Die goldene Regel der Landschaftsfotografie
AUFNAHMEORT: CANNON BEACH, OREGON
Wenn Sie absolut professionelle Landschaftsaufnahmen machen wollen, müssen Sie die »goldene Regel« der Landschaftsfotografie beachten, die da lautet: nur in goldenem Licht fotografieren. Okay, das Licht muss nicht zwingend »golden« sein, aber weich, schön und bezaubernd, und das passiert nur zweimal am Tag. Und zu diesen beiden Tageszeiten fotografieren wir: (1) Ab etwa dreißig Minuten vor Sonnenaufgang bis etwa 10 bis 15 Minuten nach Sonnenaufgang. Danach wird das Licht schnell härter, die schöne Farbe verschwindet, und es wird Zeit, die Ausrüstung zusammenzupacken und frühstücken zu gehen. Die andere Zeit (2) ist etwa eine Stunde vor bis etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang. In der Abenddämmerung haben Sie also ein viel längeres Zeitfenster zum Fotografieren. Zu diesen beiden Tageszeiten finden Sie das weiche, warme Licht und die sanften Schatten vor, die für eine professionelle Landschaftsaufnahme mit gutem Licht sorgen. Was tun Sie also für den Rest des Tages? Sie können einige Bilder nachbearbeiten, Ihre Aufnahmen sortieren, sich schlafen legen, für ein paar kleine Ladendiebstähle in die Stadt fahren – eben alles außer fotografieren. Könnten Sie denn nicht auch im harten Mittagslicht ein anständiges Foto machen? Ja, klar. Aber immer, wenn ich so eins sehe, muss ich denken: »Nicht schlecht. Schade, dass es nicht im Morgengrauen oder in der Abenddämmerung fotografiert wurde – das hätte ein großartiges Bild werden können.« Sehen Sie sich die Arbeiten der besten Landschaftsfotografen an. Betrachten Sie ihre Instagram-Feeds und achten Sie dabei auf den großen gemeinsamen Nenner – das tolle Licht. Sie können entweder der Fotograf sein, der Landschaften bei schlechtem Licht fotografiert, oder Sie können sich an die goldene Regel halten und ein paar richtig schöne Bilder machen. Sie haben die Wahl.
Wann Sie auf jeden Fall Stativ und Fernauslöser brauchen
Wie Sie wissen (oder auf der vorigen Seite gelesen haben), fotografieren Sie Landschaften meist vor Sonnenaufgang und um den Sonnenuntergang herum. In beiden Fällen gibt es nicht allzu viel Licht, sodass der Verschluss viel länger geöffnet bleibt als gewöhnlich. Wenn Sie versuchen, solche längeren Belichtungen aus der Hand zu machen, werden Sie Unmengen von verwackelten Fotos bekommen. Deshalb verwenden Landschaftsfotografen normalerweise immer ein Stativ – die Kamera muss absolut bewegungslos bleiben, während der Verschluss geöffnet ist. Nur so kann sie richtig scharfe Belichtungen machen. Das Stativ ist hier also zwingend erforderlich. Ein absolutes Muss. Und wenn Sie sich die Mühe machen, ein Stativ mit sich herumzutragen und aufzubauen, dann sollten Sie den Auslöser auch nicht mit dem Finger betätigen. Beim Drücken des Auslösers bewegt sich die Kamera, und das führt zu verwackelten Aufnahmen. Aus diesem Grund müssen Sie entweder einen Kabelauslöser verwenden (ein Kabel, das an die Kamera angeschlossen wird, sodass Sie den Auslöser betätigen können, ohne die Kamera zu berühren), oder – wenn die Kamera über einen eingebauten drahtlosen Auslöser verfügt, was wahrscheinlich der Fall ist, wenn Sie das Gerät in den letzten Jahren gekauft haben – Sie laden sich die kostenlose, für Ihre Kamera passende App herunter (alle Hersteller wie Sony, Fuji, Canon, Olympus und Nikon haben eine eigene kostenlose App). Dann lösen Sie drahtlos direkt über die App aus. Es spielt keine Rolle, welche dieser Methoden Sie anwenden, solange Sie eine davon nutzen.
