Das rat ich dir – und wenn ich wiederkomme,
Will ich gebratne Wurst mit Kohlköpf' essen.
CHARIS:
Was du begehrst: Was säum ich auch noch länger?
Was zaudr ich noch? Ist er's nicht? Ist er's nicht?
SOSIAS:
Ob ich es bin?
CHARIS:
Sieh mich in Staub.
SOSIAS:
Was fehlt dir?
CHARIS:
Sieh mich zerknirscht vor dir im Staube liegen.
SOSIAS:
Bist du von Sinnen?
CHARIS:
Ach du bist's! du bist's!
SOSIAS:
Wer bin ich?
CHARIS:
Ach was leugnest du dich mir.
SOSIAS:
Ist heute alles rasend toll?
CHARIS:
Sah ich
Aus deines Auges Flammenzorne nicht
Den fernhintreffenden Apollon strahlen?
SOSIAS:
Apollon, ich? bist du des Teufels? – Der eine
Macht mich zum Hund, der andre mich zum Gott? –
Ich bin der alte, wohlbekannte Esel
Sosias!
Ab.
CHARIS:
Sosias? Was? Der alte,
Mir wohlbekannte Esel du, Sosias?
Halunke, gut, daß ich das weiß,
So wird die Bratwurst heute dir nicht heiß.
Ab.
Dritter Akt
Erste Szene
AMPHITRYON:
Wie widerlich mir die Gesichter sind
Von diesen Feldherrn. Jeder hat mir Glückwunsch
Für das erfochtne Treffen abzustatten,
Und in die Arme schließen muß ich jeden,
Und in die Hölle jeden fluch ich hin.
Nicht einer, dem ein Herz geworden wäre,
Das meine, volle, darin auszuschütten.
Daß man ein Kleinod aus versiegeltem
Behältnis wegstiehlt ohne Siegellösung,
Sei's; Taschenspieler können uns von fern
Hinweg, was wir in Händen halten, gaunern.
Doch daß man einem Mann Gestalt und Art
Entwendet, und bei seiner Frau für voll bezahlt,
Das ist ein leid'ges Höllenstück des Satans.
In Zimmern, die vom Kerzenlicht erhellt,
Hat man bis heut mit fünf gesunden Sinnen
In seinen Freunden nicht geirret; Augen,
Aus ihren Höhlen auf den Tisch gelegt,
Von Leib getrennte Glieder, Ohren, Finger,
Gepackt in Schachteln, hätten hingereicht,
Um einen Gatten zu erkennen. Jetzo wird man
Die Ehemänner brennen, Glocken ihnen,
Gleich Hämmeln um die Hälse hängen müssen.
Zu argen Trug ist sie so fähig just,
Wie ihre Turteltaub; eh will ich an
Die Redlichkeit dem Strick entlaufner Schelme,
Als an die Tücke dieses Weibes glauben.
– Verrückt ist sie, und morgen, wenn der Tag graut,
Werd ich gewiß nach Ärzten schicken müssen.
– Fänd nur Gelegenheit sich, anzuknüpfen.
Zweite Szene
Merkur auf dem Altan. Amphitryon.
MERKUR: für sich. Auf dies verliebte Erdenabenteuer Dir, alter Vater Jupiter, zu folgen, Es ist ein wahres Freundschaftsstück Merkurs. Beim Styx! Mir macht's von Herzen Langeweile. Denn jener Zofe Charis täuschender Als es vonnöten, den Gemahl zu spielen, So groß in dieser Sach ist nicht mein Eifer. – Ich will mir hier ein Abenteuer suchen, Und toll den eifersücht'gen Kauz dort machen.
AMPHITRYON:
Warum verriegelt man am Tage denn dies Haus?
MERKUR:
Holla! Geduld! Wer klopfet?
AMPHITRYON:
Ich.
MERKUR:
Wer? Ich!
AMPHITRYON:
Ah! Öffne!
MERKUR:
Öffne! Tölpel! Wer denn bist du,
Der solchen Lärm verführt, und so mir spricht?
AMPHITRYON:
Ich glaub du kennst mich nicht?
MERKUR:
O: ja;
Ich kenne jeden der die Klinke drückt.
– Ob ich ihn kenne!
AMPHITRYON:
Hat ganz Theben heut
Tollwurz gefressen, den Verstand verloren? –
Sosias! he! Sosias!
MERKUR:
Ja, Sosias!
So heiß ich. Schreit der Schuft nicht meinen Namen,
Als ob er sorgt', ich möcht ihn sonst vergessen.
AMPHITRYON:
Gerechte Götter! Mensch! Siehst du mich nicht?
MERKUR:
Vollkommen.
Was gibt's?
AMPHITRYON:
Halunke! Was es gibt?
MERKUR:
Was gibt's denn nicht,
Zum Teufel? Sprich, soll man dir Rede stehn.
AMPHITRYON:
Du Hundsfott wart! Mit einem Stock da oben
Lehr ich dich, solche Sprache mit mir führen.
MERKUR:
Ho, ho! Da unten ist ein ungeschliffner Riegel.
Nimm's nicht für ungut.
AMPHITRYON:
Teufel!
MERKUR:
Fasse dich.
AMPHITRYON: