isaak,

      indessen wir in Gader waren,

      ganz nah bei Ephrata des Hauses Betlehem.

      Und Balla lag in Trunkenheit,

      im Schlafgemache unverhüllt.

      14

      Ich ging hinein, sah ihre Nacktheit

      und tat die Sünde.

      Dann ging ich wieder fort

      und ließ sie schlafend dort.

      15

      Doch sogleich offenbarte Gottes Engel

      dem Vater Jakob meine Freveltat.

      Er kam zurück, voll Trauer über mich

      und er berührte sie nicht weiter mehr.

      4. Kapitel

      1

      Beachtet also nicht der Weiber Schönheit!

      Merkt nicht auf ihre Taten!

      In Herzenseinfalt,

      in Furcht des Herrn, so wandelt

      und müht euch ab mit Arbeiten!

      Beschäftigt euch mit Wissenschaften,

      mit euren Herden,

      bis daß der Herr ein Weib euch gibt,

      so wie er will,

      daß ihr nicht leidet so wie ich.

      2

      Bis zu dem Todestage unseres Vaters

      besaß ich nimmermehr den Mut,