Mein Lieblingsobjektiv für Landschaften
Die meisten Landschaftsfotos entstehen mit einem Weitwinkelobjektiv. Man will die großen, weiten, monumentalen Ansichten einfangen, und genau dafür sind Weitwinkelobjektive gemacht. Aber welche Brennweite benötigen Sie? Viele Leute halten 24 mm für die richtige Brennweite, und deshalb entscheiden sich viele Landschaftsfotografen für ein 24–70-mm-Objektiv. Aber ich glaube, es gibt eine bessere Wahl. Wenn 24 mm der »Sweet Spot« ist, was ist dann mit 70 mm? Tja, außer für ein Panoramafoto werden Sie die 70 mm nicht besonders häufig einsetzen, vielleicht gar nicht. Auch 50 mm Brennweite werden Sie nicht brauchen. Deshalb bevorzuge ich für die Landschaftsfotografie ein 16–35-mm-Objektiv. Damit decken Sie den Sweet Spot bei 24 mm ab und haben außerdem ein 35-mm-Objektiv (das ist immer noch weitwinklig, aber jetzt können Sie etwas hineinzoomen). Dann haben Sie aber auch noch die Option auf ein 16-mm-Ultraweitwinkelobjektiv. Das ist toll, wenn Sie ein ausdrucksstarkes Objekt im Vordergrund haben – so können Sie eine absolut monumentale Aufnahme erzielen, in der die Vordergrundobjekte überlebensgroß abgebildet werden. Diese Art von Objektiv ist wesentlich vielseitiger, leichter und auch deutlich billiger, vor allem, wenn Sie, so wie ich, ein 16–35-mm-f/4-Objektiv verwenden. Mit Blende f/2.8 werden Sie ohnehin keine Landschaften fotografieren (eher schon mit Blende f/11), also sparen Sie sich das Geld, den Stauraum und das zusätzliche Gewicht, und nehmen Sie das f/4-Objektiv.
Welche Blende Sie für Landschaftsfotos verwenden sollten
Wenn ich mich auf eine einzige Blende für Landschaftsaufnahmen festlegen müsste, würde mir das nicht schwerfallen: Ohne Zweifel wäre es Blende 11. Damit kann man alles im Bild von vorne bis hinten scharfstellen, und die meisten Objektive sind bei Blende f/11 auch ziemlich scharf. Sie erhalten also eine große Schärfentiefe und ein scharfes Bildergebnis. Mit der Blendeneinstellung f/11 müssen Sie ein Stativ verwenden, weil diese Blende nur wenig Licht hereinlässt, aber Sie wollten ja sowieso ein Stativ nutzen, also … bitte schön.
Wenn Sie Landschaftsfots machen, sind Sie wahrscheinlich schon mehrfach nach Hause gekommen und waren enttäuscht, dass Ihre Fotos nicht die Wahnsinnsaussicht zeigten, die Sie mit eigenen Augen gesehen haben. Es ist wirklich schwierig, die Tiefe einer Landschaft und das Gefühl, vor Ort zu sein, in einem zweidimensionalen Bild zu vermitteln. Deshalb sollten Sie sich an eine dieser beiden Empfehlungen halten: (1) Probieren Sie nicht, alles festzuhalten. Richtig, nutzen Sie ein Zoomobjektiv und fangen Sie absichtlich nur einen bestimmten Teil der Szene ein, der das große Ganze andeutet. (2) Kaufen Sie ein Ultraweitwinkelobjektiv. Kein Fisheye-Objektiv, sondern ein Ultraweitwinkelobjektiv (etwa mit 12 mm Brennweite). Wenn Sie versuchen, alles einzufangen, ist ein Ultraweitwinkelobjektiv oft genau das Richtige, um großartige Ansichten zu erfassen.
Vermeiden Sie, einzelne Bildteile überzubelichten
Zu den größten Fehlern in der Landschaftsfotografie gehört es, wenn Bildbereiche so hell werden, dass dort Details verloren gehen. Wir sprechen dann von »ausgefressenen« oder »beschnittenen« Lichtern. Einzelne Bereiche sind dabei so hell, dass es dort keinerlei Details, keine Pixel, einfach nichts mehr gibt. Am häufigsten kommt das bei Wolken oder schneebedeckten Bergen (oder Schnee ganz allgemein) vor – alle hellen Bildbereiche können tendenziell ausfressen. Wir können dem bereits in der Kamera entgegenwirken, und das sollten Sie möglichst auch tun, denn ein stark ausgefressener Bereich lässt sich im Nachhinein nicht mehr reparieren – ein leichtes Ausfressen schon, aber wenn es zu weit geht, sind die Details endgültig weg, und Ihr Bild ist ruiniert. Aus diesem Grund hat fast jede Kamera eine eingebaute Überbelichtungswarnung, damit Sie die Belichtung so weit herabsetzen können, bis das Problem behoben ist. Bei dieser Funktion blinken die übersteuerten Bildbereiche im Kameradisplay (daher werden